Gerettet von deiner Liebe
vertraute, dass David alles tun würde, um sie zu beschützen.
Aber es war ihm nicht gelungen, dachte sie und schloss ihre Tür. Gegen die Cholera konnte David nicht kämpfen. Er war nach grässlichen Krämpfen und Zuckungen gestorben. Sie hatte ihn gepflegt und nach ihm viele Kranke, während die Seuche in Bombay wütete.
Warum sie sich nicht angesteckt hatte, war ihr ein Rätsel, obwohl sie sich gewünscht hatte zu sterben, bis das Ungeborene in ihr sich bewegt hatte. Erst dann war sie fähig gewesen, ihre Trauer zu überwinden. Sie hatte sich vorgenommen, am Leben zu bleiben und Davids Kind zur Welt zu bringen, das seinen Vater nie kennenlernen durfte.
Susannah setzte sich aufs Bett und blickte zur geschlossenen Tür. „Nein, nicht einmal, wenn ich es für möglich hielte, mich in zwei Wochen in Sie zu verlieben“, flüsterte sie. „Ich habe zu viel Schande über die Menschen gebracht, die ich liebe. Ich würde niemals wagen, Sie zu heiraten.“
Sie schlüpfte unter die Decke. Vielleicht konnte Mr. Trevenen tatsächlich etwas für ihre Schwester tun. Wenn Loisa eine sinnvolle Beschäftigung hätte, würde sie vielleicht weniger darüber lamentieren, dass sie ein Mauerblümchen war und drohte, eine alte Jungfer zu werden. Und wer konnte schon garantieren, dass eine Ehe alle Probleme löste? Sie seufzte. Loisa wäre auch als Ehefrau nicht schöner und vermutlich ebenso unleidlich wie bisher.
Susannah gähnte. Vielleicht konnte sie noch ein paar Stunden schlafen, bevor Noah aufwachte. Wenn nicht, würde sie einfach daran denken, wie angenehm es war, mit James auf der Treppe zu sitzen. Seit Davids Tod war sie nie wieder mit einem Mann allein gewesen. Sie lächelte in die Dunkelheit. Vielleicht war es gut, dass Mr. Trevenen erklärt hatte, er könne sich niemals in so kurzer Zeit verlieben. Bei David war das völlig anders gewesen.
Sie schloss die Augen. Aber so etwas geschah kein zweites Mal.
James wachte mit einem Ruck von einem Geräusch an seiner Tür auf. Dann entfernten sich die leisen Schritte wieder.
Später wurde er durch ein zaghaftes Klopfen geweckt. Er schlüpfte in seinen Morgenmantel und öffnete. Noah stand im Flur. Und James bemerkte einen Zettel, der an die Tür geheftet war. Das erklärte das Geräusch und die Schritte vor einer Weile.
„Guten Morgen“, krächzte er und rieb sich das unrasierte Kinn.
„Guten Morgen, Mr. Trevenen“, grüßte der Junge munter und zeigte auf den Zettel. „Können Sie das schnell lesen? Ich hab nämlich Hunger.“
James nahm den Zettel von der Tür und las ihn. „Offenbar ist deine Mama schon zeitig aufgestanden.“ Er ging in die Hocke. „Wir zwei frühstücken und treffen deine Mama im Haus von Sir Joseph.“ Er warf einen zweiten Blick auf den Zettel. „Du sollst dich heute um den Hund kümmern.“
Noah nickte. „Ich warte schon ewig auf Sie, Sir“, sagte er. „Mein Magen knurrt.“
James fand es eigenartig, wieso Noah nicht nach unten gegangen war, um alleine zu frühstücken; vielleicht aber wollte Mrs. Park, dass ihr Sohn den Gastgeber spielte. Trotzdem war er neugierig. „Wieso steht deine Mama denn so früh auf?“
„Wahrscheinlich will sie die Blume fertig malen, die sie gestern begonnen hat“, antwortete Noah. „Sir Joe bezahlt ihr einen Schilling für jedes Bild. Wir brauchen das Geld.“
Und deine Mutter will gewiss nicht, dass ein Fremder davon weiß, dachte James.
James erhob sich. „Nun gut, Master Park“, sagte er. „Komm herein, ich will mich nur rasieren und anziehen.“
Auf dem Weg ins Ankleidezimmer rief er über die Schulter: „Mach es dir im Stuhl bequem oder auf dem Bett, wie du willst.“ Als er kurz darauf ohne Nachthemd, nur mit einem Handtuch um die Hüften, wieder erschien, hatte Noah sich am Fußende des Bettes hingesetzt.
James trat an den kleinen Spiegel, um sich zu rasieren, und beobachtete den Kleinen im Spiegel, der jede seine Bewegungen interessiert verfolgte.
„Wie haben Sie sich auf der Insel rasiert?“, fragte Noah andächtig.
„Überhaupt nicht“, antwortete James. „Ich habe mir auch die Haare nicht geschnitten.“
„Sie mussten sich auch nicht vor jeder Mahlzeit die Hände waschen oder wenn Sie einen Hund gestreichelt haben, oder?“, fragte Noah, mehr als nur eine Spur neiderfüllt.
„Verlangt das deine Mama von dir?“
„Nicht nur das, Sir“, erklärte Noah. „Manchmal kann sie sehr anstrengend sein.“
James verkniff sich ein Lachen und wischte sich den restlichen Schaum
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