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Gerettet von deiner Liebe

Gerettet von deiner Liebe

Titel: Gerettet von deiner Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CARLA KELLY
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dachte Susannah, als ihr die Augen zufielen. Vielleicht konnte nichts sein Gedächtnis aufrütteln und das hervorholen, was damals tatsächlich in dem kleinen Boot geschehen war. Vermutlich hatte er das erlebte Grauen zu tief in sich vergraben, und Tim Rowe wäre sein ständiger Begleiter bis an sein Lebensende.
    Es wird nicht einfach werden, überlegte sie, während sie James’ regelmäßigen Atemzügen lauschte. Aber ich habe nicht vor, an der Seite von zwei Männern zu leben, bis der Tod uns scheidet.
    Sie verließen das Haus am frühen Morgen und machten einen Spaziergang zur Pfarrkirche, die nur eine Meile entfernt lag, halb verborgen hinter ausladenden Bäumen. „Saint James“, stellte der Bräutigam an der Kirchentür fest. „Ich kann mir leicht merken, wo wir geheiratet haben.“ Er hob ihre Hand an die Lippen. „Es ist wohl angebracht, auch unseren Hochzeitstag nicht zu vergessen, nicht wahr?“
    „Das kann ich dir nur raten“, versicherte sie ihm. „Ich habe nicht die Absicht, diesen Schritt noch einmal zu tun. Gib mir keinen Grund, ihn zu bereuen.“
    Der Vikar war noch nicht lange wach, wie Susannah bei seinem Anblick schmunzelnd feststellte. Er schien sich nicht einmal die Zeit genommen zu haben, seine dichte graue Haarmähne zu kämmen und seinen Kragen ordentlich umzulegen. Sie kannte den Priester seit ihrer Kindheit, hatte sich bei seinen endlos langen Predigten zu Tode gelangweilt und machte sich auch diesmal auf eine langatmige Moralpredigt gefasst, bevor er die Trauung vollzog.
    Der Priester rief seine Ehefrau und den Kirchendiener als Trauzeugen herbei und schlug das große Gebetbuch auf. „Mrs. Park, es ist mir eine große Freude, dass Sie sich diesmal zu einer kirchlichen Trauung entschlossen haben, obgleich ich diese unnötige Hast nicht billigen kann“, begann er.
    James räusperte sich. „Sir, ich habe die Summe von zehn Schilling für eine Sondergenehmigung bezahlt und wünsche, getraut zu werden.“
    Hätte ein anderer diesen Wunsch geäußert, hätte der Vikar seine Ermahnungen unbeirrt fortgesetzt. James hatte zwar nicht die Stimme erhoben, aber etwas in seinen knappen Worten und seiner entschlossenen Miene veranlasste den Vikar, schleunigst die richtige Seite im Buch aufzuschlagen. Er wies das Brautpaar an, näher zu treten, und begann.
    „Liebes Brautpaar, liebe Trauzeugen, wir haben uns heute hier versammelt, um vor Gott dem Allmächtigen …“
    Susannah wandte sich an James. Er sah müde aus, seine Augen waren umschattet, aber er lächelte, und sie wusste, dass Timothy Rowe nicht neben den Trauzeugen stand.
    Nachdem das Brautpaar sich in das Heiratsregister eingetragen und die Trauzeugen gleichfalls ihre Unterschrift geleistet hatten, verließen der Vikar und seine Frau die Kirche, und der Kirchendiener ging wieder seinen Pflichten nach.
    „Ich wünschte, ich könnte dir einen Ring anstecken, Mrs. Trevenen – wie leicht mir der Name über die Lippen kommt –, aber das muss warten, bis ich Zeit finde, einen Ring zu kaufen, und ihn dir hier anstecke.“ Er küsste ihren Ringfinger. „Suzie, fang bitte nicht an zu weinen! Dies ist unsere Hochzeit und keine Trauerfeier.“
    Lachend wischte sie sich über die Augen.
    Hand in Hand verließen sie die Kirche. „Allerdings hätte mich eine Sondergenehmigung in Cornwall glatte vier Pfund gekostet. Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass ich ein Geizkragen bin?“
    Wind war aufgekommen. Susannah zog den Hut tiefer in die Stirn und band ihn unter dem Kinn fest. Bunte Blätter tanzten wirbelnd die Straße entlang. Sie hakte sich bei ihrem Mann unter, dessen Blick sie verwirrte. „Wenigstens hatte Timothy Rowe die Höflichkeit, vor der Kirche auf dich zu warten“, sagte sie scherzhaft.
    James schüttelte den Kopf, wirkte seltsam verwundert. „Er ist nicht hier, Suzie. Es ist etwas anderes. Ich weiß nur nicht, was es ist. Ich kann es mir nicht erklären.“ Er blieb in der windgepeitschten Straße stehen und schnupperte.
    „Riechst du Wasser?“, fragte sie. „Hinter den Bäumen fließt die Themse. Manchmal stinkt es erbärmlich vom Fluss herauf.“
    „Nein, das ist es nicht“, sagte er. „Ich weiß nicht. Vielleicht hat unser gestriges Gespräch eine Erinnerung in mir geweckt.“ Er lächelte sie an. „Würde es dich stören, wenn wir kommende Nacht nicht so viel reden? Ich unterhalte mich zwar gern mit dir, Suzie Trevenen, du Sonnenschein meines Lebens. Andererseits habe ich soeben zehn Schilling für eine Trauung

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