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Gerade noch ein Patt

Gerade noch ein Patt

Titel: Gerade noch ein Patt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert N. Charrette
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ohne den Assoziationsverstärker gelebt. Warum hatte Tele-strian an der Headware-Programmierung herumgedoktert? Traute man ihm nicht zu, daß ihm der Konzern ohne das gefiel?
    Plötzlich schien sich alles um Vertrauen zu drehen. Die Runner hatten ihm nicht vertraut. Telestrian offensichtlich auch nicht. Wem, zum Teufel, konnte er vertrauen?
    Die Beschäftigungstherapie, für die er eingeteilt worden war, konnte eine direkte Folge der Vertrauensfrage sein. Was war, wenn die hohen Tiere bei Telestrian den Verdacht hatten, daß er an dem Datendiebstahl beteiligt war, es aber nicht genau wußten ? Wenn sie ihn von wichtigen Dingen. fernhielten, während sie Nachforschungen anstellten? Sie würden vielleicht - nein, wem wollte er etwas vormachen -, mit Sicherheit nicht wollen, daß etwas davon an die Öffentlichkeit drang. Das Bekanntwerden eines Datendiebstahls konnte einen Konzern ein Vermögen an der Börse kosten.
    Zuviel Spekulation. Zu viele Unbekannte. Er mußte wissen, wo er stand.
    Er würde mit seiner eigenen Personalakte beginnen. Jeder hatte über seine Systemidentifikationsnummer direkten Zugang zu seiner Personalakte, doch Andy glaubte nicht, daß ihm der direkte Zugang irgend etwas bringen würde. Wenn er unter Verdacht stand, würde sich nichts in seiner Akte befinden, was ihn be-unruhigen konnte - jedenfalls nichts, wozu er direkten Zugang hatte. Wenn er sich mit einem anderen Tele-strian-Zugangscode Einlaß verschaffte, hatte er immerhin die Möglichkeit zu sehen, ob man andere Konzernmitglieder vor ihm gewarnt hatte. Glücklicherweise hatte er außer seinem eigenen noch einen anderen TZC: Russ' Code, den er vor zwei Jahren aus einem zufällig aktiven Terminal im Bereitschaftsraum abgestaubt hatte. Damals hatte Andy gedacht, eines Tages würde er vielleicht sehen wollen, was sein Boß über ihn sagte, aber bis jetzt hatte er noch nicht den Nerv gehabt, ihn zu benutzen. Heute schien der richtige Tag zu sein, ihn auszuprobieren.
    Er verschaffte sich mit Russ' TZC Zugang, und nichts fiel über ihn her. Ermutigt rief Andy seine Akte auf. Er fand keine Alarmsirenen und auch nichts vor, das sich als Mahnung zur Vorsicht hätte interpretieren lassen -bis er sich Russ' Zugangscode zunutze machte und die Hintergrundstruktur seiner Akte unter die Lupe nahm. Er fand einen Wachhund und einen Spürer mit einem Übertragungs-Relais am Zugangstor zu seiner Akte. Der Wachhund würde demjenigen, der ihn darauf angesetzt hatte, melden, daß sich jemand Zugang zu der Akte verschafft hatte, und der Spürer würde dem Eindringling folgen, wohin er danach in der Matrix auch gehen mochte, während das Übertragungs-Relais nach Belieben Meldungen über seine Aktivitäten herausgeben konnte. Es handelte sich um das Matrix-Äquivalent einer Beschattimg, die im allgemeinen von einem Sicherheitsunternehmen durchgeführt wurde, wenn es jemandes Matrixaktivitäten beobachten wollte. Nach einer Analyse der Plazierung der Programme kam Andy zu dem Schluß, daß sie nicht der Telestrian-Ma-trixsicherheit gehörten. Die Wachhunde der Sicherheit wären in die Akte eingebettet gewesen, anstatt angeheftet.
    Wenn nicht die Telestrian-Sicherheit für diese Falle verantwortlich war, wer dann? Die Runner? Das ergab keinen Sinn. Warum sollten sie sich jetzt noch für ihn interessieren? Ein Konkurrent der Runner, der hoffte, über Andy Zugang zu ihnen zu bekommen? Das ergab nur wenig mehr Sinn. Derjenige, welcher den Wachhund auf ihn angesetzt hatte, mußte glauben, daß Andy etwas wußte. Unter Berücksichtigimg der Lücken in seinem Gedächtnis war das eher ein Witz.
    Aber vielleicht auch nicht. Er war sich zwar keiner Information bewußt, die eine derartige Aktion rechtfertigte, aber vielleicht begriff er auch ganz einfach nicht die Bedeutung von etwas, das er wußte. Er wußte, wie eines zum anderen kommen konnte. Niemand würde ihm glauben, daß er nichts wußte. Wenn es denjenigen, die ihn beschatten wollten, ernst war - und Andy hatte allen Grund, das zu glauben -, konnten sie beschließen, seine Familie zu benutzen, um ihn zur Zusammenarbeit zu bewegen. Unglücklicherweise war ihm das nicht möglich - aber würden sie ihm das glauben? Unwahrscheinlich. Und selbst wenn er alles ausplauderte, was er wußte, was wußte er schon? Nichts. Mit Sicherheit nicht genug, um diejenigen zufriedenzustellen, die hinter ihm her waren. Sie würden ihren Unmut an seiner Familie auslassen. Das durfte er nicht zulassen. Er durfte nicht zulassen, daß seiner

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