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Gerade noch ein Patt

Gerade noch ein Patt

Titel: Gerade noch ein Patt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert N. Charrette
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siehst aus, als hättest du in deinen Kleidern geschlafen. Du ziehst die Sachen aus und saubere an, bevor du diese Wohnung verläßt. Ich will nicht, daß die Leute meinen Sohn für einen Penner aus irgendeinem Slum halten.«
    »Aber das ist kein...«
    »Kein Aber! Zieh dich um, sonst kommst du zu spät.«
    »Aber...«
    »Was habe ich gerade gesagt?«
    »Hör auf deine Mom, Andy«, riet Chunk.
    Andy funkelte sie an. Soviel dazu, daß Chunk sich bei ihm lieb Kind zu machen versuchte. Shayla hatte unrecht, und daran würde auch noch so viel mütterliche Schelte nichts ändern. Aber er konnte erkennen, daß er hier keine Sympathien gewinnen würde. Er beschloß, es bei seinen Schwestern zu versuchen.
    Um diese Uhrzeit waren Cyndie und Lola natürlich damit beschäftigt, sich für die Arbeit fertig zu machen. Die Mädchen waren mitten in ihrem üblichen Wirbelsturm der Vorbereitungen - sie hatten jedenfalls nicht die Absicht zuzulassen, daß irgend jemand Shayla Walkers Mädchen für Penner aus irgendeinem Slum hielt. Außerdem hatten sie keine Zeit, Andy zuzuhören. Wie Shayla glaubten sie, Andy versuche ihnen eine weitere Geschichte über virtuelle Abenteuer zu erzählen, und sie gaben ihm keine Gelegenheit, sie vom Gegenteil zu überzeugen.
    Schade, daß Asa nicht da war. Sie hätte ihn verstanden. Sie hätte ihm zugehört. Er hätte sie anrufen können, aber der Anruf würde vermerkt werden, und er war nicht sicher, ob er das wollte. Was, wenn er mit dem Diebstahl der Shadowrunner in Verbindimg gebracht wurde?
    Irgendwo im Hinterkopf versicherte ihm eine Stimme, daß er mit den Taten der Shadowrunner nicht in Verbindung gebracht würde.
    Aber wenn das nun nicht stimmte. Wenn jemand Andy mit dem Diebstahl in Verbindung brachte? Andy gehörte zur Telestrian-Familie, um Gottes willen! Wie sollte der Konzern ihm nicht nachspionieren, wenn man der Ansicht war, er hätte Verrat begangen, indem er den Runnern geholfen hatte? Wenn er Asa anrief, zog er sie damit nur in den Schlamassel hinein, und Konzerne wie Telestrian glaubten an Gruppenverantwortlichkeit. Was mochte ein Konzern, der seine Daten mit schwarzem Ice sicherte, der Familie eines Datendiebs antun?
    Telestrian benützte schwarzes Ice? Woher hatte er diese Idee? Er hatte nie irgendein Indiz dafür gesehen, oder doch?
    Man hatte in seinen Erinnerungen herumgepfuscht. Das war sicher. Er wußte, daß ihm die Runner die Erinnerung daran genommen hatten, wer sie waren und was sie getan hatten. Was hatte er noch vergessen?
    Wut flackerte in ihm auf, als er daran dachte, was sie ihm angetan hatten. Was gab ihnen das Recht, in seinem Kopf herumzupfuschen, seinen Verstand umzukrempeln und zu entscheiden, was er behalten durfte und was nicht? Er war eine Person, gottverdammt noch mal! Sie hatten ihn benutzt und dann weggeworfen wie ein wertloses, nicht wiederverwendbares Stück Schrott.
    Aber warum auch nicht? Was hatte Andy, der pflichtbewußte Telestrian-Angestellte, der er war, getan, um sie aufzuhalten? Was hatte er tun können ? Er war wertlos für den Konzern. Die Shadowrunner hatten nur seine Wertlosigkeit demonstriert.
    Vielleicht wollte er doch niemandem erzählen, was geschehen war.
    Er duschte und zog sich um, wobei er sich die ganze Zeit fragte, ob es überhaupt einen Sinn hatte, zur Arbeit zu gehen. Hatte er überhaupt noch eine Arbeit, zu der er gehen konnte? Spielte es eine Rolle? Er wußte, wo er die Antwort auf die erste Frage finden konnte - er brauchte nur an seinen Arbeitsplatz zu gehen. Nachdem er die Wohnimg verlassen hatte, fand er es sonderbar schwierig, durch die Gänge der Cyberdyne-Abteilung des Komplexes zu gehen, aber er zwang sich dazu.
    Der Track war ruhig, als er dort ankam, und Russ wartete nicht auf ihn. Niemand wartete. Andy versuchte es im Bereitschaftsraum. Russ war nicht da. Auch keiner seiner Stellvertreter. Unüblich, aber nicht das erstemal, daß so etwas vorkam. Dem schwarzen Brett entnahm Andy, daß für heute Testläufe mit dem Montjoy vorgesehen waren, doch sein Name war nicht auf der Liste der Testfahrer. Er rief die Arbeitseinteilung auf und stellte fest, daß er für Schreibtischarbeit eingeteilt worden war.
    Wußten die hohen Tiere Bescheid? Aber wenn ja, hätten sie ihn dann nicht einfach von der Sicherheit abholen lassen und einem Verhör unterzogen? Die Tatsache, daß sie ihn nicht wegschleppten, mußte bedeuten, daß sie ihn nicht mit dem Shadowrun in Verbindung brachten. Vielleicht war der Run auch noch gar nicht

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