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Geraubte Herzen

Geraubte Herzen

Titel: Geraubte Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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versuchte, die Haut abzukühlen und mit ein wenig mehr Vernunft im Hirn zurückzukehren.
    Sie trocknete sich ab und schaute wieder in den Spiegel.
    Nichts hatte sich verändert. Sie sah noch genauso aus wie vorher, und sie wollte ihn immer noch. Nicht mit der sanftmütigen Hingabe, die ihre Eltern füreinander empfunden hatten, sondern verzweifelt und gewalttätig, ohne einen Gedanken an Liebe, Anstand oder das Morgen. Sie … begehrte ihn. Das musste aufhören.
    Sie drehte sich vom Spiegel weg und »machte sich frisch«. Ja, sie musste damit aufhören. Wenn sie nur gewusst hätte, wie.

    Als sie ins Schlafzimmer zurückkehrte, war sie auf der Hut.
    Er war noch da, immer noch überwältigend, zu breit gebaut, zu groß, zu viel. Wie ein Rolls-Royce auf einem Kartoffelacker.
    Das sollte Mr. Givens’ Butler sein … »Wie sieht eigentlich Mr. Givens aus«, platzte sie heraus.
    »Hm?« Griswald streifte sie mit dunklem Blick und verursachte ihr eine Gänsehaut. Er gab keine Antwort, sah sie nur unverwandt an, als wolle er sie einschüchtern.
    Hielt er sie für zu neugierig? »Wie sieht Mr. Givens eigentlich aus«, fragte sie gleich nochmal.
    »Er ist ein ziemlich attraktiver Teufel.« Griswald lachte zwar nicht, aber er schien beiläufig amüsiert.
    Das irritierte sie nur noch mehr. »Aber immerhin doch ein Teufel?«
    Griswald betrachtete sie immer noch reglos. Endlich, als sei er zu einer Entscheidung gelangt, rührte er sich wieder von der Stelle. »In welcher Hinsicht kann man ein Teufel sein? Mr. Givens lebt ein vorbildliches Leben. Er trinkt nur gelegentlich, er raucht nicht, er trifft sich mit Frauen seines Standes, und seine Schlafzimmergeschichten halten sich im Rahmen.«
    »Seine Schlafzimmergeschichten halten sich im Rahmen?« Ihre Lippen zuckten, als kämpfe sie gegen ein Grinsen. »Ihr Bostoner habt schon eine seltsame Art, euch auszudrücken.«
    »Wie würden Sie es denn formulieren?«, fragte er nachsichtig.
    »Er hurt nicht herum«, sagte sie unumwunden, wurde dabei aber rot.
    Sein Blick verweilte auf ihrem Gesicht, und er ließ sie wissen, dass er jede Farbveränderung registrierte. »Vielleicht
habe ich das gar nicht gemeint. Vielleicht wollte ich sagen, dass er nicht für sexuelle Perversionen bekannt ist.«
    Sie erstarrte. Ihr Unterkiefer klappte herunter. Sie stand wie betäubt da, starrte Griswald an und fragte sich, welche Kapriolen sie dazu gebracht hatten, es mit einem weltläufigen Städter aufzunehmen, der so viele bedeutende Männer und Frauen kannte, und dabei auch noch zu glauben, sie könne gewinnen.
    »Er ist kein Perversling. Er mag die Frauen, und die Frauen sagen, er sei ziemlich gut im Bett.« Er legte eine Pause ein, als warte er auf ein Stichwort.
    Sie konnte nichts sagen. Sie konnte sich nicht bewegen.
    »Mr. Givens ist ein Mann, der es, wenn er schon etwas tut, auch gut machen will. Mr. Givens hat sich überlegt, dass es sich wirklich lohnt, die Liebeskünste zu beherrschen, also hat er, als er im Alter von sechzehn Jahren die Mädchen entdeckte, ganz gezielt Bücher über die sexuellen Bedürfnisse der Frau gelesen«, fuhr Griswald fort.
    Ihr Mund klappte zu. Dann fragte sie mit heiserer Stimme: »Und hat sein Vater ihm zum Üben das Zimmermädchen geschickt?«
    »Sie haben zu viele Romane gelesen.«
    Griswald war nicht überzeugend. Er war überhaupt nicht überzeugend. »Hat er?«, fragte sie.
    »Ja.« Bevor sie noch etwas sagen konnte, hob er die Hand.
    »Allerdings nicht das Zimmermädchen, sondern eine erfahrene Dienerin der Lust, die nur allzu bereit war, einen wissbegierigen Burschen sozusagen in die feineren Punkte der Liebeskunst einzuführen.«
    Sie war zu verlegen, um ihm in die Augen zu sehen.
    »Sie haben danach gefragt«, erinnerte er sie freundlich.
    »Nun, dann weiß ich es jetzt besser.« Sie würde nie mehr
etwas so Intimes fragen. Sie klatschte in die Hände, um den Bann zu brechen, und sagte: »Zuerst der Computer.«
    »Zuerst die Physik.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Keine Chance. Ich muss Physik lernen, deshalb weiß ich, dass wir das auch machen. Aber Sie haben mir, was unsere Abmachung betrifft, nie Ihr Wort gegeben. Und wenn es um Computer geht, sind Sie wirklich eine Heulsuse.«

14
    Heute Nacht. Heute Nacht würde er sie verführen. Sobald er Hope im Bett hatte, sobald die Liebe sie weich und warm gemacht hatte, würde auch das Versteckspiel ein Ende haben. Er würde ihr sagen, wer er war. Sie würde ihm vergeben. Und er würde ihr Leben zum Besseren

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