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Geraubte Seele

Geraubte Seele

Titel: Geraubte Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoe Zander
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irgendwann mal die Füße weh und wir landeten schließlich in einem kleinen aber sehr exklusiven Restaurant.
    Während die Herren dinierten, als hätten sie seit Wochen nichts gegessen und getrunken, saß ich alleine am Tisch und betrachtete durch das dunkle Netz des Schleiers die Kohlensäurebläschen in meiner Mineralwasserflasche. Nicht, dass ich nichts anderes bekommen hätte. Im Gegenteil. Ich hätte mich nach Herzenslust die gesamte Speisekarte durchessen können.
    Wir blieben so lange sitzen, bis auch die letzten Gäste vom Lokalbesitzer persönlich verabschiedet wurden. Erst dann kam er auf die drei Männer zu und unterhielt sich kurz mit ihnen. Auf Arabisch. Ich verstand natürlich kein einziges Wort. Nach einer Weile standen sie auf und folgten ihm in einen der hinteren Räume. Ich blieb weiter sitzen. Es machte mir nichts aus. Auch wenn ich hier die ganze Nacht verbringen sollte. Spätestens bei Sonnenaufgang wäre  ihre Zeit abgelaufen, egal ob die Männer sie genutzt hätten, oder nicht.
    „Wenn Sie mögen, können Sie sich jetzt noch etwas frisch machen gehen.“ Der Lokalbesitzer war alleine gekommen, um mich zu holen.
    Ich nutzte die Gelegenheit, denn das Wasser wollte wieder raus aus meinem Körper und mit leerer Blase ertrug ich vieles leichter.
     
    Es war ein relativ großer Raum, im Vergleich zu den stillen Kämmerlein, in denen die anderen Männer ihre geheimen Neigungen auslebten.
    Der Lokalbesitzer ließ mich zuerst stehen, um seinen Gästen erneut einzuschenken. Erst als alle drei versorgt und zufrieden waren, widmete er sich wieder mir.
    Ich musste nichts tun, außer ruhig zu stehen und mich von ihm entkleiden zu lassen. Er brauchte lange, als herrschten draußen Minusgrade und ich wäre in mehrere Schichten Kleidung eingehüllt. Seine Vorgehensweise konnte man fast schon mit einem Ritual vergleichen. So, als würde man einem jungen Soldaten zum ersten Mal den Kopf rasieren, oder einem zu Tode Verurteilen sein letztes Mahl servieren. Unbehagen breitete sich in mir aus. Trotzdem ließ ich mir von ihm Arm- und Fußmanschetten anlegen und mich an die Ketten binden, die von der Decke hingen und im Boden verankert waren. Erst als ich meine Freiheit aufgab, fiel mein Blick auf den Tisch, der sich inmitten meiner Betrachter befand.
     
    Eine Bullenpeitsche.
     
    Ich schluckte laut. Im Geiste rechnete ich durch, wie lange ich brauchen würde, um diese Blutergüsse los zu werden. Im selben Augenblick fiel mir mein nächster Termin ein. Die überstürzte Verabredung mit ihm.
     
    Mist, fluchte ich im Geiste und biss mir in die Lippe, als es das erste Mal durch die Luft pfiff und mich das Gefühl überkam, in zwei Teile gerissen worden zu sein.
    Sie waren zu dritt und jeder von ihnen feierte seinen Fünfzigsten. Das machte insgesamt einhundertfünfzig Schläge. Ich merkte rasch, dass ich an diesem Abend weit über meine Grenzen getrieben werde. Einhundertfünfzig Schläge konnten sich verdammt in die Länge ziehen. Vor allem, wenn jeder der Männer nach fast jedem Hieb an seinem Glas nippte. Einhundertfünfzig Schläge fühlten sich bald wie dreihundert an, verglichen mit einer Rute, einem Paddel oder einer neunschwänzigen Katze.
    Die Bullenpeitsche war eine fiese Schlange, deren Biss schon mal von der Schulter bis zur Hüfte reichen konnte. Es dauerte nicht lange und ich verwandelte mich in ein kleines Kaninchen, das dieser Schlange zur Mahlzeit gereicht wurde.
     
    Bei neunzig hörte ich auf zu zählen. Jeder weitere Hieb schnürte mir die Lunge fester zu und ich musste mich voll auf meine Atmung konzentrieren, um nicht zu ersticken. Ich schrie schon lange nicht mehr, denn auch das verbrauchte nur zusätzliche Energie, und ich war bereits am Limit. Sie wechselten sich im Fünfertakt ab, damit nicht einer von ihnen in den Nachteil geriet, sollte ich nicht bis zum Schluss durchhalten. Dafür zeigten sie sich sehr begeistert, als ich die Hundert überstand und es landete für jeden Zehner darüber ein entsprechendes Päckchen Geldscheine als Bonus auf dem Tisch.
    Sie redeten die ganze Zeit nichts, und da ich keine Kraft mehr hatte, um meine Schmerzen entsprechend auszudrücken, war es im Raum sehr ruhig. Das Sausen der Peitsche klang umso Furcht einflößender.
    Ich musste nicht zählen, um zu wissen, wie weit ich noch vom Ziel entfernt war. Die Geldscheinpäckchen dienten mir als Rechenschieber.
     
    Ich sah noch, wie der fünfte Stapel Geldscheine auf den Tisch gelegt wurde. Dann ging plötzlich

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