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Geräusch einer Schnecke beim Essen

Geräusch einer Schnecke beim Essen

Titel: Geräusch einer Schnecke beim Essen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Tova Bailey
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vorziehen würde.
    Zuchtschnecken, die mit ihrem Los nicht zufrieden waren, haben immer wieder Wege gefunden, zu fliehen. Mitte des neunzehnten Jahrhunderts beschrieb Sir George Head den ausgeprägten Selbsterhaltungstrieb von Schnecken, die auf einem Straßenmarkt in Rom zum Verkauf angeboten wurden: «Der Besitzer», so Sir George, «muss äußerste Wachsamkeit und Geschicklichkeit aufbringen, um ihre unablässigen Versuche, über den Korbrand davonzukriechen, zu vereiteln.»
    In einem Prospekt des US-amerikanischen Landwirtschaftsministeriums steht, dass eingesperrte Schnecken sich zusammenschließen und mit vereinten Kräften fliehen können. Ich stellte mir hunderte dicht an dicht in Transportkisten gepackte Schnecken vor, unterwegs zu einem Restaurant, in dem Schneckengerichte die Speisekarte zieren und die Tiere von kochendem Wasser erwartet werden. Einig in ihrem Ziel, tun sie sich zusammen, drücken mit ihren muskulösen Köpfen gegen den Kistendeckel und sprengen ihn weg, um sodann langsam, aber stetig der Freiheit entgegenzukriechen.

14 . Tiefschlaf
     
    «Ich gehe in mich selbst hinein, und dort bleibe ich.
Die Welt geht mich nichts an!»
    Und damit begab die Schnecke sich in ihr Haus hinein
und verkittete dasselbe.
    Hans Christian Andersen, Die Schnecke und der Rosenstrauch , 1861
     
    Wenn eine Schnecke mit dem Nahrungsangebot unzufrieden ist oder unter dem Wetter leidet, begibt sie sich in einen winterschlafähnlichen Ruhezustand. Ihr Herzschlag verlangsamt sich auf wenige Schläge pro Minute, und die Sauerstoffaufnahme reduziert sich im Vergleich zu ihrem aktiven Zustand auf ein Fünftel. Vielleicht lag es an der Kombination von meiner Schlaflosigkeit und dem raschen Verfliegen meiner nicht nutzbaren Zeit, dass mir von allen im Lauf der Evolution erworbenen Eigenschaften der Schnecke diese Fähigkeit, sich wenn nötig in einen Ruhezustand zu begeben, die erstrebenswerteste schien. Wie Dornröschen ist eine Schnecke in der Lage, so lange in ihrem Schlafzustand zu verharren, bis die äußeren Bedingungen günstig sind – allerdings erwacht sie dann unter Umständen wie Rip Van Winkle in einer veränderten Welt.
    Wird während der Sommermonate das Wetter zu trocken, windig oder heiß oder die Nahrung knapp, begeben sich manche Schnecken in den sogenannten Sommerschlaf. Sie klettern einen Baum, eine kleinere Pflanze oder eine Mauer hinauf, um sich von der Bodenwärme zu entfernen und vor bestimmten Räubern oder Überschwemmungen in Sicherheit zu bringen. Hat die Schnecke einen geschützten Platz gefunden, heftet sie sich dort mit Schleim fest, und zwar meistens mit der Gehäuseöffnung nach oben, wohl um einen etwaigen Wetterumschwung schneller zu bemerken. Dann verschließt sie die Öffnung mit einer Art temporärer Schutztür aus Schleim. Dieses sogenannte Epiphragma schützt sie vor Veränderungen von Temperatur und Feuchtigkeit. Eine Schnecke kann wochen-, monate-, ja sogar jahrelang in der Sommerruhe verharren.
    Im Winter mit seinen kälteren Temperaturen und kürzeren Tagen begeben sich die Schnecken in den Winterschlaf, wozu manche von ihnen Jahr für Jahr an denselben Ort zurückkehren. 1835 beschrieb William Kirby in seiner Abhandlung On the History, Habits and Instincts of Animals [Über die Geschichte, Gewohnheiten und Instincte der Thiere] die Vorbereitungen zum Winterschlaf:
     
    Schnecken hören auf zu fressen, wenn sie die erste Herbstkühle spüren… und beginnen mit den Vorbereitungen für ihren winterlichen Rückzug… Jede baut sich… eine Höhle, die groß genug ist, um ihr Gehäuse zu umfassen. Die Art und Weise, wie sie dies thut, ist bemerkenswert: Sie versieht ihre Kriechsohle mit einer beträchtlichen Menge ihres Schleims, so dass eine gute Portion Erde und trockenes Laub daran haften bleiben, die sie sodann zu einer Seite hin abschüttelt; eine zweite Portion wird auf die nämliche Weise gesammelt und abgelegt, und so fort, bis sie eine Art Mauer um sich herum errichtet hat… Sie presst sich gegen die Seiten, um dieselben zu glätten und festigen. Die Kuppel oder Abdeckung wird auf die nämliche Weise gebildet…
    Solcherart erbaut sie ihr Winterquartier, und indem sie ihren Kriechfuß als Schaufel verwendet, um ihren Mörtel zu mischen, als Tragmulde, um ihn zu transportiren, und als Kelle, um ihn gebührlich und gleichmäßig zu verstreichen, vollendet sie schließlich ihr Werk und bezieht ihr lauschiges, warmes Quartier.
     
    Hat die Schnecke diesen ihrer Gestalt

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