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Geraubte Erinnerung

Geraubte Erinnerung

Titel: Geraubte Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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derzeitige Entwicklung ungestört weiterläuft, verlieren wir die Kontrolle über die Situation, falls es nicht schon geschehen ist.«
    »Miss Bauer, morgen früh könnte der Präsident der Vereinigten Staaten Dr. David Tennant ins Oval Office bitten, um sich mit ihm über Project Trinity zu unterhalten. Begreifen Sie das? Vielleicht haben sie sich bereits unterhalten. Tun Sie, was immer Sie tun müssen, um sich zu beruhigen. Nehmen Sie einen Tranquilizer, lassen Sie sich durchvögeln, was auch immer. Ich verabscheue Grobheit, aber darauf läuft es im Grunde hinaus. Und jetzt … ich bin bei meiner Familie. Belästigen Sie mich nicht mehr, es sei denn, Tennant versucht noch einmal, den Präsidenten zu erreichen, oder er erschießt jemanden in aller Öffentlichkeit.«
    »Ich möchte, dass mein Protest gegen diese Entscheidung zu Protokoll genommen wird.«
    »Meinetwegen.«
    »Ich möchte mit Godin sprechen.«
    »Das ist unmöglich. Er ist zurzeit für niemanden zu sprechen.«
    »Wo ist er?«
    »In Mountain View. Er muss eine Krise bereinigen.«
    »Aber Peter Godin war heute Mittag noch hier in der Stadt.«
    »Peter Godin hat sich keinen G5 gekauft, um ihn im Hangar vollstauben zu lassen.«
    Geli hörte Skows Teenagersöhne im Hintergrund zanken und einen Fernseher plärren. »Ich fürchte, ich kann Ihre Beurteilung der Lage nicht akzeptieren. Ich kann meine Verantwortlichkeiten nicht ignorieren, nur weil Sie nicht den Mumm haben, das zu tun, was zum Schutz von Project Trinity erforderlich ist.«
    »Haben Sie den Verstand verloren, Miss Bauer? Ich habe heute Abend bereits zweimal mit Peter Godin telefoniert. Ich weiß ganz genau, was er möchte und was nicht. Und falls Sie glauben, die Angelegenheit selbst in die Hand nehmen zu müssen … nicht einmal Ihr Vater wird imstande sein, Sie zu schützen.«
    Geli hatte Skow noch nie gemocht. Jetzt hasste sie ihn aus tiefstem Herzen.
    Sie unterbrach die Verbindung und starrte auf ihren Bildschirm, auf dem noch immer die Liste mit Fieldings Habseligkeiten zu sehen war. Warum, zur Hölle, bewahrte jemand ein Kobragebiss auf? Sie wollte in den Lagerraum und die Gegenstände anhand der Liste überprüfen, doch sie war zu verdammt außer sich vor Wut, um sich jetzt damit zu beschäftigen.
    Sie hatte immer schon mit unvollständigen Informationen auskommen müssen. Es hatte ihr nicht viel ausgemacht. Die Army war ein gutes Trainingslager dafür. Man konnte ein Gebäude vierundzwanzig Stunden am Tag bewachen, ohne zu wissen, ob nun Kisten mit Unterwäsche oder Atomwaffen darin lagerten. Doch jetzt war sie in einer Situation, in der es einfach zu viel gab, das sie nicht wusste. Das Geheimnis im Herzen von Project Trinity schien die Kontrolle über alles und jeden in seiner Umgebung zu übernehmen. Und doch konnte sie nichts dagegen tun. Sie musste mit Godin reden, unbedingt, doch Godin war incommunicado.
    Angesichts der gegenwärtigen Aussichtslosigkeit, etwas zu bewirken, stellte sie eine Verbindung zu Kurt Bock her und befahl ihm, die Observation von Weiss zu beenden. Der wortkarge junge Deutsche wurde im Kontrollzentrum gebraucht. Skow hatte ihr befohlen, sich zu beruhigen, und Geli kannte nur eine Methode, dies zu tun. Sie brauchte jemanden, der zur Abwechslung ihr die Befehle gab, anstatt immer nur selbst welche zu erteilen.

10
    T raumloser Schlaf wich einem Schwall pochenden Blutes und der Erinnerung an Fielding, der tot in seinem Büro lag. Sonnenlicht flutete durch einen Spalt in den Vorhängen. Ich hatte die Nacht überlebt, trotzdem griff ich als Erstes unter mein Kissen, wo der .38er lag. Erst dann versetzte ich meinem Radiowecker einen Klaps und brachte den schrillenden Alarmton zum Verstummen.
    Mein Telefon hatte während der Nacht nicht geläutet, also hatte der Präsident nicht versucht, mich zu erreichen. Ich überprüfte meinen Anrufbeantworter für den Fall, dass ich vom Läuten nicht wach geworden war, doch auch auf dem Band waren keine Nachrichten. Ich versuchte, gar nicht erst über die Implikationen nachzudenken, und wählte die Nummer von Fieldings Haus. Ein Anrufbeantworter schaltete sich ein. Die aufgezeichnete Ansage stammte noch von Andrew, und seine Stimme vibrierte vor guter Laune. In der Hoffnung, dass Lu Li inzwischen Hunderte von Meilen weit weg war, legte ich wieder auf und ging mit meiner Waffe ins Badezimmer, wo ich hinter mir die Tür versperrte.
    Ich rasierte mich hastig. Als ich in der vergangenen Nacht von Fielding zurückgekommen war,

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