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Geraubte Seele

Geraubte Seele

Titel: Geraubte Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoe Zander
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Knödel ins heiße Wasser fallen ließ und mich dabei mit dem überlaufenden Wasser verbrühte. Gleichzeitig galt das Fluchen auch mir und meiner voreiligen und unüberlegten Terminzusage.
    „Hm, hier riecht es aber gut.“ Mein Mitbewohner stand auf einmal in der Küche und streckte seine Nase hoch in die Luft.
    „Du kannst gerne mitessen. Es ist genug da, denn eigentlich habe ich keinen richtigen Hunger.“ Er bekam plötzlich einen merkwürdigen Gesichtsausdruck, auf den ich mir keinen Reim machen konnte. „Was hast du?“, fragte ich neugierig nach.
    „Tu nicht so, als wüsstest du es nicht.“ Ich zuckte nur mit den Schultern, denn ich verstand diese Anspielung tatsächlich nicht. „Ach, lassen wir es“, kam er an mir vorbei und setzte sich an den Esstisch. „Was gibt’s denn?“
    „Serviettenknödel mit Pfifferlingssoße.“
    „Lecker.“ Aus Vorfreude leckte er sich die Finger ab, als hätte er bereits davon gekostet.   
     
    Es war der erste Abend, an dem wir gemeinsam an diesem Tisch saßen und es war der erste Abend, seit gut zwölf Jahren, an dem ich mich etwas besser fühlte als sonst.
    Ich schob den leeren Teller von mir weg und atmete tief durch. Es war mir aufgefallen, dass er mich die ganze Zeit beobachtete, auch wenn er sich Mühe gab, es unauffällig zu tun.
    „Wenn du magst, kannst du den Rest ruhig aufessen. Ich bin satt.“ Vielleicht reichte meine Neugierde nicht aus, womöglich wollte ich mir nur die gute Laune nicht mit irgendwelchen Unannehmlichkeiten verderben. Ich fragte nicht nach, was er an meinem Essverhalten so faszinierend fand.
    „Satt oder nicht satt, ist das nicht egal?“ Mit diesen Worten schaffte er es tatsächlich, dass ich mit einem prüfenden Blick meine Figur begutachtete. Aber mein Gewicht war eines der wenigen Dinge, mit denen ich stets zufrieden war und so ignorierte ich diese Bemerkung und wechselte das Thema.
    „Wie kommst du mit deinem Studium voran?“ Ich war satt, doch statt mich in mein Zimmer zurückzuziehen, wollte ich noch eine Weile seine Gesellschaft genießen.
    „Geht so“, murmelte er mit vollem Mund.
    „Was für ein Arzt willst du eigentlich werden?“ Ich schwenkte mein Wasserglas zwischen den Fingern und sah nun ihm beim Essen zu.
    „Pädiater.“ Er schenkte sich aus der Karaffe Wasser nach und ich fragte mich plötzlich, ob ich vielleicht eines von seinen Gläsern in den Händen hielt. Eines von denen, aus denen er trank, ohne sie danach auszuspülen. Ich stand auf, schüttete das restliche Wasser in den Abfluss, spülte das Glas aus und schenkte mir frisches Wasser ein. Nun blieb ich stehen, lehnte mich mit dem Rücken an die Kante der Arbeitsplatte an.
    „Mit einem Geht-so-Abschluss würde ich dir mein Kind nicht anvertrauen.“ Er grinste zuerst, fing dann an zu kichern, ehe er sich verschluckte und dann nur mehr keuchte und hustete.
    „Du bist wie meine Mutter“, erklärte er sich nach einer Weile, als er sich die Tränen aus den Augen wischte und die Speisereste mit einer Serviette von der Tischplatte entfernte.
     
    Na dann hast du ja richtig Glück, dachte ich mir. Wäre ich wie meine Mutter, wärst du in meinen Augen ein Versager und würde keinen Kontakt mehr mit dir haben wollen.
     
    Die Erinnerung an meine Mutter, aber vor allem daran, dass sie nichts mehr mit mir zu tun haben wollte, hatte zur Folge, dass mir die gute Laune schlagartig verging. Ohne ein Wort begab ich mich in mein Zimmer.
     
    ***
     
    Täglich begegnete ich verschleierten Frauen. Auf der Straße und auch in der Uni. Oft fragte ich mich, was sie dazu bewegte, ihre Weiblichkeit vor der Welt zu verbergen. Manchmal sogar ihre klugen Augen unter einem Schleier zu verstecken. Nun trug ich selber eine Burka und lief so an einem sonnigen Nachmittag durch die exquisite Einkaufsmeile. Stets drei Schritte vor mir - drei Männer in weißen Roben mit einer typischen arabischen Kopfbedeckung.
    Sie shoppten wie Wahnsinnige, als müssten sie heute all ihr Geld ausgeben. Ich folgte ihnen schon seit Stunden, auf Heels, die man unter dem langen Stoff gar nicht sah. Genauso wenig konnte man erkennen, dass ich darunter außer diesen Schuhen nichts anderes anhatte.
    Ich ahnte nicht, wie lang diese Shoppingtour noch dauern sollte. Es war mir auch nicht bekannt, wohin mich meine Füße noch überall tragen mussten. Ich wusste nur, dass ich ein Geburtstagsgeschenk war. Denn jeder dieser drei Herren feierte heute seinen Fünfzigsten.
     
    Kaum zu glauben, aber auch ihnen taten

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