Gerechte Engel
und an EB weiterreichte.
EB sah die beiden nacheinander an. »Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich nie darauf kommen, dass Sie zwei Schwestern sind. Nicht so sehr wegen des Aussehens, sondern aufgrund des unterschiedlichen Temperaments.«
In Wirklichkeit waren sie Cousinen, was aber weder EB noch Antonia wussten. Royal und Francesca Winston-Beaufort hatten Bree adoptiert, nachdem ihre Mutter Leah gestorben war. Royals Onkel Franklin Winston-Beaufort war ihr leiblicher Vater. Über ihn wusste Bree eine ganze Menge, über Leah aber fast nichts.
»Wir haben die gleiche Nase«, meinte Antonia. »Und mein Haar hat die gleiche Farbe wie das von Mama.«
»Mamas Haar ist heller«, sagte Bree. »Eher rötlich golden. Während deins eindeutig rotbraun ist.«
»Und Mamas Augen sind blau. So wie meine. Außerdem ist sie – wie ich – ziemlich klein. Du hingegen bist so groß wie Daddy und Onkel Franklin. Was deine tangfarbenen Augen angeht …«
»Meine Augen sind nicht tangfarben«, gab Bree entrüstet zurück, »sondern grün.«
»Dann eben algenfarben. Oder schimmelfarben. Ich habe keine Ahnung, wo Brees schimmelfarbene Augen herkommen, Mrs. Billingsley. Von den Beauforts oder den Carmichaels hat außer ihr nämlich niemand diese Augenfarbe.«
Verärgert biss Bree in ihr Sandwich. »Tut mir leid, dass ich nicht zum Lunch nach Hause gekommen bin.«
»Ich werd’s überleben.«
»Bist du mit Sascha rausgegangen?«
»Bin ich. Obwohl ich fest davon überzeugt bin, dass dieser Hund in der Lage wäre, so was auch selbst zu erledigen. Gäbe es keinen Leinenzwang, könnte man ihn allein rausschicken. Würde bestens klappen. Er ist ein wahrer Engel.«
Das war zutreffender, als Antonia und EB ahnten. Wie bei Brees Angestellten in der Angelus Street war auch Saschas Vorleben in anderen zeitlichen und räumlichen Dimensionen verankert. Sascha, Petru Lucheta, ihre juristische Hilfskraft, sowie ihr Sekretär Ron Parchese – sie alle waren Engel und Angehörige von Beaufort & Compagnie.
Bree steckte den Rest ihres Sandwichs in die Tüte. »Danke für das Essen. Ich weiß nicht genau, wann ich heute Abend nach Hause komme. Ich wär dir also sehr dankbar, wenn du Sascha nach dem Abendessen noch mal ausführen könntest.«
»Ich dachte, heute Abend wollten wir ins Kino gehen«, erwiderte Antonia. »Heute ist doch Montag.«
»Montags ist Antonias Theater geschlossen«, erklärte Bree EB. »Deshalb hat sie frei.«
»Der einzige Tag in der Woche, an dem ich frei habe«, sagte Antonia. »Und ausgerechnet heute musst du arbeiten?«
»Auf meinem Schreibtisch in der Angelus Street stapeln sich die Akten.«
»Außerdem muss sie zum Set von Bitter Tide «, fügte EB hinzu. »Wir haben nämlich eine nette neue Klientin, Antonia. Ms. Justine Coville, die berühmte Schauspielerin. Ich arbeite gerade etwas für sie aus. Danach bringen wir die Unterlagen dann zum Set. Vermutlich werden wir dort allen möglichen berühmten Leuten begegnen. Hatch Lewis. Tyra Steele. Craig Oliver.«
Antonia klappte der Unterkiefer herunter. »Hatch Lewis!«
Bree zuckte innerlich zusammen. Sie hatte vergessen, EB darauf hinzuweisen, dass Antonia nur so darauf brannte, bei diesem Film mitzumachen.
»Wann«, fragte Antonia nach längerem, Unheil verkündendem Schweigen, »gedachtest du, mir diese Neuigkeit denn mitzuteilen?«
»Tja«, sagte Bree ausweichend.
»Du bist aufs Set eingeladen?! Nein! Noch besser! Ein Mitglied des Schauspielerteams ist deine Klientin!« Sie beugte sich vor. »Und du hattest tatsächlich vor, ohne mich dort hinzufahren?«, zischte sie.
»Sicher hätte Justine nichts dagegen, wenn Sie Ihre kleine Schwester mitbringen würden«, meinte EB.
Antonia sprang auf und tigerte im Zimmer hin und her – das für diese Art von Aktivität eigentlich viel zu klein war. »Jahrelang habe ich mich im Theater abgerackert!«
Bree hielt es für aussichtslos, Antonia darauf hinzuweisen, dass sie ja erst zweiundzwanzig war.
»Jahrelang! Und auf den Durchbruch gewartet. Darauf gehofft. Mich danach gesehnt. Und dann kommt eine der heißesten TV-Produktionen seit Jahren nach Savannah! Da hättest du sofort an mich denken müssen!«
»Vielleicht hätte Justine doch was dagegen, wenn Sie Ihre kleine Schwester mitbringen würden«, murmelte EB.
»Mit Sicherheit«, sagte Bree.
»Also, Schwesterherz, wie steht’s? Ich könnte deine Aktentasche oder so was tragen. Oder dich chauffieren. Ich hab’s! Ich trete einfach als deine Beraterin
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