Gerettet von deiner Liebe
Vertreter der Gesellschaft ist, die dort verkehrt. Er ist wohl der geistloseste Mensch, der mir je begegnet ist.“
Aber ich kenne jemanden, der Menschen wie Sie zu schätzen weiß, schoss es ihm durch den Sinn, und den werden Sie kennenlernen. Und dann interessierte ihn eine andere Frage. „Miss Alderson, wir kennen uns erst seit Kurzem, und unser bisheriger Umgang war ziemlich frostig. Deshalb frage ich mich, warum wir plötzlich so aufrichtig miteinander reden?“
„Ganz einfach“, antwortete sie prompt. „Sie reisen in zwei Wochen ab, und ich werde Sie nie wiedersehen. Wir können einander Dinge sagen, die wir anderen Menschen niemals anvertrauen würden.“
Sie waren in die schattige Ulmenallee nach Spring Grove eingebogen. Vor wenigen Minuten wäre er am liebsten aus der Kutsche gesprungen und geflohen, mittlerweile wünschte er, der Kutscher würde langsamer fahren.
„Außerdem habe ich nachgedacht über Sie und diese dummen Tukane“, fuhr Miss Alderson fort. „Noch keinen Tag in unserem Haus, schafften Sie es, die grässlichen Vögel fliegen zu lassen, die uns alle seit Jahren auf die Nerven gehen. Sie … Sie haben es einfach getan!“ Loisa berührte seinen Arm. „Es hat mir irgendwie die Augen geöffnet zu erleben, was passiert, wenn jemand handelt.“
Sie drehte das Gesicht zur Seite, und James spürte ihren inneren Kampf. „Reden Sie weiter“, bat er.
„Sosehr ich meine Schwester auch dafür gehasst habe, sie hat vor sieben Jahren gehandelt. Sie jammerte nicht, verfiel nicht in Schwermut, sie handelte.“ Miss Alderson presste Daumen und Zeigefinger an ihre Nasenwurzel, als versuche sie, ihre Tränen zurückzuhalten.
James wandte sich an den Kutscher. „John, fahren Sie bitte etwas langsamer. Wir sind mitten im Gespräch.“ Dann wandte er sich wieder an Miss Alderson. „Bei unserer ersten Begegnung bat Sir Joseph mich, die Tukane loszuwerden, etwas für Sie zu tun und Ihre Schwester zu heiraten.“
Miss Alderson brach in schallendes, keineswegs damenhaftes Gelächter aus. „Dieser alte Gauner mischt sich in alles ein“,
sagte sie.
„Zweifellos. Die Tukane bin ich schon mal losgeworden …“
„Und nun tun Sie etwas für mich.“
„Ja. In Ihrem Fall hatte ich großes Glück. Sam braucht Hilfe.“
„Und, werden Sie meine Schwester heiraten?“, scherzte sie.
James schüttelte den Kopf. „Ich erzählte ihr von meinem Gespräch mit Sir Joseph, und wir beide sind uns darin einig, dass man sich nicht in zwei Wochen verlieben kann.“
„Sie irren sich“, widersprach Miss Alderson. „Bei Suze und David war es Liebe auf den ersten Blick.“
„Ein Einzelfall. So etwas wiederholt sich nicht“, entgegnete er. „Im Übrigen tauge ich nicht zum Ehemann, Miss Alderson. Ihre Schwester würde meinen Antrag entschieden ablehnen.“ Er zögerte einen Moment und beschloss, auch sein letztes Anliegen vorzubringen. „Was haben Sie gegen Noah?“
Miss Alderson stutzte, und James spürte, dass sie die gestörte Beziehung zu ihrem Neffen gleichfalls belastete. „Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, ihn mein ganzes Leben lang abzulehnen“, gestand sie seufzend, und James konnte sich über ihre Offenheit nur wundern. „Es ist nicht so einfach, eine einmal getroffene Entscheidung zu widerrufen, und außerdem kann ich mit kleinen Kindern nicht umgehen“, erklärte sie, als der Wagen in der halbrunden Auffahrt zum Stehen kam.
„Kinder sind unschuldig und offen, wenn man sie zu nehmen weiß. Versuchen Sie es mit einem gelegentlichen Lob, Miss Alderson.“
„Er geht mir aus dem Weg“, entgegnete sie.
„Sie machen ihm Angst. Er erscheint nicht einmal bei Tisch, wenn seine Mutter ihn nicht begleitet.“
„Ja, das ist mir aufgefallen“, stellte Miss Alderson fest und blickte James direkt in die Augen. „Ich habe einen weiten Weg vor mir, nicht wahr?“
Nicht so weit wie der meine, dachte er. „Noah wird Sie überraschen. Tun Sie seiner Mutter etwas Gutes, und Sie gewinnen in ihrem Sohn einen Freund fürs Leben.“
Sie stand auf. Der Kutscher öffnete den Wagenschlag und half ihr beim Aussteigen. Loisa schaute die Fassade des Herrenhauses hinauf und verzog das Gesicht. James wollte ihr folgen, doch dann fiel ihm die flache Schachtel auf der Sitzbank auf. Er reichte sie ihr.
„Das wollte ich Ihnen schenken.“
Sie hob den Deckel, sah die rosafarbenen Handschuhe und hob einen mit spitzen Fingern hoch. „Was haben Sie sich dabei gedacht?“
„Keine Ahnung“, sagte er
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