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Geraubte Erinnerung

Geraubte Erinnerung

Titel: Geraubte Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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EEGs erwartete sie beinahe, dass er die Augen öffnete. Doch sie blieben geschlossen. Im Stillen dankte sie Gott, dass der Notarzt ein CT verordnet hatte und kein MRI. Wie hätte sie ihm ausreden sollen, was für einen gewöhnlichen Mediziner ein harmloses Standard-Testverfahren war? Wie konnte sie David vor irgendetwas schützen, das hier im Krankenhaus mit ihm geschah? Sie wusste nicht einmal, vor was sie ihn beschützen musste. Sie kannte den Feind nicht. Die einzige Person, die ihr einfiel und die möglicherweise eine Antwort auf dieses merkwürdige Koma hatte, war RaviNara. Doch nach Davids Worten gehörte Nara zu der Gruppe von Verschwörern, die David töten wollte.
    »Wach auf, David«, flüsterte sie ihm leise ins Ohr. »Bitte wach auf.«

32
    White Sands
    R avi Nara parkte seinen ATV draußen vor dem Hospitalhangar und ging zum Eingang. In der Tasche trug er eine Spritze mit Kaliumchloridlösung, die Godins geschwächtes Herz so sicher stoppen würde wie eine Kugel.
    Er blieb an der Hangartür stehen, außerstande, sie zu öffnen. Er hatte Stunden benötigt, um sich für diese Krankenvisite zu wappnen, und ohne Skows Drohungen hätte er es niemals so weit geschafft. Sie beobachten dich irgendwo auf ihren Monitoren, sagte er sich. Los, geh rein.
    Er betrat den Hangar, schlüpfte in einen frischen weißen Kittel und ging zum Dekontaminator, wo er den Bodenschalter betätigte. Intensives ultraviolettes Licht bombardierte ihn von allen Seiten. Während er dort stand und wartete, starrte er durch die Schleuse ins Innere der Blase. Godins Pfleger saßen wie Wachhunde zu beiden Seiten des Krankenbettes. Jetzt heißt es er oder ich, sagte er sich. Denk an das, was Skow gesagt hat …
    Der NSA-Mann hatte alles andere als Freudenschreie ausgestoßen, als er erfahren hatte, dass der Prototyp aller Wahrscheinlichkeit nach in zwölf Stunden den Trinity-Zustand erreichen würde. Er hatte wissen wollen, wie lange Godin noch zu leben hätte. Als Ravi geantwortet hatte, dass es wohl mehr als zwölf Stunden sein würden, hatte Skow ihm gesagt, dies könne er nicht zulassen.
    »Warum nicht?«, hatte Ravi Nara gefragt, obwohl er die Antwort längst kannte und fürchtete.
    »Weil es zu spät ist«, hatte Skow schroff erwidert. »Der Präsident hat mich aus China angerufen. Er war sehr aufgebracht wegen der Probleme mit David Tennant. Und obendrein sehr misstrauisch. Ich musste ihm eine Geschichte erzählen, die einen Sinn ergab.«
    »Sie meinen, eine Geschichte, die ein wenig von der Wahrheit abgewichen ist.«
    »Ganz genau. Ich habe dem Präsidenten erzählt, dass Peter schon die ganze Zeit krank gewesen wäre und dass ich die Befürchtung hege, er könnte derjenige sein, der für Andrew Fieldings Tod verantwortlich ist. Ich habe ihm gesagt, dass Godin verschwunden wäre und dass es vielleicht irgendwo eine geheime Forschungsanlage gäbe, wo die Arbeit an Project Trinity fortgesetzt würde. Das FBI nimmt in diesem Augenblick den gesamten Komplex von Godin Supercomputing in Mountain View auseinander.«
    Ravi schloss die Augen und betete, dies alles möge nur ein Albtraum sein. Im Konferenzraum in North Carolina war ihm die Entscheidung, Fielding aus dem Weg zu räumen, fast wie ein offizieller Beschluss der Regierung vorgekommen. Trinity existierte einzig und allein, weil es Amerikas strategische Position in der Welt stärken sollte. Fielding hatte diese Anstrengungen sabotiert. Doch wenn man all das Drumherum wegließ, war Fieldings »Eliminierung« nichts weiter als ein ganz gewöhnlicher Mord gewesen.
    »Ravi?«
    »Ich bin noch da.« Er wusste, was Skow als Nächstes von ihm verlangen würde. Und er fürchtete sich davor.
    »Sie wissen, was getan werden muss.«
    Ravi unternahm einen letzten Versuch, sich zu wehren. »Sie haben gesagt, wenn wir Trinity wahr machen, wird niemand mehr fragen, wer alles sterben musste, um es zu verwirklichen.«
    »Das war vor dem Ärger mit Tennant. Aber es gab eine Schießerei mitten in Washington, verdammt! Ich habe Tennant als einen gefährlichen Psychopathen dargestellt, aber das ist nicht dasProblem. Ich habe genügend medizinische Unterlagen in meinem Besitz, um diese Behauptung zu beweisen.«
    »Aber das alles sind Ihre Probleme, nicht meine.«
    Skow antwortete ruhig, doch die Worte ließen Ravis Blut erstarren. »Ich bin nicht der Einzige, der weiß, dass Sie bei Fieldings Eliminierung mitgemacht haben, Ravi. Ich verfüge über Aufzeichnungen. Sehr belastende Aufzeichnungen. Wir alle

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