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Geraubte Erinnerung

Geraubte Erinnerung

Titel: Geraubte Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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erinnerten, doch statt Golfbahnen standen auf dem dreitausend Hektargroßen Gelände Labors von DuPont, 3M, Merck, BioGen, Lockheed und Dutzender anderer Blue Chip Companys. Fünfundvierzigtausend Menschen arbeiteten Tag für Tag auf dem Gelände des Technologieparks, doch weniger als dreihundert von ihnen wussten, was sich hinter den Mauern des Trinity Building verbarg. Ich fuhr langsam und hoffte auf irgendeine jugendlich-naive Weise, dass ich mein Ziel nie erreichen würde.
    Das Trinity Building stand zweihundert Meter von der Straße zurück, hinter einem Schild, auf dem ARGUS OPTICAL zu lesen war. Ein wenig einladender, fünfstöckiger Block aus Stahl und schwarzem Glas auf einem bewaldeten, fünfundzwanzig Hektar großen Areal mit ausgedehnten unterirdischen Gewölben und einem Hubschrauberlandeplatz. Der Klotz aus Stahl und Glas war lediglich eine Hülle, die zur Schau errichtet war. Dahinter sorgte eine Hightech-Abschirmung aus Kupfer mit dem Kodenamen Tempest dafür, dass keinerlei elektromagnetische Strahlung Trinity verlassen oder in den inneren Bereich eindringen konnte. Die gleiche Abschirmung schützte die NSA-Gebäude in Fort Meade.
    Weil das Gebäude in einer Senke stand, waren die beiden untersten Etagen nicht zu sehen. Der Haupteingang befand sich im dritten Stock. Um ihn zu erreichen, musste das Personal einen überdachten Laufsteg von vierzig Meter Länge überqueren, der in einen befestigten Eingangsbereich mündete – eine schmale Passage, bewacht von einem Sicherheitsmann und überzogen mit empfindlichen Metalldetektoren, elektronischen Bombenschnüfflern und Durchleuchtungsgeräten. Für den autorisierten Zugang waren ein Ausweis mit Lichtbild, ein Fingerabdruck-Scan sowie die obligatorische Durchsuchung sämtlicher Taschen erforderlich.
    Ein Wachmann betätigte den elektronischen Öffner, und die Tür hinter der Passage glitt beiseite. Ich ging zum Empfangsschalter, ohne mir die Nervosität anmerken zu lassen, die mich beherrschte.
    »Morgen, Doc«, sagte ein Wachmann mittleren Alters namens Henry.
    Manchmal glaubte ich, Henry war durch irgendeine zentrale Vermittlung eingestellt worden. Die übrigen Mitglieder des Wachpersonals waren ausnahmslos Ende zwanzig, geschmeidige, schlanke junge Männer und Frauen mit glatten Gesichtern, wachen Augen und null Körperfett. Nur Henry, der Mann am Tor, hatte je ein Wort des Grußes geäußert.
    »Guten Morgen, Henry«, antwortete ich.
    »Es gibt ein Meeting im Konferenzraum, um neun Uhr«, sagte Henry.
    »Danke.«
    »Sie haben noch vier Minuten.«
    Ich sah auf die Uhr und nickte.
    »Ich komme einfach nicht über Professor Fielding hinweg«, sagte Henry. »Es heißt, er wäre tot gewesen, bevor ein Krankenwagen da war.«
    Ich atmete vorsichtig durch. Das Gespräch wurde von versteckten Kameras aufgezeichnet. »So geht es eben manchmal bei einem Schlaganfall.«
    »Keine schlechte Art zu sterben, wenn Sie mich fragen. Schnell, meine ich.«
    Ich zwang mich zu einem Lächeln und legte den Zeigefinger auf ein kleines Sensorpad. Nachdem das Gerät gepiepst und meine Identität bestätigt hatte, unterwarf ich mich dem täglichen Spießrutenlauf durch die Batterie von Detektoren und nahm die Treppe in den fünften Stock, wo die Verwaltungsbüros und der Konferenzraum untergebracht waren.
    Gelbes Absperrband war über die Tür von Fieldings Büro gespannt. Wer hatte es dort angebracht? Die NSA hatte der örtlichen Polizei oder der State Police wohl kaum die Erlaubnis zum Betreten des Gebäudes erteilt. Ich vergewisserte mich mit zwei raschen Blicken, dass ich allein im Korridor war, und versuchte den Türknauf zu drehen. Verschlossen. Und nicht durch irgendein Pappschloss aus einem Eisenwarenladen. Falls Fieldings Taschenuhr in seinem Büro lag, kam ich nicht heran.
    Ich ging ein paar Türen weiter zu meinem eigenen Büro,schloss die Tür und setzte mich hinter meinen Primärcomputer. Er gehörte zu einem geschlossenen Netzwerk, das allein den Wissenschaftlern von Project Trinity vorbehalten war und keinerlei Verbindung zur Außenwelt besaß. Um ins Internet zu gehen, musste ich einen zweiten Computer benutzen, der weder über Ports noch Laufwerke verfügte, durch welche man Dateien aus dem Gebäude hätte exportieren können.
    Der Bildschirm meines Primärcomputers zeigte eine interne Mail: eine Erinnerung an das Meeting, das in zwei Minuten planmäßig im Konferenzraum beginnen würde. Mit einem makabren Frösteln wurde mir bewusst, dass ich beinahe mit einer

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