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Geraubte Herzen

Geraubte Herzen

Titel: Geraubte Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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war Madam Naincis zweite Scheidung innerhalb von drei Jahren - so lange arbeitete Hope schon für sie - und die sechste insgesamt.
    »Bist du mit dem Auftrag fertig, den ich dir besorgt habe?«, fragte Madam Nainci.
    »Ja, ich habe dieser chemischen Reinigung eine neue Website gebaut, und sie haben mich ordentlich dafür bezahlt.« Hope lächelte Madam Nainci liebevoll an. Madam Nainci besorgte ihr häufig Aufträge, die sie in der Freizeit erledigte; Arbeit, die ein paar kostbare Extra-Dollars einbrachte. »Danke, dass Sie es mich haben wissen lassen. Es ist gutes Geld.«
    »Ich finde schon wieder was für dich. Nichts allzu Kompliziertes, aber wieder gutes Geld.«

    »Das wäre wunderbar.«
    Madam Nainci beobachtete Hope verstohlen, während die Besteck und Teller holte, um den Tisch zu decken. Hope war ein gutes liebes Kind, ein nettes Mädchen, dem irgendwer beigebracht haben musste, dass man anderen Menschen half, wann immer es möglich war. Hope half den anderen. Sie half jedem. Die Kunden liebten sie, und wenn sie sie je zu Gesicht bekamen, liebten sie sie nur noch mehr.
    Denn Hope war ein hübsches Mädchen, fast noch hübscher als Madam Nainci in ihrer Jugend, und Madam Nainci hatten die Burschen nur so nachgepfiffen. Aber Hope … das Erste, was einem an Hope auffiel, waren die Augen. Groß und blau wie polierte Türkise dominierten sie das Gesicht. Ein eigentlich kaum bemerkenswertes Gesicht - schmal, mit spitzem Kinn und samtigen Wangen, einer Stupsnase und einem hübschen Mund, der ein wenig zu groß geraten war, aber wohl geformt. Wenn sie nur Lippenstift benutzt hätte!
    Madam Nainci besann sich auf ihr Lieblingsthema, marschierte schnaubend zum Tisch und baute sich, die Hände in die Hüften gestemmt, vor Hope auf, die gerade Servietten faltete und das Besteck verteilte. »Warum schminkst du dich nicht? Wie willst du je einen Mann finden, wenn du dir keine Mühe gibst, dich hübsch zurechtzumachen?«
    Hope richtete ihre großen blauen Augen auf Madam Nainci, und diese Augen blitzten belustigt. »Der richtige Mann wird meine schäbigen Kleider und mein simples Gesicht übersehen und mich meines Verstandes wegen lieben.«
    Madam Nainci prustete: »Es hat schon seinen Grund, dass Männer hübsche Mädchen lieber haben als kluge. Männer können besser sehen als denken.« Sie ging zu ihrer Pfanne, rührte die Lammstücke um und kehrte zum Tisch
zurück. »Und dein Haar! Immer bindest du es fest nach hinten und steckst es mit diesen Haarklammern fest. Und deinen Pony schneidest du selbst, er ist ganz schief.«
    Hope zuckte die Schultern. »Meine Schere ist nicht gerade die beste.«
    »Wenn du dein Haar nur offen tragen würdest! Es ist lang und lockig. Und es hat eine hübsche Farbe. Das würde den Männern gefallen.«
    »Es ist braun«, sagte Hope trocken. »Und offen stört es mich. Haben wir Salat? Dann mache ich einen.«
    »Im Kühlschrank.« Auch ohne Make-up und mit straff nach hinten gebundenem Haar fanden die Menschen Hope anziehend. Die Frauen wollten mit ihr reden und die Männer mit ihr ins Bett gehen.
    Hope redete mit jedem und schlief mit keinem. Und Madam Naincis Ansicht nach hatte sie das auch noch nie getan.
    Hope war zu dünn. Madam Nainci versuchte ständig, sie herauszufüttern. Aber was sollte Hope schon groß erleben, wenn sie die ganze Zeit nur über ihren Büchern saß, als hinge ihr Leben davon ab? Hopes ganzes Geld ging für Schulstunden und nochmal Schulstunden drauf, und in ihrem Einzimmerapartment in Mission Hill tummelten sich die Kakerlaken. Madam Nainci erschauderte bei der Vorstellung, dass das Mädchen nach dem Unterricht nachts allein auf der Straße unterwegs war. Madam Nainci versuchte immer wieder, Hope zu überreden, unten im Basement einzuziehen, aber Hope weigerte sich standhaft. Sie sagte, sie wolle sich nicht in Madam Naincis Leben drängen. Sie sagte, es hätte sie draußen auf der Straße noch keiner belästigt.
    Und das stimmte. Es war beinahe, als wachten die Engel selbst über Hope. Der Himmel wusste, dass Madam Nainci
jeden Abend zu Gott dem Allmächtigen betete, er möge Hope auch weiterhin beschützen.
    Madam Nainci glaubte, dass Hope zwischen sich und der Welt eine Mauer errichtet hatte und es keinem erlaubte, sie zu durchdringen. Nie erzählte sie von ihrer Kindheit, egal wie findig Madam Nainci fragte. Madam Nainci wusste nur, dass Hopes Eltern tot waren und dass sie nicht weit von hier in einem Waisenhaus gelebt hatte. In den seltenen Fällen, wenn sie

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