Gerettet von deiner Liebe
achselzuckend. „Ich gab Ihrer Schwester Geld, um ein Geschenk für Sie im Pantheon Bazar zu besorgen. Lady Pettibone hat mit ihr einen Einkaufsbummel gemacht.“
„Rosa.“ Miss Alderson legte all ihre Verachtung in dieses Wort, steckte die Handschuhe allerdings in ihr Retikül und bedachte James wieder mit einem forschenden Blick. „Sagen Sie, Mr. Trevenen, denken Sie eigentlich viel nach, bevor Sie handeln?“
„Das würde ich nicht wagen“, antwortete er, und sie lachte.
Die Behauptung, Susannah sei beim Anblick ihrer Schwester in James’ Begleitung verblüfft gewesen, wäre eine starke Untertreibung. Als die beiden das Krankenzimmer betraten, sprang sie auf, als brenne der Stuhl unter ihr.
Loisa warf ihr einen belustigten Blick zu und nahm ihre Haube ab. „Du musst mehr Vertrauen zu Mr. Trevenen haben, Suze“, sagte sie. „Er ist ein Schurke durch und durch, allerdings erstaunlich überzeugend. Ja, ich werde Mr. Higgins pflegen.“ Nachdenklich betrachtete sie den schlafenden Mann. „Sieht nicht besonders vielversprechend aus.“ Sie blickte zwischen ihrer Schwester und James hin und her, der Mühe hatte, nicht zu schmunzeln. „Susannah, hat es dir die Sprache verschlagen?“
„Um die Wahrheit zu sagen, ja. Ich hätte nicht gedacht, dass du dich dazu bereit erklärst“, antwortete Susannah und legte das feuchte Tuch beiseite, mit dem sie Sams Stirn gekühlt hatte. „Das bedeutet, dass ich eine Krabbe malen muss.“
Nun machte Miss Alderson ein verdutztes Gesicht, ehe sie begriff. „Habt ihr eine Wette abgeschlossen?“
„Ja.“
„Was war dein Einsatz?“
„Ich wollte ihn zwingen, mir alles zu erzählen, was er auf seiner Insel in der Südsee erlebt hat.“
„Das solltest du ohnehin von ihm verlangen“, entgegnete Miss Alderson in ihrer nüchternen Art. „Mr. Trevenen, erklären Sie mir, was ich für diese Jammergestalt tun soll. Jedenfalls werde ich mich bemühen, ihn nicht ins Koma fallen zu lassen, von dem er nicht mehr erwacht.“ Sie schnupperte angewidert in der Luft. „Dem Gestank nach zu schließen würde allerdings kaum ein Mensch um ihn trauern.“
James erklärte ihr die genaue Dosierung des Chinins. „Wenn er fiebert, versuchen Sie ihn zu kühlen; wenn er friert, halten Sie ihn warm, und wenn er seine Notdurft verrichten muss, holen Sie Barmley zu Hilfe.“
„Und was soll ich ihm sagen, wenn er aufwacht?“, wollte Loisa wissen.
„Ihren Namen, Miss Alderson“, scherzte er. „Wenn er fragt, wie er hierhergekommen ist, erklären Sie es ihm. Wahrscheinlich erinnert er sich an nichts.“
„Dass Sie ihn in Hyde Park aufgelesen haben?“
„Das wird genügen. Ich schaue morgen wieder vorbei.“
„Ich auch, Loisa, wenn du mich brauchst“, versprach Susannah.
„Nicht nötig“, entgegnete Miss Alderson zu James’ Enttäuschung, doch dann setzte sie hinzu: „Du hast genug durchgemacht.“
Susannahs Lippen zitterten, ihr Blick suchte den ihrer Schwester. „Es war eine einsame Totenwache, Loie“, brachte sie mühsam heraus.
„Das kann ich mir denken“, sagte Miss Alderson mit erstaunlich weicher Stimme. „Und du warst so weit von zu Hause fort.“
Susannah zögerte einen Moment, bevor sie die Hand auf die Schulter ihrer Schwester legte. „Ich danke dir.“
Miss Alderson blickte ihrer Schwester in die Augen, mit einem Ausdruck so tiefen Bedauerns, dass James sich kurz abwenden musste.
Wenig später verließ er mit Susannah das Zimmer. Bevor beide die Treppe erreicht hatten, flog die Tür wieder auf. Miss Alderson hatte sich gefasst.„Susannah, ich habe einen Vorschlag“, rief sie in sachlichem Ton.
„Ja?“
„Wenn Sir Joseph nichts dagegen hat, könnte Noah morgen wieder kommen. Schließlich macht ein kleiner Junge keine großen Umstände. Er kann den faulen Hund bürsten, und wenn ich dir oder Mr. Trevenen eine Nachricht zukommen lassen will über den Zustand des siechen Mr. Higgins, schicke ich den Jungen zu euch hinüber. Noah ist flink auf den Beinen und sechzig Jahre jünger als irgendeiner von Sir Joes Dienstboten.“
Susannah lachte erleichtert. „Ich bitte ihn in deinem Namen um seine Hilfe.“
„Ausgezeichnet.“ Miss Alderson verschwand wieder im Krankenzimmer.
Erst auf der Rückfahrt begann Susannah zu weinen. James scheute sich nicht, seinen Arm um ihre Schultern zu legen und sie an sich zu ziehen, während sie schluchzte. Er gab ihr sein Taschentuch, und sie barg ihr Gesicht an seiner Brust. Vorsichtig lehnte er die Wange an ihr
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