Gerettet von deiner Liebe
Sohn zu wenden.
James war versucht, den Arm um ihre Mitte zu legen und sie an sich zu ziehen, um sie zu beschwichtigen, aber das wäre noch ungehöriger gewesen. „Noah ist in besten Händen, Mrs. Park, und Sir Percivals Interesse an mir wird sich gewiss bald erschöpfen.“
Sie begaben sich zu einem Seiteneingang, wo die offene Kutsche unter einem Vordach wartete. Der Diener wollte ihr beim Einsteigen helfen, aber James kam ihm zuvor. Als er sich ihr gegenüber hinsetzen wollte, zog sie die bauschigen Röcke zu sich, eine deutliche Einladung für ihn, neben ihr Platz zu nehmen.
Susannah wirkte plötzlich schüchtern, irgendwie erstaunlich nach ihrer vertraulichen Berührung. Offenbar war sie nicht daran gewöhnt, Männern, die sie kaum kannte, die Wange zu streicheln. Er wünschte, die Kutsche wäre weniger geräumig, damit er näher bei ihr sitzen könnte.
Sein Blick fiel auf das Skizzenbuch. „Haben Sie die Absicht, Sir Percival zu porträtieren?“, fragte er scherzhaft, um ihr die Scheu zu nehmen. „Hoffentlich haben Sie Buntstifte dabei. Als ich ihn kennenlernte, trug er Ziegenlederhandschuhe in einem atemberaubenden Lavendelblau.“
„Meine Mutter behauptet, er habe einen exquisiten Geschmack“, antwortete sie. „Ich verlasse mich darauf, dass Sie Sir Percival die nötige Bewunderung entgegenbringen. Mama versicherte mir, eine Vormittagseinladung in sein Haus sei ein Zeichen besonderer Ehre und Wertschätzung. Er soll gewöhnlich nicht vor zwölf Uhr mittags aufstehen.“
„Auf meiner Insel pflegte ich auch erst spät aufzustehen“, meinte James schmunzelnd. „Allerdings musste ich mir nicht allzu viele Gedanken über meine Garderobe machen oder darüber, welche Abendeinladung ich wahrnehme.“
Langsam schlug Susannah das Skizzenbuch auf. „Das habe ich heute Morgen im Rosenhaus gemalt. Es war die letzte blühende Rose, die ich gestern nicht abgeschnitten habe.“ Sie schob ihm den Block zu. „Ich dachte, ich schenke das Blatt Sir Percivals Mutter.“
Er betrachtete das Aquarell, das seiner Meinung nach ebenso vollendet ausgeführt war wie ein Werk von Sydney Parkinson. Sie hatte das leuchtende Rosa der Blüte meisterlich getroffen und ihr überdies einen matten Hauch verliehen, eine rosafarbene gefüllte Rose kurz vor dem Verblühen.
„Niemand wird Sie schief anschauen, Mrs. Park“, behauptete er, ohne zu wissen, was sie erwartete.„Sind die feinen Leute denn tatsächlich so engstirnig?“, fragte er, als sie lange schwieg.
Sorgfältig trennte Susannah das Blatt aus dem Block. „Das Leben auf einer einsamen Insel ist natürlich weniger kompliziert“, sagte sie endlich.
„Damit haben Sie vollkommen recht.“ Er räusperte sich. „Ich muss Ihnen ein Geständnis machen. Sir Percival ist der irrigen Meinung, ich hätte ihn aus einer Feuersbrunst errettet, in der Poststation, in der wir zufällig beide übernachteten.“
„Und Sie haben nichts dergleichen getan?“, fragte sie.
„Ich habe eine schwelende Decke von einer heißen Wärmepfanne genommen, mehr nicht.“ Er legte eine Pause ein. „Ich stand im Hof, bemerkte den Rauch aus einem Fenster im ersten Stock und kletterte die Regenrinne hinauf in sein Zimmer.“
Susannah schaute ihn mit großen Augen an. „Gütiger Himmel, Sir.“
„Es war nur ein Stockwerk hoch“,wiegelte er ab.„Ich wünschte, Sie würden mich nicht so ansehen. Ich sagte ja, es ist völlig lächerlich.“
„Ist es nicht“, widersprach sie und betonte jedes Wort.
„Auf meiner Insel bin ich Kokospalmen hinaufgeklettert, die zehnmal höher waren“, erklärte er, um ihr begreiflich zu machen, wie unbedeutend sein Beitrag zur vermeintlichen Rettung des eitlen Dandys gewesen war.
„Mr. Trevenen, für Sir Percival sind Sie eine Erscheinung von einem anderen Stern. Begreifen Sie das nicht? Wenn er eine ähnliche Klatschbase ist wie seine Mutter, hat er die Geschichte bereits in seinem Bekanntenkreis erzählt und beträchtlich aufgebauscht.“
„Ist das Ihr Ernst?“
„Selbstverständlich.“
Es war ihm unmöglich, so viel Einfalt und Dummheit zu begreifen „Jeder hätte Sir Percival geholfen. Ich war nur zufällig in der Nähe.“
Sie lehnte sich in die Lederpolster zurück. „Es ist mehr als das. Ich will versuchen, es Ihnen zu erklären.“
Er lächelte. „Ich höre, Madam.“
„Sie kennen die Chinesische Pagode im Park, nicht wahr? Könnten Sie diesen Turm hinaufklettern?“
„Mrs. Park, jeder schafft es, eine Holzstiege
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