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Gerechte Engel

Gerechte Engel

Titel: Gerechte Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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Stimme weiter. » Genau genommen war sie ja auch noch am Leben, als man sie aus dem Wasser zog. Sie hören sich an wie Norris’ Rechtsanwalt.«
    »Der Teufel steckt im Detail«, gab Bree lächelnd zurück. »Auf Norris’ Rechtsanwalt komme ich gleich noch zu sprechen. Der Coroner war sich also der Todesursache nicht sicher? Was stand denn auf dem Totenschein?«
    »Alex Bulloch brach in das Bestattungsinstitut ein und stahl ihre Leiche, bevor die Autopsie durchgeführt werden konnte. Als der Coroner sie dann zu Gesicht bekam, war vom Gewebe an der Brust nicht mehr viel übrig, einfach darum, weil es verbrannt war. Deshalb wurde als Todesursache auch vermutlich Stichwunden in der Brust angegeben. Und als der Totenschein dann bei der Verhandlung vorgelegt wurde, machte der Rechtsanwalt großen Wirbel darum und behauptete, sie sei nicht verblutet, sondern ertrunken, und Norris habe sie nur verwundet. Norris war außer sich vor Erregung und hat sein Geständnis widerrufen. Erklärte, er sei betrunken gewesen und habe nicht gewusst, was er sagt. Blablabla.« Dent beäugte Bree misstrauisch. »Sein Rechtsanwalt hat also genau das gemacht, wovon Sie vorhin gesprochen haben. Er hat eine alternative Hypothese bezüglich des Verbrechens präsentiert. Die der Richter ihm jedoch nicht abgekauft hat. Stattdessen hat er Norris zum Tod auf dem elektrischen Stuhl verurteilt. Und da ist er ja auch gelandet.«
    »Wann sind Sie zu dem Schluss gekommen, dass er unschuldig ist?«
    »Ich?«, sagte Dent. »Überhaupt nicht. Er hatte das Messer, er war mit ihrem Blut besudelt, und er sagte, er habe auf sie eingestochen. Wenn ich ihn für unschuldig gehalten hätte, hätte ich etwas unternommen. Ich mag zwar ein Trunkenbold gewesen sein, hätte mich aber lange genug zusammenreißen können, um einen Unschuldigen vor der Hinrichtung zu bewahren.«
    »Aber …«
    »Das haben sie in der Sphäre auch gesagt«, fiel ihr Dent ins Wort. »Dass ich es zugelassen habe, dass ein Unschuldiger auf den Stuhl kommt. Wenn meine Ermittlungen sorgfältiger gewesen wären, wäre das nicht passiert. Deshalb bin ich ja auch hier. Ich muss das in Ordnung bringen. Muss persönlich wiedergutmachen, was ich angestellt habe. Aus dem Grund muss ich auch mit Bobby Lee sprechen. Er wird sich an viel mehr erinnern können als ich. Bobby Lee hat nicht getrunken und war ein eifriger Kirchgänger.«
    Außerdem war er vierundneunzig. Bree hoffte, dass der alte Knabe noch alle Sinne beisammenhatte. Sie notierte sich einige weitere Fragen auf dem Notizblock: Norris’ Rechtsanwalt – Name? Prozessprot. – Smith?
    Dent sah auf seine Armbanduhr, hielt sie ans Ohr und schüttelte sie. Es war eine große, billige Uhr mit einem breiten Armband aus Chrom. Auf dem Zifferblatt stand TIMEX. »Gib ihr ’nen Stoß, dann tickt sie gleich los, heißt es in den Werbespots. Trotzdem ist sie stehen geblieben.«
    »Es ist Viertel vor sieben.« Bree stand auf. Vom langen Sitzen war sie ganz steif. »Würden Sie mich wohl zum Set fahren? Flurry erwartet mich. Wir sind zum Abendessen verabredet.«
    »Was dagegen, wenn ich mitkomme?«
    »Nein«, sagte Bree. »Überhaupt nicht. Das könnte sogar sehr gut sein. Ich bin mir nämlich nicht sicher, wie leicht es sein wird, Florida Smith ihre Unterlagen abzuluchsen. Da werde ich improvisieren müssen. Falls Ihnen was einfällt, zögern Sie nicht, es zu sagen. Und denken Sie dran, Dent: Kellnerinnen betatschen ist verboten!«

Wer lenkt sein Schicksal?
William Shakespeare, Othello
    »Fisch-Tacos, bitte. Und eine halbe Flasche Pinot Grigio.« Florida Smith legte die Speisekarte auf den Tisch und sah sich anerkennend um. »Gefällt mir hier.«
    Obwohl das B. Matthew’s nicht sonderlich groß war, hatte man es vermieden, die Tische so dicht nebeneinanderzustellen, dass man beim Essen den Eindruck hatte, auf dem Schoß des Nachbarn zu sitzen. Der alte Holzfußboden bestand aus schmalen, anheimelnd nachgedunkelten Kiefernholzdielen. Die hintere Wand des Restaurants nahm eine lange Bar ein, und durch die hohen Fenster hatte man einen Blick auf die Bay Street. Die Wände schmückten diverse Objekte aus dem neunzehnten Jahrhundert – gusseiserne Bratpfannen, Kupferstiche sowie sepiafarbene Fotos von Frauen in breiten Reifröcken.
    »Ich mag das Restaurant auch.« Bree blickte zur Kellnerin hoch. »Ich nehme ebenfalls die Fisch-Tacos. Und einen Teller schwarze Bohnensuppe. Und ein dunkles Bier. Welche Sorte, überlasse ich ganz Ihnen.«
    »Haben Sie

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