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Geraubte Erinnerung

Geraubte Erinnerung

Titel: Geraubte Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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über seinen eigenen Mut. »Ist das der Grund, warum Sie ihn haben töten lassen?«
    Die blauen Augen schlossen sich, doch Godins Stimme warklar und deutlich, als er antwortete. »Fielding war ein großartiger Physiker, doch kein Mann kann die Zukunft aufhalten. Er wird eine zweite Chance auf ein Leben erhalten. Er lebt bereits jetzt teilweise im Trinity-Prototyp, und irgendwann wird sein Neuromodell den Trinity-Zustand erreichen. Wenn dieser Tag kommt, wird Andrew verstehen, warum ich es tun musste. Aber jetzt … jetzt ist es Zeit für Sie zu gehen, Ravi.«
    Ravi hatte Geli Bauer nie freudiger grinsen sehen als in diesem Augenblick. Sie war fast acht Zentimeter größer als er, als sie den Arm um seine Schulter legte wie eine Liebhaberin. Dann blickte sie mit einer Intimität von oben herab in seine Augen, die Ravi das Blut in den Adern erstarren ließ.
    »Es gibt nur noch eine Frage, die wir gerne beantwortet hätten«, sagte sie. »Haben Sie das alles alleine in ihrem kleinen überhitzten Gehirn ausgebrütet, oder hatten Sie jemanden, der Ihnen geholfen hat?«
    Das wisst ihr doch schon längst, dachte Ravi. Er versuchte, sich aus ihrem Griff zu lösen, doch Geli hielt ihn eisern fest. Dann strich sie mit einem Fingernagel über seine Schulter bis zu seinem nackten Hals. »Kommen Sie, Ravi … haben Sie sich nicht immer gewünscht, ein wenig Zeit mit mir allein zu verbringen?«
    Ravi fürchtete, seine Blase könnte sich leeren.
    Jerusalem
    Für Rachel war die Nacht nicht ganz ohne Hoffnung verstrichen. Doch als die Morgendämmerung über das Tote Meer stieg und das Kidron-Tal in ihr Licht tauchte, machte sich langsam Verzweiflung in ihr breit.
    David lag im Sterben.
    Der Neurologe, der am vergangenen Abend vorbeigekommen war, um David zu untersuchen, war ein kleiner, gutmütiger Mann namens Weinstein. Dr. Weinstein besaß dunkle Haare undflinke schwarze Augen, denen nichts entging. Er hatte einen Teil seiner Ausbildung am Massachusetts General in Boston absolviert, und er sprach fließend Englisch.
    Sobald er das EEG sah, verordnete er einen MRI-Scan von Davids Gehirn. Rachel beschloss, dass sie ihm einen Teil der Wahrheit erzählen musste, um dies zu verhindern. Sie fragte Weinstein, ob er von Ravi Nara gehört hatte. Der Neurologe kannte Naras Arbeiten und war beeindruckt, dass sein neuer Patient zusammen mit dem berühmten Nobelpreisträger geforscht hatte. Rachel erklärte, dass es bei Naras Experimenten um eine sehr weit fortgeschrittene MRI-Apparatur gegangen sei, deren extremes magnetisches Feld bei einigen Menschen zu Nebenwirkungen geführt hätte. Aus diesem Grund würde sie Weinstein bitten, von einem MRI-Scan abzusehen, bis es keine andere Möglichkeit mehr gäbe.
    »Ich verstehe, was Sie mir sagen wollen«, erwiderte Weinstein. »Und ich muss gestehen, dass ich fasziniert bin. Doch meiner Meinung nach steht dieser Mann hier dicht vor dem Tod. Sie wissen sicherlich, dass ein MRI sehr viel mehr zeigt als ein einfaches CT. Es gibt zu viele schwere Knochen in jenem Bereich des Schädels, als dass ein CT ein einwandfreies Abbild liefern könnte.«
    »Ich weiß«, sagte Rachel. »Aber glauben Sie wirklich, dass dieses Koma durch einen Stammhirntumor hervorgerufen wurde?«
    Der Neurologe zuckte die Schultern. »Offen gestanden, es ist die einzige Möglichkeit, die wir noch nicht ausgeschlossen haben. Sie glauben, dass die MRI-Scans von Dr. Nara jede untypische Masse aufgezeigt hätten?«
    »Ja.«
    Weinstein verschränkte die Arme vor der Brust und seufzte. »Und wissen Sie, was ich glaube?«
    »Was?«
    »Ihr Freund wird sehr bald sterben, wenn wir nicht herausfinden, was mit ihm nicht stimmt.«
    Sechzig Minuten später hatte Weinstein die MRI-Scans von Davids Gehirn vorliegen. Sie zeigten keine Tumormasse. Als er Rachel seinen Befund verkündete, verschwanden Davids Theta- und Betawellen vom Monitor des EEG. Allein die uniformen Alpha-Wellen des Alpha-Komas blieben.
    Rachel begann zu weinen.
    Dr. Weinstein legte einen Arm um sie. »Das kann unmöglich durch ein gewöhnliches MRI verursacht worden sein.« Er klang, als versuchte er mehr sich selbst zu überzeugen als Rachel. »Vielleicht sollten Sie Dr. Nara anrufen. Wir befinden uns hier auf einem unerforschten Gebiet der medizinischen Wissenschaft.«
    Rachel schloss die Augen. Wie sollte sie Weinstein erklären, dass sie Nara nicht anrufen konnte, ohne einen weiteren Mordanschlag zu riskieren?
    »Ich will es versuchen«, sagte sie schließlich. »Es

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