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Gerechte Engel

Gerechte Engel

Titel: Gerechte Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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bei der nächsten Zusammenkunft der Compagnie vorbrringen. Am besten wenden Sie sich damit an Professor Cianquino.«
    »Als ob das was nützen würde«, brummelte Bree. Cianquino war ein Anhänger der Lehrmeinung, dass man von selbst auf Erkenntnisse kommen und bestimmte Dinge eigenständig herausfinden müsse. Sie schnäuzte sich erneut, warf das Papiertaschentuch in den Papierkorb und sagte: »Okay. Machen wir uns wieder an die Arbeit. Es ist durchaus möglich, dass sich Kowalski an irgendetwas erinnert. Nach allem, was Dent erzählt und was aus Flurrys Material hervorgeht, ist es höchst unwahrscheinlich, dass er korrupt war. Dent und ich werden ihn heute Nachmittag besuchen.«
    »Angenommen, er erinnert sich an den verschwundenen Zeugen«, sagte Ron. »Was ist, wenn die Aussage dieses Zeugen Consuelo belastet?«
    »Tja, das ist ein Risiko, das wir eingehen müssen. Ich werde jetzt erst mal in die Kanzlei in der Bay Street gehen. Um elf erwarte ich nämlich einen neuen Klienten«, erklärte sie zufrieden. »Nachmittags fahren Dent und ich dann zu Sergeant Kowalski. Ich möchte Sie beide bitten, Consuelos Leben genauestens unter die Lupe zu nehmen. Wir müssen herausfinden, wann und wie oft sie sich in ihrem Leben anständig verhalten hat. Hoffentlich bekommen wir so viel zusammen, dass ihre Strafe herabgesetzt wird.«
    »Machen wir, Boss.« Ron schob seine Hand unter ihren Ellbogen und half ihr hoch. »Dent ist draußen. Er wird Sie zur Bay Street bringen.«
    »Wunderbar.« Bree hatte sich an Krücken in die Angelus Street geschleppt und freute sich nicht sonderlich darauf, die längere Strecke zur Bay Street ebenfalls an Krücken zurückzulegen. »Hat Mercury ihm freigegeben?«
    »Mercury hat ihn gefeuert.«
    »Ach du Schreck.«
    »Es hat ihm nicht geschmeckt, dass Dent an jenem Abend zusammen mit Ihnen und Flurry im Restaurant war.«
    »Was für eine miese Type!« Bree ging durch das Empfangszimmer, wo nach wie vor der Aufstieg des Kormorans über dem Kamin hing. Heute machten die Meereswellen einen noch aggressiveren Eindruck als sonst. Gut so. Auch sie war in aggressiver Stimmung.
    »Er fährt also mit Ihrem Wagen. Warten Sie, ich öffne Ihnen die Tür.«
    »Hm.«
    Bree blieb in der kleinen Eingangshalle stehen, während Ron die Haustür öffnete. Sie warf einen Blick auf die Engel, mit denen die Treppe bemalt war. Der unterste Engel – der mit dem silbernen Haar – hatte einen verbundenen Fuß und hielt einen einfachen Holzstock in der rechten Hand. Bree winkte dem Engel kurz zu und trat dann nach draußen. Dent stand jenseits des schmiedeeisernen Zauns neben ihrem Auto. »Von hier aus schaffe ich es allein«, sagte sie zu Ron.
    »Sind Sie sicher?«
    »Ja.«
    »Dann bis nachher.«
    Bree hatte herausgefunden, dass es einem, wenn man auf Krücken ging, besonders schwerfiel, eine Treppe hinauf- oder hinunterzusteigen. Es fehlte ihr an Geduld, den einen Fuß zu heben und dann, gestützt auf die Aluminiumkrücken, Stufe für Stufe nach unten zu hopsen. Die schnellste Methode bestand darin, sich hinzusetzen und – auf ziemlich unelegante Weise – auf dem Hintern nach unten zu rutschen. Da sie es eilig hatte, tat sie nun genau das.
    »Darf ich Ihnen hochhelfen?«
    Die Hand, die sich ihr entgegenstreckte, war stark behaart und hatte spitze gelbe Nägel, die mit einer dunkelroten Kruste überzogen waren, über die nachzudenken Bree sich stets verbot.
    »Mr. Beazley«, sagte sie und ergriff die ihr entgegengestreckte Hand, stemmte sich mit einem Fuß hoch und stützte sich auf die Krücken. »Und Mr. Caldecott.«
    Die beiden Vertreter der Anklage schwebten knapp über dem zum Tor führenden Weg. Beazley war groß und dünn und hatte diese widerwärtigen Hände. Caldecott war klein und kahlköpfig. Es kostete Bree einige Überwindung, Caldecott in die Augen zu blicken. Seine Pupillen waren schwarze vertikale Schlitze, die Iris wirkte so gelb wie die einer Katze oder eines Ziegenbocks.
    »Freut mich, dass Sie so gute Fortschritte machen«, sagte Beazley und versuchte, ihr die Hand unter den Ellbogen zu schieben, wovon Bree ihn jedoch mit einem gezielten Blick abhielt. Sie steuerte auf das Tor zu, wo Dent mit beunruhigtem Gesichtsausdruck auf sie wartete.
    »Es war doch die Rede von Verbrennungen, Caldecott«, murmelte Beazley. »Halb so wild, wie ich sehe. Und ihr Haar wird schon nachwachsen.« Er blieb stehen und reckte den Hals, um ihren Hinterkopf zu betrachten. »Gute Idee, das mit dem Dutt. Bedeckt die

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