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Gerechte Engel

Gerechte Engel

Titel: Gerechte Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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weit sind wir da?«
    »Noch ganz im Anfangsstadium. In ein paar Tagen werde ich mehr darüber wissen, in welche Richtung das Ganze geht. Allerdings …«, nach kurzem Zögern fuhr sie in freundlichem Ton fort, »… bin ich mir nicht sicher, ob Sie sonderlich viel zu der Untersuchung beitragen können. Ich weiß Ihr Angebot zwar zu schätzen, aber ich glaube, wir haben die Sache schon ganz gut im Griff. Warum ist es denn gerade dieser Fall, an dem Sie ein solches Interesse haben?«
    »Wenn Sie das noch nicht herausgefunden haben, taugen Sie nicht viel als Ermittlerin.« Er legte die Hände flach auf den Tisch. »Wissen Sie, wer William Dent war?«
    »Sie meinen, als Sie noch …« Bree wusste nicht recht, wie sie es formulieren sollte, deshalb sagte sie: »… als Sie noch ein Sterblicher unter Sterblichen waren?«
    »William Dent war mein Lieblingsautor. Ein Unterhaltungsschriftsteller. War sogar noch besser als Zane Grey. Er hat verdammt gute Detektivgeschichten geschrieben, die damals in den Fünfzigern in Magazinen wie Black Mask und Astounding Tales erschienen. Schwer zu glauben, dass es diese Magazine jetzt nicht mehr gibt.
    Ich bin nicht William Dent, Miss Beaufort.
    Ich bin Eddie O’Malley. Der Cop, der 1952 einen Unschuldigen auf den Stuhl geschickt hat.«
    Er bedeckte die Augen mit der Hand. Erst nach einer Weile begriff Bree, dass er weinte.

Verzögerte Gerechtigkeit ist verweigerte Gerechtigkeit.
William Gladstone
    »Oje, oje, oje«, sagte Petru voller Mitgefühl. »Der arme Kerl. Der arme Kerl.«
    »Dent hat gesagt, im Dienst sei er fast ständig betrunken gewesen«, erklärte Bree. »Von dem Fall selbst ist ihm nicht mehr viel in Erinnerung. Mit fünfzehn hat er angefangen zu trinken, und in betrunkenem Zustand ist er dann auch bei einem Autounfall umgekommen, sechs Jahre nach der Hinrichtung von Bagger Bill Norris.«
    Helles, morgendliches Sonnenlicht erfüllte den Konferenzraum, obwohl es in der Nacht zuvor leichten Frost gegeben hatte. Im Januar war Savannah ein Ort gedämpfter grüner, brauner und silbergrauer Farbtöne; regnerische und sonnige Tage wechselten einander ab, die alle ihre ganz eigene, winterliche Schönheit besaßen. Eine Schönheit, die sich jedoch niemals auf dem Friedhof ums Haus bemerkbar machte. Ganz gleich, wie oft Ron und Lavinia das Laub um die Grabsteine zusammenfegten, die Gräber mit neuen Grassoden bedeckten und Unkraut jäteten – innerhalb weniger Tage wirkte alles wieder so hässlich und verfallen wie zuvor.
    Und was am schlimmsten war: Es stank. Nach Leid, Sünde und verwesten Leichen.
    »Dent ist also sicher, dass Norris unschuldig war?«, fragte Ron und zeigte auf die Ausdrucke des Materials, das Petru aus dem Internet heruntergeladen hatte. »Diesen alten Zeitungsartikeln zufolge fand man Norris bewusstlos in den Hinterräumen des Tropicana Tide Nachtclubs, in blutbesudelter Kleidung und mit einem blutigen Messer in der Hand. Obwohl die forensische Medizin damals noch nicht sehr weit fortgeschritten war, konnte man doch feststellen, dass das Blut am Messer und auf seiner Kleidung vom selben Typ war wie das von Haydee. Außerdem hatten sich die beiden in der Nacht zuvor heftig gestritten. Norris hatte ihr einen Knebelvertrag aufgedrückt, aus dem sie raus wollte – möglicherweise um Alexander Bulloch zu heiraten. Sie war in erster Linie Tänzerin, obwohl in den Zeitungsartikeln nur diskret angedeutet wird, was für Tänze sie aufgeführt hat. Anscheinend aufreizende.«
    Petru räusperte sich, womit er gewöhnlich einen längeren Vortrag einleitete. »Die Medien waren damals nicht so offen wie heute. Wenn es um Verrgewaltigung ging, schrieben die Reporter, man habe sich an dem Opfer vergangen . Das war möglicherrweise Ausdruck einer Denkweise, die …«
    »Also wirklich, Petru«, warf Ron gereizt ein. »Jetzt reicht’s aber. Es ist doch sonnenklar, was die Zeitungen meinten.«
    Petrus dichte Augenbrauen zogen sich zusammen. »Und was hat man dann unter aufreizenden Tänzen zu verstehen?«
    »Na eben Tänze, die einen anmachen«, erwiderte Ron.
    »Striptease«, erklärte Lavinia. »Das arme Mädchen hat sich für Männer nackt ausgezogen. Jedenfalls fast. Bestimmte Stellen blieben schon bedeckt. Wenn auch spärlich.« Sie zeigte auf die entsprechenden Körperpartien.
    »In Russland gab es diese Tänze, glaube ich, auch.« Petru strich sich über den Bart. »Weiß Mr. Dent denn, wer der Schuldige ist, wenn es nicht Bagger Norris war?«
    Bree, die den

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