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Gerechte Engel

Gerechte Engel

Titel: Gerechte Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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Versicherungsgesellschaft doch einen Fahrer spendieren. »Dieser Zeuge, der offenbar verschwunden ist. Können Sie sich irgendwie an den erinnern?«
    Er fuhr zusammen. »Wie?«
    »Der verschwundene Zeuge?«
    Er strich sich mit der Hand übers Kinn, was ein kratzendes Geräusch verursachte. »Ach, der. Darüber habe ich auch immer wieder nachgegrübelt. Kann sein, dass sie sich direkt an die Verteidigung gewandt hat. Ich glaube nämlich, es war eine Frau. Vor der Polizei hat sie jedenfalls keine Aussage gemacht. Und falls doch, kann ich mich nicht daran erinnern. Beim Prozess war sie nicht dabei, und ich meine mich auch zu erinnern, dass ihre Aussage für unzulässig erklärt wurde. Man munkelte damals, dass der zuständige Richter dem Staatsanwalt einen Gefallen schuldete.«
    »Dann würde also nichts davon im Prozessprotokoll stehen.«
    »Könnte sein, dass der Verteidiger die Aussage hatte.«
    »Guter Gedanke. Ich werde Petru darauf ansetzen. Wenn die Aussage in irgendeinem der Öffentlichkeit zugänglichen Archiv gelandet ist, können wir sie uns beschaffen. Ach ja, und noch etwas. Zwischen dem Zeitpunkt, als Norris auf Haydee einstach, und dem Zeitpunkt, als sie im Fluss gefunden wurde, liegen drei Stunden. Haben Sie und Kowalski zu klären versucht, was in diesem Zeitraum geschehen ist?«
    »Ist mir entfallen.« Seine Stimme war voller Selbstekel.
    »Vielleicht weiß Kowalski es ja noch«, sagte Bree. »Wenn Sie … wenn Sie Zeit haben, können wir heute Nachmittag zu ihm fahren.«
    Er machte vor dem Gebäude in der Bay Street halt und parkte in zweiter Reihe. Es herrschte starker Verkehr. Das Heulen von Sirenen zerriss die Luft, und der normale Verkehr schien ins Stocken geraten zu sein. Offenbar hatte es in der Nähe der Montgomery Street einen Unfall gegeben. Hinter ihnen hupte es wütend. »Ich werde mal zur Stadtverwaltung gehen und uns einen Behindertensticker besorgen.« Dent beobachtete im Rückspiegel, wie der Fahrer des Autos hinter ihnen demonstrativ zurücksetzte und sie dann in weitem Bogen umfuhr.
    »Nicht nötig«, erwiderte Bree. »Ich bin sicher, dass ich nächste Woche wieder ganz normal laufen kann.«
    Dent zuckte die Achseln. »Wie Sie wollen. Soll ich Ihnen helfen, ins Gebäude zu kommen?«
    »Nein«, gab Bree unwirsch zurück. Sie öffnete die Wagentür. »Tut mir leid, dass ich Sie eben so angefahren habe. Bin heute sehr gereizt.«
    »Soll vorkommen.«
    »Tja.«
    Beide schwiegen betreten. »Tut mir leid, dass Sie Ihren Job verloren haben, Dent.«
    »Wie?«
    »Ihren Job. Ron hat mir heute Morgen erzählt, dass Mercury Sie gefeuert hat.«
    »Ja, das hat er.« Er vermied es, sie anzusehen, und starrte geradeaus durch die Windschutzscheibe. Es ging offenbar um mehr als nur darum, dass er seine Stelle verloren hatte.
    »Was ist denn los?«, fragte Bree. »Bitte sagen Sie es mir doch. Vielleicht kann ich Ihnen ja helfen.«
    Er ließ den Kopf gegen das Lenkrad sinken. »Florida Smith ist tot. Vor etwa einer Stunde hat man ihre Leiche im Fluss gefunden.«

Wovon, was jetzt geschah, ein Vorspiel ist …
William Shakespeare, Der Sturm
    Also war es kein Unfall in der Nähe der Montgomery Street. Man hatte den Verkehr umgeleitet, damit die Rettungswagen ungehindert zum Fluss fahren konnten. Bree knallte die Autotür zu und packte Dent so bei der Schulter, dass er sie ansehen musste. »Was ist passiert?«, fragte sie.
    »Jemand hat gesagt, dass sie erschossen wurde. Andere haben behauptet, sie sei erstochen worden. Sie wissen ja, was für Gerüchte immer unter den Schaulustigen kursieren. Aber kurz nachdem man sie aus dem Fluss gezogen hatte, ist Lieutenant Hunter aufgekreuzt.«
    »Und der gehört zum Morddezernat …«
    Dann war es also Mord.
    »Erzählen Sie mir ganz genau, was geschehen ist, Dent. Und zwar von Anfang an.«
    »Die Filmcrew ist heute wieder am Flussufer, um ein paar Szenen nachzudrehen. Ich hatte mich um sieben am Set eingefunden. Von sieben bis drei hätte ich Dienst gehabt. Doch ich wurde sofort gefeuert. Victor White war auch da. Ich bin zu ihm gegangen, um mich zu erkundigen, ob er irgendwelche Aufträge habe, und er sagte: Ja, verschwinden Sie! Was halten Sie von diesem Auftrag? «
    »Das war heute Morgen kurz nach sieben?« Automatisch warf Bree einen Blick auf ihre Armbanduhr. Jetzt war es kurz nach elf. »Haben Sie Florida gesehen?«
    »Nein, hab ich nicht. Was aber nicht bedeutet, dass sie nicht da gewesen ist. Sie wissen ja, wie es auf einem Set zugeht. Alle rennen wie

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