Geraubte Herzen
dafür verantwortlich. Kalter, gnadenloser Zorn stieg in ihm auf.
Irgendjemand hatte Hope mit voller Absicht verletzt. Er legte die Mütze weg und fragte mit sanfter Stimme, die nicht zu seinem Zorn passte: »Wer hat Ihnen das angetan?«
»Was angetan?«
Ihre Haut fühlte sich kalt und klamm an. »Diesen Schnitt.«
Sie wandte den Blick ab. »Er hat nicht zugestochen«, murmelte sie. »Es war alles nur ein dummes Missverständnis. Ich hätte es wissen müssen und auf dem Nachhauseweg besser aufpassen sollen.« Sie zuckte die Schultern und stolperte seitwärts, als wäre sie aus dem Gleichgewicht gekommen. Als funktioniere ihr Körper nicht mehr richtig.
Schock. Sie stand unter Schock. Zack hätte die Symptome sofort erkennen müssen. Er hob sie hoch und lief auf die Treppe zu.
»Wo bringen Sie mich hin?« Sie umklammerte seinen Arm. »Sie können mich nicht nach oben bringen!«
»Das ist doch absurd! Ich kann Sie hinbringen, wohin ich möchte. Es gibt nichts, was ich nicht tun könnte.«
Sie legte den Kopf an seine Schulter und lächelte zu ihm auf. »Mein Held.«
Sie versuchte, sich normal zu benehmen, aber ihre dünne Stimme und ihr trauriger Gesichtsausdruck brachen ihm fast das Herz. Sie war in ihrem dünnen Mantel und den abgetragenen Jeans völlig ausgekühlt, und er spürte die Nässe durch sein Hemd dringen. Als er den Korridor passierte, der zur Küche führte, erhaschte er einen Blick auf Leonard, der sich zweifelsohne dort herumdrückte, um neue Klatschgeschichten aufzutun. Zack würde ihm mehr davon besorgen. Mit einer Stimme wie ein Peitschenknall sagte er: »Schicken Sie ein Tablett nach oben. So eines, wie Sie es meiner Mutter immer richten.«
Leonard, der kurz davor gewesen war, die Flucht zu ergreifen, schluckte und nickte. »Ja, Sir. Sofort, Sir.«
»Und Blumen. Einen Blumenstrauß.«
»Ja, Sir!«
Zack machte sich im Geiste eine Notiz, mit Griswald
über Leonard zu sprechen, dann vergaß er die Angelegenheit augenblicklich wieder. Er hastete die Stufen hinauf zu seinem Schlafzimmer. Während sie einen Korridor mit Deckengewölbe und schimmernden Porträts an den Wänden passierten, sagte Zack in äußerst gemäßigtem Tonfall: »Hope, als Erstes müssen wir Sie wieder warm bekommen.«
» Sie sind warm.« Sie kuschelte sich fester an ihn und wurde auf einmal von Schüttelfrost erfasst.
Er dämpfte seine Stimme noch weiter und fragte: »Sagen Sie es bitte gleich. Sind Sie vergewaltigt worden? Sollen wir die Polizei rufen?«
»Was? Nein!« Sie war entrüstet, als hätte Zack den Verstand verloren. »Er hat nur versucht, mich auszurauben.«
» Nur .« Zacks Schlafzimmertür stand offen; als sie den Raum betraten, schalteten sich automatisch die Nachttischlampen ein.
»Als ich meine Bücher nicht hergeben wollte, ist er mir nachgerannt und hat mich bedroht.«
»Mit einem Messer.« Sie hatte den Schnitt immer noch nicht bemerkt.
»Also … ja.« Sie hob die Hand, als wolle sie die Schläfe betasten, und ließ sie hastig wieder sinken. »Aber dieser andere Kerl hat zu ihm gesagt, ich stünde unter dem Schutz eines gewissen Ma, und dann sind sie beide davongelaufen. Was, meinen Sie, hat das zu bedeuten?«
»Es bedeutet, dass Sie nicht länger in Ihrem Apartment wohnen bleiben können.«
»Machen Sie sich nicht lächerlich! Wo sollte ich denn hin?« Sie schaute sich in dem riesigen Raum mit seinen eleganten Möbeln und dem Kingsize-Bett um. »Hierher vielleicht?«
»Das ist eine gute Idee.«
»Wir dürften hier gar nicht sein.«
Er überhörte es und trug sie ins Badezimmer. Auch hier ging das Licht von selbst an, die Heizung schaltete er mit dem Ellenbogen ein.
»Und hier dürften wir auch nicht sein.«
»Aber sicher doch.« Er ließ sie auf die Füße gleiten, hielt sie aber dicht neben sich. Er war sich nicht sicher, ob sie alleine stehen konnte, er würde den Teufel tun und sie loslassen. »Das hier ist nämlich die größte Badewanne im Haus.« Seine. Aus schwarzem Marmor mit Jacuzzi-Wasserhähnen, einem Dutzend Düsen und auf drei Seiten von einer gläsernen Schiebewand umgeben. Er verschloss den Abfluss, stellte das Wasser an und streute Badesalz hinein. Als der Wanne ein nach Zitrus duftender Dampf entstieg, sagte er: »Sie müssen sich hinlegen, und Sie brauchen Wärme.« Er zog ihr den Mantel aus und warf den Mitleid erregenden Fetzen zur Tür. Ihr Stolz in Ehren, aber den würde sie nicht mehr anziehen. Ihr Pullover war dick, aber schauerlich gestreift und von kleinen
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