Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gerechte Engel

Gerechte Engel

Titel: Gerechte Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
Vom Netzwerk:
auch, dass sie zu verschrumpelt ist.«
    »Antonia!«, protestierte Bree.
    »Ich sag nur, wie’s ist«, erwiderte Antonia. »Beim Film geht es anders zu als auf der Bühne. All diese Großaufnahmen bedeuten, dass man perfekt sein muss. Und dass man eine perfekte Haut, perfekte Zähne, insgesamt einen perfekten Körper haben muss.«
    »Das ist doch unnatürlich«, bemerkte EB.
    Dent blickte in den Rückspiegel und sah Antonia finster an.
    »Das soll keine Kritik sein, Dent. Im Laufe der Jahre ändert sich der Darstellungsstil nun mal. Ich meine, nehmen Sie zum Beispiel Sir Laurence Olivier. Der größte Schauspieler seiner Generation, wie ich in einem Filmkurs an der Schule gelernt habe. Und wie nehmen wir ihn heute wahr? Als Schmierenkomödianten. Als jemanden, der überagiert. Trotzdem ist in England ein Theater nach ihm benannt.«
    »Tja, das sagen Sie.«
    »In der Tat«, entgegnete Antonia. »Die arme alte Justine.«
    »Es gibt aber noch einen Grund, warum sie versuchen, sie loszuwerden. Wahrscheinlich wegen dieser Klage.«
    Das Gespräch über unterschiedliche Darstellungsstile hatte Bree nicht sonderlich interessiert, doch beim Stichwort Klage spitzte sie die Ohren. Vielleicht hatte Payton also doch nicht gelogen – oder zumindest nicht so sehr wie gewöhnlich. »Was für eine Klage?«
    »Die Bullochs haben was dagegen, dass dieser Film gedreht wird. Sie haben versucht, eine einstweilige Verfügung zu erwirken, aber das hat nicht geklappt. Jetzt gehen sie gegen dieses Arschloch … sorry, meine Damen … also gegen diesen miesen Mercury persönlich vor. Gegen Mercury und seinen Sponsor Vince White. Wegen Rufmord, blablabla.« Er blickte in den Rückspiegel. »Die Sache ist die, dass Mrs. Coville mit einer der Bulloch-Schwestern eng befreundet ist.«
    »Mit Dixie«, sagte EB. »Dixie Bulloch, Tochter von Alexander junior und Enkelin von Consuelo.«
    »Genau. Und Mercury glaubt, dass Mrs. Coville der Tusse Insiderinformationen gibt.«
    Antonias Lippen formten das Wort Tusse . Sie verdrehte die Augen.
    »Was für Insiderinformationen denn?«, fragte Bree.
    Dent zuckte die Achseln. »Wer was raucht. Wer mit wem schläft. Kostenüberschreitungen. Budgetprobleme. Sachen von der Art.« Er ließ den Motor wieder an und fuhr weiter. »Es geht das Gerücht, dass es bei den Dreharbeiten für diesen Film ungewöhnlich viel Trouble gibt.«
    »Diese Filmstars sind doch alle nicht ganz astrein«, erklärte EB. »Warum sollte das bei einer Klage ins Gewicht fallen?«
    »Kommt vermutlich auf den Klagegrund an«, gab Bree zerstreut zurück. »Man weiß nie, welche Informationen einem Kläger nützlich sein können. Dent, Mrs. Coville hat doch einen Vertrag, nicht wahr? Hat Phillip Mercury eigentlich irgendwelche Versuche unternommen, sie mit Geld abzufinden?«
    »Blöde Frage. Na klar hat er das. Ich weiß zwar nicht viel über Schauspielerinnen und Schauspieler, aber ich hab noch nie einen erlebt, der seine Rolle für einen Scheck aufgeben würde.«
    »Wie wahr«, murmelte Antonia. »Wenn ich auf Geld aus wäre, wäre ich Bankerin geworden.«
    »Red nicht solchen Unsinn, Tonia«, sagte Bree.
    Antonia kniff Bree. »Sei jetzt still. Wir sind gleich da.«
    »Kneif mich gefälligst nicht, Tonia.«
    »Dann hör auch auf, mich zu kritisieren, Bree.«
    Die schmale Straße machte eine Biegung nach rechts, dann nach links, um schließlich in eine weitläufige Rasenfläche zu münden, die voller Autos, Trucks, Vans, Generatoren und Wohnwagen stand. Im hinteren Teil stieg die Rasenfläche zu einem Hügel an, auf dem sich das zweistöckige, mit umlaufenden Veranden versehene Herrenhaus erhob. Die Fassade des Hauses sah prächtig aus. Die schwarzen Fensterläden waren frisch gestrichen; über die weiße Holzverschalung rankten sich Efeu und Glyzinien; unter der Steinbalustrade des Eingangsbereichs blühten der Jahreszeit zum Trotz Rosen. Die Stufen aus Ziegelsteinen, die zur Haustür führten, waren erst vor Kurzem neu verfugt worden. Von da, wo Bree sich befand, konnte sie auch die Nordseite des Hauses sehen, die einen krassen Kontrast zur Fassade darstellte. Die ramponierten Fensterläden hingen schief in den Angeln, mindestens eine der Fensterscheiben war zerbrochen. Der schmutzigweiße Anstrich war an vielen Stellen abgeblättert.
    »Willkommen im Ameisenhügel«, sagte Dent.
    »Hier geht es ja wirklich sehr betriebsam zu.« EB drückte auf den Knopf, um das Fenster herunterzulassen, und lugte mit großen Augen nach draußen. Auf dem

Weitere Kostenlose Bücher