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Geraubte Seele

Geraubte Seele

Titel: Geraubte Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoe Zander
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taumelte er in der Dunkelheit wieder zurück in Richtung der Tür. Ich hörte, wie er etwas umwarf und dabei leise murmelte, wo sich der verdammte Lichtschalter befände.
    „Ich werde versuchen, meinen Drang nach Bewegung zu zügeln.“ Plötzlich wurde es im Zimmer taghell und ich kniff vorsichtshalber die Augen zu, um wenigstens diese zu schonen, wo der Rest von mir eh schon so kaputt war.
    „Ich wusste gar nicht, dass du einen Sinn für Humor hast.“ Es raschelte, Metall schlug auf Metall, und obwohl ich meine Lider geschlossen hielt, wusste ich, dass er Sachen in den Händen hielt, die wirklich nicht für seine Augen bestimmt waren. Im Moment konnte ich jedoch nichts dagegen unternehmen.
    „Du weißt Vieles nicht“, erwiderte ich darauf, aber da war er schon aus dem Zimmer gegangen und hörte mich nicht mehr.
     
    „Willst du hier etwa einziehen?“, bemerkte ich unfreundlich, als er mit vollen Händen zurückkehrte.
    „Frech auch noch.“ Er stellte die mitgebrachten Utensilien auf das Nachtkästchen neben meinem Bett. Dann reichte er mir eine Tablette und ein Glas Wasser.
    „So wie du aussiehst, musst du höllische Schmerzen haben und etwas Schlaf würde dir auch gut tun.“ Ich wollte es nicht annehmen, denn ich schluckte nur, was ich kannte. Na ja, wenigstens was Medikamente anging.
    „Es schlägt nicht so auf den Magen wie der Mist, den du sonst schluckst.“ Ich sah ihn prüfend an.
     
    Weiß er etwa mehr, als ich denke?
     
    Ich gab nach und ließ mir von ihm die Tablette zwischen die Lippen schieben. Dann reichte er mir das Glas.
     
    Ein Strohhalm. Wie clever von ihm.
     
    Nachdem er das leere Glas wieder auf dem Nachtkästchen abstellte, fing er an, mir den Rücken mit seiner Salbe einzucremen. Es roch fürchterlich streng, aber es fühlte sich angenehm kühl an und seine Finger … Mir war nach Heulen zumute.
    „Wieso tust du dir das nur an, Cloe?“ Er hat es sicher bemerkt, wie sich meine letzten Muskeln, die ich noch beherrschte, beim Nennen dieses Namens verkrampften.
    „Nenn mich nie wieder so.“ Jetzt hätte ich nochmals kotzen und eine Dusche vertragen können.
    „Ich dachte … mir ist vorhin das Halsband mit Namensschild in die Hände gefallen.“ Ich hatte keine Lust auf Unterhaltung, aber die Sanftheit seiner Hände versetzte mich in eine ganz merkwürdige und für mich bislang unbekannte Stimmung. „In den vergangenen Monaten haben wir uns nicht gerade mit Gesprächen zugeschüttet“, er verstummte und wartete, ob ich etwas dazu zu sagen hätte. Ich schwieg, genoss seine Streicheleinheiten und fühlte mich dabei in die Zeit meiner Kindheit versetzt, als meine Welt noch in Ordnung war. „Als ich mich um das Zimmer hier bewarb, haben wir uns zwar einander vorgestellt. Zu meiner Schande muss ich gestehen, ich habe deinen Vornamen vergessen.“ Er war mit der Arbeit fertig und ich hätte ihm am liebsten gesagt, er möge noch eine Weile weiter machen. Stattdessen klärte ich ihn auf.
    „Nein, du hast ihn nicht vergessen. Ich habe ihn dir nicht genannt.“
    „Ach so. Und wie heißt du jetzt? Ich bin der Alex.“ Er wischte sich seine Hände an einem mitgebrachten Papiertuch ab.
    „Ich weiß“, murmelte ich im Halbschlaf.
    „Na, und wie heißt du denn jetzt?“
    „Alex.“ Er brüllte drauf los:
    „Na, das ist ja krass!“
    „Willkommen in meinem Leben.“
    Vielleicht fand ich es auch lustig. Damals, als er sich um den Wohnplatz bewarb. Mit den unangenehmen Erinnerungen der vergangenen Jahre sind leider auch die wenigen lustigen und schönen Momente in Vergessenheit geraten.
    „Verrätst du mir jetzt, Alex, wieso du das tust?“ Ich wollte mich ihm nicht erklären und zum Glück musste ich es auch nicht tun. Ich war eingeschlafen.
     
    ***
     
    Das Wetter passte genau zu meinem Wohlbefinden. Ich schlurfte durch den Stadtpark, denn mit Joggen hatte mein Tempo nicht im Geringsten etwas zu tun. Fünf lange Tage lag ich fast reglos im Bett und nun musste ich raus an die frische Luft, um wenigstens am Leben der Anderen teilzuhaben. Ich fühlte mich wie ein Zombie.
    Ich stellte mein Bein auf die Bank und wäre fast dabei seitlich umgekippt, denn ich hatte mich nicht einmal annähernd wieder im Griff.
    Fünf lange Tage verging ich mich in Selbstmitleid, kochte vor Wut und schürte den Hass in mir. Nun musste ich raus, denn mein Zimmer war bis zur Decke gefüllt mit negativen Gedanken und ich machte mir langsam Sorgen, dass dies meinen Heilungsprozess verlangsamen könnte.
    Mir

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