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Gerettet von deiner Liebe

Gerettet von deiner Liebe

Titel: Gerettet von deiner Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CARLA KELLY
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Dennoch hatte sie zweifellos schön geschwungene Lippen.

8. KAPITEL
    Seine Erleichterung, Loisa entflohen zu sein, machte einem Gefühl der Enttäuschung Platz, als er feststellte, dass Noah nicht im Korridor auf ihn wartete. James war in den letzten Jahren so grenzenlos allein gewesen, dass er der Einsamkeit nicht viel abgewinnen konnte.
    Aber Chumley war da. „Hier entlang, Sir.“ Er öffnete die Tür zur Eingangshalle. James blieb auf der Schwelle stehen und beobachtete Noah, der ausgelassen herumtollte. Die Möbel waren mit Tüchern verhangen, auch der Fußboden war mit Decken geschützt. Leitern und Farbeimer standen herum.
    „Sie lassen den Raum frisch tünchen?“
    „Ja, Sir“, antwortete Chumley. „Lord Watchmere eröffnete mir heute Morgen, dass es keine scheißenden Vögel mehr gibt.“
    Diese ungewöhnlich derbe Ausdrucksweise des sonst würdevollen Butlers brachte James zum Lachen.
    „Verzeihen Sie“, fuhr Chumley ungerührt fort. „Aber ich möchte hinzufügen, dass Ihnen das Hauspersonal von Herzen dafür dankt.“
    „Gern geschehen.“ James ahnte, dass der Butler einen Monatslohn dafür gegeben hätte, um zu erfahren, wie er Lord Watchmere das Verschwinden der Tukane erklärt hatte. Er durchquerte die Halle. Am Portal warf er einen Blick über die Schulter. „Chumley, darf ich Sie etwas fragen?“
    „Sehr wohl, Sir.“
    „Hat Mrs. Park seit ihrer Rückkehr aus Indien das Anwesen häufig verlassen?“
    „Nein, Sir“, antwortete der Diener mit leiser Wehmut. „So gut wie nie.“
    Sein verhaltener Ton sagte James alles, was er wissen wollte. In der Dienerschaft hatte Susannah Park ihre Verbündeten, auch wenn die Untergebenen ebenso wenig Einfluss hatten wie sie.
    Er nickte Chumley zu, öffnete das Portal, trat in einen milden Herbstmorgen und winkte Noah zu sich. Bald lief der Junge vor ihm her oder kauerte sich gelegentlich neben dem Kiesweg ins Gras, weil er etwas Spannendes entdeckt hatte. James ging neben ihm in die Hocke, und beide beobachteten ein fein gewobenes Spinnennetz, in dem Tautropfen glitzerten. Ein winziges Gespinst, nicht zu vergleichen mit den riesigen Spinnennetzen auf seiner Insel, die ihn fast zu Tode erschreckt hatten. „Sie sehen aus wie Diamanten, nicht wahr?“, sagte er.
    Noah nickte. „Mama zeichnet gerne Spinnennetze.“
    „Würdest du auch gerne zeichnen?“
    „Mama sagt, ich bekomme bald einen Zeichenblock.“
    Du solltest jetzt schon einen haben, dachte James und fragte sich, ob sie sich diese Ausgabe nicht leisten konnte. Er blickte über die Schulter. Allmählich stieg die Sonne höher, und es war Zeit, weiterzugehen. „Wir wollen deine Mutter suchen. Sie hat versprochen, mich nach London zu begleiten.“
    „Ich würde Sie auch gerne begleiten“, sagte Noah, „aber heute muss ich mich um Neptun kümmern.“
    „Wir haben alle unsere Aufgaben.“ Etwas im Blick des Kleinen rührte ihn. Offenbar war er nur selten von seiner Mutter getrennt. „Ich bringe sie dir bald wieder zurück. Ich habe nicht viel mit Sir Percival Pettibone zu besprechen.“ Im Grunde genommen hatte er gar nichts mit dem feinen Herrn zu besprechen. Noah rannte wieder voraus auf dem Weg nach Spring Grove. Eines Tages will ich auch einen Sohn, dachte James und schaute dem Jungen nach.
    Er schlenderte gemächlich dahin, denn er hatte nicht den Wunsch, die Gesellschaft von Sir Percival Pettibone früher als nötig zu suchen. Der feine Herr war zwar ein kompletter Narr, aber wenn der Besuch bei Sir Percival und seiner Mutter günstig verlief, könnte sich für Susannah Park die Chance bieten, wieder in die vornehme Gesellschaft aufgenommen zu werden. Dann könnte James getrost nach Cornwall reisen, im Wissen, dass er einer reizenden Dame den Weg geebnet hatte, einen zweiten Ehemann zu finden.
    Noah wartete auf ihn und ging neben ihm her. James spürte, dass er etwas auf dem Herzen hatte.
    „Willst du mich etwas fragen?“
    Noah nickte. „Eine Menge. Mama denkt vielleicht, ich bin Ihnen lästig, und das möchte ich nicht.“
    „Du bist mir überhaupt nicht lästig. Außerdem hast du sicher noch nie jemanden getroffen, der auf einer einsamen Insel ausgesetzt war, oder?“
    Noah lächelte strahlend. „Genau, Sir. Ich musste Mama versprechen, dass ich Ihnen nicht mit Fragen auf die Nerven gehe, aber wenn man keine Fragen stellt, wird man auch nicht klüger, stimmt’s?“
    „Ganz recht.“
    „Also, woher wussten Sie, wie spät es ist?“
    „Zeit spielte keine Rolle. Ich musste

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