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Gerechte Engel

Gerechte Engel

Titel: Gerechte Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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dem Kasten haben.«
    »Auf dem Kasten«, wiederholte Bree. »Danke, danke. Und was hat Sie veranlasst, gerade jetzt hierherzukommen?«
    »Sie ist gestürzt. Auf dem Set. Nein, nein, sie ist schon okay. Ein paar Prellungen, die Alte ist ziemlich zäh. Die Sache ist bloß die, dass ich glaube, sie wurde geschubst. Mit mir will sie nicht darüber reden. Dachte, dass sie ihrem Rechtsanwalt eher was erzählt.« Er musterte sie auf merkwürdig unpersönliche Weise. »Wusste allerdings nicht, dass Sie ein Weibsbild sind.«
    »Ein was?«
    »Ein Weibsbild«, gab er ungehalten zurück. »Eine Frau, okay. Neuerdings gibt’s also auch Rechtsanwält innen , ja?«
    »So ist es«, entgegnete Bree. »Sogar schon seit einer ganzen Weile.«
    »Zumindest sehen Sie so aus, als seien Sie ein ganzer Kerl. Vielleicht sind Sie also tatsächlich in der Lage, ihr zu helfen. Steigen Sie mal ein. Was ist denn los? Haben Sie was im Hals oder so?«
    »Ich versuche lediglich, mich zu beherrschen«, erwiderte Bree. »Und es funktioniert«, murmelte sie vor sich hin. »Es funktioniert tatsächlich.« Ganz langsam zählte sie von zehn rückwärts, bis sie sich wieder voll im Griff hatte. »Okay, Mr. Dent. Ich werde Ihnen nicht die Ohren langziehen. Ich werde einfach einsteigen. Zunächst aber würde ich gern noch ein Wörtchen über Ihr Benehmen sagen.«
    »Was soll das heißen? Was gibt es denn an meinem Benehmen auszusetzen?«
    Bree gab EB und Antonia mit einer Geste zu verstehen, dass sie mitkommen konnten. Dann nahm sie auf dem Rücksitz des Lincoln Platz und hielt William Dent eine Standpauke. »Eine ganze Menge. Da ist zum Beispiel Ihr Sexismus. Und Ihre diskriminierende Ausdrucksweise. Ihr absoluter Mangel an Respekt vor anderen.« Nachdem sie ihre Aktentasche auf dem Boden abgestellt hatte, fixierte sie herausfordernd seinen Hinterkopf. Seine Augen konnte sie im Rückspiegel sehen.
    Er wirkte gekränkt.
    »Kurzum … ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie sich etwas höflicher ausdrücken könnten«, fuhr sie etwas milder fort. »Es gibt keinen Grund, beleidigend zu werden.« Dann fügte sie noch ein »Danke« hinzu, was den Effekt dieser Gardinenpredigt ein wenig beeinträchtigte.
    Antonia stieg von der anderen Seite ein und verkündete, dass sie in der Mitte zu sitzen beabsichtige. »Mit den Füßen auf der Mittelkonsole.«
    »Wie edel und aufopferungsvoll von dir«, lobte Bree. »Okay, William, wir sind so weit.« Da sie ihn ziemlich angefahren hatte, setzte sie jetzt in freundlichem Ton hinzu: »Oder wollen Sie lieber mit Bill angeredet werden?«
    »Mit Dent«, sagte er kurz angebunden. »William bin ich nur für meine Freunde und meine Familie.«
    »Okay«, sagte Bree.
    »Was soll denn das alles?« Antonia schüttelte den Kopf und sah EB achselzuckend an, die »keine Ahnung« vor sich hinmurmelte, während Antonia in ihrer Tragetasche kramte, um ihr Make-up herauszuholen. »Wo wird denn heute gedreht, Dent? Wie viel Zeit bleibt mir noch?«
    »Mercury macht die ganze Woche Innenaufnahmen. Die haben fast das gesamte Innere des Herrenhauses der alten Rattigan-Plantage rausgerissen. Die liegt circa fünfzehn Kilometer flussaufwärts. Dauert etwa vierzig Minuten.«
    »Nicht ganz so lange«, stellte Bree richtig. »Am Highway 153 gibt es eine Ausfahrt, die zur Toller Road führt. Du hast also etwa eine halbe Stunde, um Make-up aufzulegen, Schwesterherz.«
    »Dieser Highway ist aber neu«, sagte Dent.
    »So neu nun auch wieder nicht«, erwiderte Bree. »Fahren Sie los, Dent.«
    »Völlig unnötig, auf so ein hübsches Gesicht was raufzuklatschen«, bemerkte Dent tadelnd. Er blinkte und bog in östlicher Richtung in die Bay Street ein. »Wie die meisten Männer ziehe ich es vor, wenn eine Frau natürlich aussieht.«
    Antonia warf Bree einen Seitenblick zu. »Diese Bemerkung verdient keine Antwort, Dent«, sagte sie. »Deshalb werde ich sie ignorieren.«
    Dents Nacken färbte sich rot. In diesem Augenblick fiel Bree ein möglicher Grund dafür ein, dass Dent so blass und ungehobelt war und sich Frauen gegenüber nicht zu benehmen wusste.
    War er vielleicht ein ehemaliger Häftling?
    Oder bildete sie sich da etwas ein?
    Würde Professor Cianquino sie mit einem ehemaligen Häftling zusammenbringen? Natürlich würde er das tun, sofern er meinte, dass es irgendwie zweckdienlich war. Doch diesmal waren ihre Schwester und ihre Sekretärin bei ihr, und falls Cianquino sie tatsächlich irgendeiner Gefahr aussetzte, würde er einiges von ihr zu hören

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