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Gerade noch ein Patt

Gerade noch ein Patt

Titel: Gerade noch ein Patt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert N. Charrette
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haben die außerordentliche Ehre, die Wiederkehr der Säuberungen aus erster Hand mitzuerleben. Heil Steele.«
    »Das ist keine Säuberung.« Toms Stimme klang ein wenig angestrengt. »Wir bemühen uns schlicht und einfach, die Ordnung wiederherzustellen und die Aufrührer an die Kette zu legen.«
    »Aufrührer?« wiederholte Markowitz ungläubig. »Dort draußen sind keine Aufrührer, sondern nur Leute, die versuchen, sich gegen Lockes Schaftstiefel tragende Sturmtruppen zu verteidigen. Oder wenigstens haben sie das getan, bis Sie und Ihre gepanzerten Handlanger aufgetaucht sind. Peng! Und nieder mit dem Werkzeug des manifesten politischen Willens. Peng! Und wieder ein prima SS-Hammer, um die Untermenschen niederzuknüppeln. Was ist los, Herr Major, Sie sehen so verärgert aus? Sitzen die Schaftstiefel zu eng?«
    »Das geht zu weit«, sagte Andy. Er hoffte, Tom würde sehen, daß ihn nicht alle für einen von diesen üblen Burschen hielten, von denen Markowitz redete.
    Markowitz wandte sich an ihn. »Was seine Leute tun, das geht zu weit«, sagte er, indem er anklangend mit dem Finger auf Tom zeigte. »Dort draußen in den Lagern sind gute Leute, und sie sterben, weil sie es gewagt haben, für das einzutreten, was ihnen zusteht, weil irgendein vollgefressener Politiker eine bessere Verwendung für das Geld hat. Diese guten Leute sterben, weil sie sich erhoben und verlangt haben, was man ihnen versprochen hat. Sie wollen nur eine Entschädigung.«
    »Gute Leute?« Tom war jetzt erhitzt. »Gute Leute setzen nicht ihre Nachbarschaft in Brand. Mit den Feuern, die die Aufrührer letzte Nacht gelegt haben, sind sie zu weit gegangen.«
    »Also haben Sie die Absicht, die Brände mit Blut zu löschen. Sehr demokratisch.«
    »Wir haben die Absicht, dafür zu sorgen, daß keine weiteren mehr gelegt werden.«
    »Wie? Indem Sie die Leute umbringen? Ich nehme an, das wird echt gut klappen. Die Dinge beruhigen sich schnell, wenn alle tot sind. Ist außerdem noch eine ziemlich bequeme Lösung. Keine Zeugen.«
    »Sie übertreiben maßlos, Markowitz«, sagte Tom.
    »Aber es stimmt«, warf Andy ein. »Ich habe gesehen, wie Soldaten Leute erschossen haben, die sich ergeben wollten.«
    »Nein.« Toms Stimme war nicht sehr laut, und Andy war nicht sicher, ob er Tom wirklich sprechen gehört hatte.
    »Glauben Sie nicht, daß Ihre Brüder in Uniform Mörder sind?« fragte Markowitz.
    Tom räusperte sich. »Wenn jemand getötet wurde, dann deshalb, weil er bedrohlichen Widerstand geleistet hat. Obwohl ich von jemandem mit derartig linksgerichteten Ansichten nicht erwarte, daß er das versteht, Mr. Markowitz, kann ich Ihnen versichern, daß die Armee kein Sammelbecken für wahllos um sich schießende Mörder ist.«
    »Oh, sie sind nicht wahllos«, sagte Markowitz. »Das habe ich nie behauptet. Tatsächlich ist mir eine eindeutige Vorliebe unter den Soldaten dafür aufgefallen, den Widerstand unter den Metamenschen zu finden. Du meine Güte, ich habe selbst erlebt, wie ein Schlichter mürrischer Blick so bedrohlich für Ihre gut bewaffneten Soldaten war, daß sie sich gezwungen sahen, mindestens zwei Orks, einen Troll und eine Zwergenfrau mit ihrem Baby kurz und bündig zu exekutieren.«
    »Sie müssen sich irren«, sagte Tom.
    »Muß ich das?«
    Tom antwortete nicht. Er starrte nur die Kabinenwand an.
    »Sie sind eine Marionette«, sagte Markowitz zu ihm.
    Tom drehte sich langsam zu ihm um und sagte: »Sie neigen zur Melodramatik, Mr. Markowitz.«
    »Das liegt daran, daß ich ein verhinderter Romantiker bin, hat man mir jedenfalls gesagt. Vielleicht ist das der Grund, warum ich immer noch glaube, daß sich dann und wann ein Mann erhebt und das Richtige tut, auch wenn seine Chummer etwas ganz anderes tun. Es ist schwer, gegen den Strom zu schwimmen, aber manchmal muß man einfach. Ich weiß, daß Sie wissen, was ich meine. Andy hat mir gesagt, Sie wären in Ordnimg. Nicht wahr, Andy?«
    »Ja. Das habe ich ihm gesagt, Tom.«
    »Genau. Hören Sie, Major. Sie haben jetzt die Möglichkeit, mir zu beweisen, daß ich mich in Ihnen irre. Der Junge hat Ihnen die Wahrheit gesagt: Keiner von uns hat etwas mit dem Aufruhr zu tun. Daß wir auf der Brücke erwischt worden sind, war einfach nur Pech und schlechtes Timing, das ist alles. Es hat nichts zu bedeuten. Wir wollen mit dieser Schweinerei nichts zu tun haben. Ich bin sicher, Sie werden das verstehen. Warum setzen Sie uns also nicht einfach ab, und wir vergessen alle, daß wir uns je begegnet

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