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Gerettet von deiner Liebe

Gerettet von deiner Liebe

Titel: Gerettet von deiner Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CARLA KELLY
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nicht pünktlich sein.“
    „Und sie haben gegessen, wenn Sie hungrig waren?“
    Kinder denken mit dem Magen, dachte James belustigt. „Anfangs hatte ich ständig Hunger.“ Wieso sollte er einen kleinen Jungen belügen? „Später, als ich gelernt hatte, Fische zu fangen, und herausfand, welche Pflanzen ungiftig waren, war es nicht mehr zu schlimm.“
    Noah blieb stehen und breitete die Hände aus. „Aber woher wussten Sie, welche Pflanzen nicht giftig sind?“
    „Ich habe alle probiert.“
    „Und wurde Ihnen von manchen schlecht?“
    „Oh ja.“ Das reichte als Erklärung. Noah brauchte nicht zu wissen, wie hundeelend er sich nach dem Verzehr mancher Pflanzen gefühlt hatte und beinahe daran gestorben wäre. „Ich lernte auch, auf Kokospalmen zu klettern. Als ich das geschafft hatte, war das Schlimmste überstanden.“
    Die Sache mit der Zeit schien Noah nicht loszulassen. „Aber Sie wussten doch nicht, wann Dienstag oder Freitag ist? Wie wussten Sie dann, wann Weinachten ist?“
    „Ich zählte die Tage und schrieb sie auf“, erklärte er dem Jungen. „Ich hatte das Logbuch des Schiffes bei mir, und im Beiboot markierte ich jeden Tag, bis wir Land gesichtet hatten.“ Mit angehaltenem Atem hoffte er, der Junge habe nicht bemerkt, was er gesagt hatte.
    Zu spät. Noah blieb stehen. „Sie haben doch gesagt, Sie waren allein auf der Insel. Stimmt das nicht?“
    „Wir waren fünf im Rettungsboot, aber ich alleine habe überlebt.“
    Noah dachte darüber nach.„Mein Vater starb, bevor ich geboren wurde.“
    „Ich weiß. Das tut mir leid.“
    Schweigend setzten sie ihren Weg fort, aber Noah war mit seinen Fragen noch nicht am Ende. „Haben Sie einen Kalender für die ganze Zeit auf der Insel gemacht?“
    „Ich ritzte für jeden Tag einen Strich in eine Baumrinde. Das ging ganz gut, bis ich krank wurde“, erklärte er. „Sehr krank. Soweit ich weiß, habe ich eine ganze Woche verloren.“
    „Als es Ihnen besser ging, wussten Sie nicht, welcher Tag war?“
    „Ich hatte keine Ahnung. Aber ich wollte meinen Kalender fortführen, ritzte ein paar Striche mehr in die Rinde und nannte den letzten Strich Mittwoch, den 10. Januar.“ Er schmunzelte über Noahs staunendes Gesicht. „Wenn du auf einer einsamen Insel bist, Junge, steht es dir frei, alles zu tun, was du willst.“
    Nachdem sie den Zaunübertritt passiert hatten und sich auf dem Anwesen von Spring Grove befanden, entdeckte James in der Ferne Susannah Park, die mit dem Zeichenblock unter dem Arm auf das Haus zuschlenderte. „Da vorne ist deine Mama“, sagte er und erfreute sich an dem anmutigen Schwung ihrer Hüften. Er verspürte ein Ziehen in den Lenden. Statt sich dagegen zu wehren und diese ungehörige Empfindung zu verdrängen – was angebracht gewesen wäre, zumal in Begleitung ihres Sohnes –, genoss er das angenehme Gefühl. Schließlich war er ein Mann. Er bewunderte sie. Wer würde sie nicht bewundern?
    Auch Noah beobachtete seine Mutter. „Mama gibt mir Zeichenunterricht. In ein paar Jahren darf ich die Stängel ihrer Blumen malen, sagt sie.“
    „Das ist ein guter Anfang. Ich bin sicher, dass du bald sehr gut malen kannst.“
    „Das will ich auch“, antwortete er ernsthaft. Dann rannte er los, schlich sich von hinten an seine Mutter an und zog an den Bändern ihres Kleides.
    Sie wirbelte herum, bevor Noah sein kleines Teufelswerk zu Ende bringen konnte. Belustigt sah James zu, wie Susannah ihren Sohn kitzelte, bis beide im Gras landeten und der Kleine vor Lachen quietschte. Sie hatte das Skizzenbuch weggelegt, schlang die Arme um ihn und küsste ihn auf den Scheitel. Noah schmiegte sich an sie, liebevoll und besitzergreifend.
    Als sie James nun zuwinkte, beschleunigte er seine Schritte. Sie blieb im Gras sitzen, und James ging vor ihr und Noah in die Hocke. Sie sah wie immer entzückend aus, trug das blonde Haar zu einem Nackenknoten gebunden, aus dem sich ein paar vorwitzige Löckchen gestohlen hatten. Ihre Wangen waren rosig überhaucht vom Spaziergang an der frischen Luft. James dachte mit Bedauern an den verstorbenen David Park, der vermutlich beim ersten Blick von ihr hingerissen gewesen war.
    Schließlich richtete er sich auf und reichte Susannah die Hand, die sie ohne Zögern ergriff. Er genoss die Wärme ihrer Hand, bevor sie ihm entzogen wurde und Susannah sich nach ihrem Skizzenblock bückte. Dann schaute sie Noah nach, der vor ihnen her hopste.
    „Hoffentlich hat er Sie nicht zu früh geweckt“, sagte sie nach einer

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