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Geraubte Erinnerung

Geraubte Erinnerung

Titel: Geraubte Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Keine dreißig Minuten vorher war ich überzeugt gewesen, dass der Albtraum vorüber wäre. Ewan McCaskell würde zurückrufen, und der Präsident würde die Kontrolle über Trinity übernehmen. Und jetzt war diese Hoffnung zum Teufel.
    »Wir müssen ein wenig laufen«, sagte ich, »dann werden wir uns einen Wagen ausleihen. Niemand wird uns behelligen. Mit Fieldings Schachtel unter dem Arm sehen wir aus wie Handelsvertreter, die von Tür zu Tür gehen. Schaffen Sie das?«
    Sie nickte.
    Ich nahm Fieldings Schachtel und setzte mich mit Rachel neben mir in Bewegung, die Oak Street hinunter. »Hinter den Häusern verläuft eine lange Hecke. Sie trennt die Grundstücke auf dieser Straße von denen in meiner Straße. Sie werden es gleich sehen. Wir müssen durch die Hecke hindurch. Ich sag Ihnen Bescheid.«
    Wir marschierten über den Bürgersteig und legten die hundert Meter bis zu der Stelle zurück, wo ich das Dach meines Hauses gesehen hatte. Wir gingen noch zwei Häuser weiter, dann sagte ich: »Genau hier. Zwischen den Häusern durch.«
    Doch der Weg zwischen den beiden Häusern hindurch wurde von einem hölzernen Sichtschutzzaun versperrt.
    »Falls das Tor abgeschlossen ist, klettern wir über den Zaun«, sagte ich.
    »Und was machen wir, wenn jemand im Garten ist?«
    »Darum kümmere ich mich dann.«
    Doch das Tor war unversperrt. Hinten im Garten standen Plastikspielzeuge und ein Rasenmäher, doch es war keine Menschenseele zu sehen. Ich schob Rachel über die freie Fläche zum rückwärtigen Zaun. Hier gab es kein Tor, also bückte ich mich, verschränkte die Finger, sodass Rachel den Fuß darauf setzenkonnte, und schob sie hoch. Anschließend kletterte ich selbst über den Zaun und sprang neben ihr zu Boden.
    Der Platz zwischen Zaun und Hecke betrug kaum mehr als einen halben Meter. Ich kroch durch eine Öffnung am Boden der Büsche und kam hinter dem Geräteschuppen zum Vorschein, wo ich vorher Fieldings Schachtel versteckt hatte. Rachel folgte mir; dann nahm sie meine Hand und zog sich auf die Beine. Ich wusste nicht, womit der Besitzer der Hütte seinen Lebensunterhalt verdiente, doch ich nahm an, dass er irgendeinen Job als Vertreter hatte, denn er war fast nie zu Hause.
    Das Innere des Schuppens lag im Halbdunkel, und es stank nach toten Mäusen und Motoröl. An einem Hakenbrett hingen verschiedene Werkzeuge. Ich benötigte eine Brechstange ähnlich meiner eigenen auf dem Dachboden, doch ich sah nichts dergleichen. Kniend suchte ich den Boden unter den Regalen ab. Hier lagerte Angelausrüstung. Nichts, das schwer genug gewesen wäre für meine Zwecke.
    »Mir ist übel«, sagte Rachel.
    »Das ist der Gestank. Gehen Sie nach draußen.«
    Als sie gegangen war, entdeckte ich in einer Ecke einen Fünf-Kilo-Vorschlaghammer. Ich hob ihn auf und verließ die Hütte ebenfalls. Draußen stand Rachel vornübergebeugt mit den Händen auf den Knien.
    »Wozu ist der?«, fragte sie, als sie den Hammer in meiner Hand bemerkte.
    »Bleiben Sie dicht bei mir.«
    Ich trottete zur Hintertür des Hauses, holte mit dem Hammer aus und schwang ihn mit voller Wucht gegen das Schloss. Die Tür flog nach innen. Ich ließ den Hammer fallen und rannte ins dunkle Haus. Rachel folgte mir. Ich hörte keinen Alarm, doch es konnte durchaus ein stiller Alarm sein, der direkt zu einem Sicherheitsdienst ging.
    »Wir wollen in die Küche«, sagte ich zu ihr.
    »Hier entlang. Ich rieche Knoblauch und Spülmittel.«
    »Suchen Sie die Wände ab. Wir brauchen die Autoschlüssel.«
    »Es wäre hilfreich, wenn Sie das Licht einschalten.«
    Ich tippte auf einen Wandschalter, und die Küche wurde in grelles Licht getaucht. Es war eine Attraktion – alles in blauem Email und Edelstahl, mit professionellen Einbaugeräten von Viking. Während Rachel die Wände nach Haken absuchte, zog ich die Schubladen auf. In einer waren Geschirrtücher. Eine andere quoll förmlich über mit irgendwelchen Gutscheinen, was mir seltsam vorkam. Wer sich Viking-Geräte leisten konnte, war nicht darauf angewiesen, Gutscheine auszuschneiden.
    »Schlüssel!«, rief Rachel und packte etwas, das auf der Arbeitsplatte gelegen hatte.
    Ich nahm den Schlüssel und betrachtete ihn. »Der ist für einen selbstfahrenden Rasenmäher«, sagte ich. »Suchen Sie weiter.«
    Die nächste Schublade enthielt Gläser voller Nägel, Schrauben, Klebestifte und Papierklammern. Noch immer keine Schlüssel.
    »Warum haben Sie ausgerechnet dieses Haus ausgewählt?«, wollte Rachel wissen.
    »Der

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