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Gerechte Engel

Gerechte Engel

Titel: Gerechte Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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abwarten, was heute alles noch ansteht. Aber wir fahren bald hin, das verspreche ich Ihnen. Ich rufe Sie dann an.« Bree steckte den Kopf ins Auto zurück und sah Dent eindringlich an. »Vergessen Sie bitte nicht, Ihr Handy einzuschalten.«
    Dent murmelte etwas Unverständliches vor sich hin.
    »Wie?«
    »Ich sagte ja, okay .« Dann hielt er ihr sein Handy hin. »Es ist an.«
    Sie folgte Ron und betrat mit ihm zusammen das Gerichtsgebäude.
    Das Gericht tagte schon seit über einer Stunde, und in der großen Eingangshalle wimmelte es von Menschen. Ein paar junge Mütter schoben Kinderwagen durch die Gegend. Paare mittleren Alters, in Shorts, T-Shirts und Flipflops, irrten verwirrt umher. Einige Rechtsanwälte in Anzügen winkten Bree kurz zu. An den Wänden waren Polizisten in dunkelblauen Uniformen postiert, die, während sie eine Hand am Pistolenhalfter hatten, alles mit wachsamem Blick verfolgten. Bree warf ihre Aktentasche auf das Laufband an der Sicherheitskontrolle. Ron passierte diese unbemerkt und wartete am Fahrstuhl auf sie. Heute zog er es also vor, nicht sichtbar zu sein. Das durfte sie nicht vergessen, falls sie jemand Bekanntem begegnete.
    Der Fahrstuhl war so überfüllt, dass Bree sich förmlich hineinzwängen musste. Im fünften Stock stiegen einige Sekretärinnen aus. Eine von ihnen blockierte die Tür für Bree, die jedoch lächelnd den Kopf schüttelte und sagte: »Hab unten was vergessen. Trotzdem danke.« Sie wartete, bis sich die Tür geschlossen hatte. Dann setzte der Fahrstuhl seine Fahrt nach oben fort.
    Als sich die Tür öffnete, sah sich Bree dem vertrauten Emblem mit der Waage der Gerechtigkeit, die von Flügeln umrahmt wurde, und der nicht weniger vertrauten Inschrift gegenüber:
    HIMMLISCHER GERICHTSHOF
    Sie folgte Ron zu der schweren Eichentür mit der Aufschrift ARCHIV und trat mit ihm in die riesige Halle.
    Inzwischen hatte Bree ein Faible für diesen Raum entwickelt, der stark an das Innere eines Klosters erinnerte. Die Wände bestanden aus behauenen, dick mit Mörtel verfugten Steinen. Die extrem hohe, gewölbte Decke wurde von mächtigen Eichenpfeilern getragen. Die gotischen Buntglasfenster ließen nur wenig Licht herein. Die Schreiber, allesamt Engel, trugen grobe braune Gewänder – das typische Mönchshabit, wie Bree meinte – und standen, mit Federkielen bewaffnet, an Schreibpulten aus Eichenholz. An den Wänden waren Eisenringe befestigt, in denen brennende Fackeln steckten. Den gesamten riesigen Raum erfüllte ein milder Glanz, der an Rons Aura erinnerte. Bree vermochte nicht festzustellen, woher dieser Glanz kam, der jedoch eine äußerst beruhigende Wirkung hatte.
    »Sieh da, sieh da, Parchese!« Goldstein kam auf sie zugeeilt. »Und Bree! Wie schön, Sie wiederzusehen, meine Liebe. Sie waren ja eine ganze Weile nicht bei uns.«
    »Antonia und ich sind über die Feiertage nach Hause gefahren.«
    »Freut mich, freut mich.« Goldstein war klein und rund und sah ein bisschen unordentlich aus. Seine Glatze wurde von einem spärlichen Haarkranz gesäumt. »Haben Sie einen neuen Fall?«
    »Ich denke schon.«
    Sie folgten ihm zur hinteren Wand des Raums, die in unzählige Fächer mit Pergamentrollen aufgeteilt war. Vor der Wand verlief ein hoher Holztresen. Goldstein klappte die in den Tresen eingebaute Klappe hoch und begab sich hinter die Barriere. »Ich selbst bin auch weg gewesen, wissen Sie.«
    »Tatsächlich?«, hakte Bree interessiert nach. War er denn über die Feiertage ebenfalls nach Hause gefahren?
    »Ich bin hier zu Hause«, erwiderte Goldstein, indem er ihre unausgesprochene Frage beantwortete. »Nein. Ich bin wegen einer Sache unterwegs gewesen, die Ihren Kollegen hier sehr freuen dürfte.«
    »Sie wollen doch nicht etwa alles auf EDV umstellen?«, rief Ron. »Es geschehen ja wirklich noch Zeichen und Wunder!«
    Goldstein schob die Unterlippe so weit vor, dass er wie ein enttäuschtes Kleinkind aussah. »Wie haben Sie das erraten?«
    »Weil dieses Archiv so vorsintflutlich ist, dass es schon nicht mehr spaßig ist, Goldstein. Irgendwann muss man das alte System aufgeben und sich ins einundzwanzigste Jahrhundert einklinken.«
    »Machen Sie mir nichts vor, Parchese. Sie haben es nicht erraten, Sie wussten es schon.«
    »Okay. Ich geb’s ja zu. Es stand auf der Tagesordnung für Vatikan IV. Ich hab’s durch eine E-Mail erfahren.«
    »Hm. Es wird in der Tat ein ganz beträchtlicher Druck ausgeübt, um alles zu modernisieren , wie Sie es nennen.« Er blickte

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