Gerettet von deiner Liebe
holt dich da runter! Oh Gott, ich mache mir solche Sorgen.“
„Handelt es sich tatsächlich um eine Katze?“, fragte James erstaunt.
Der Dandy nickte mit besorgtem Blick. „Ein schwarzer Kater. Batch führt ihn an einer goldenen Kette spazieren.“
„Aber Katzen kommen alleine von einem Baum runter.“
Strafend sah Sir Percival ihn an. „Wie können Sie nur so herzlos sein?“
Der dicke Mann sank nun entnervt in die Samtpolster zurück und betupfte sich die schweißnasse Stirn. Gleich trifft ihn der Schlag, dachte James. Jemand müsste ihm die enge Krawatte lockern und den hohen Hemdkragen öffnen, sonst erstickt er noch. Er wandte sich an Susannah. „Mrs. Park, wir müssen handeln.“
„Ganz Ihrer Meinung“, pflichtete sie ihm bei.
Er öffnete den Wagenschlag, sprang auf den Kiesweg und half ihr beim Aussteigen. „Kommst du auch, Noah?“
Er nahm Mutter und Sohn bei der Hand und eilte mit ihnen zum Schauplatz des Geschehens.
Susannah handelte unerschrocken, stieg in die Kutsche und kniete sich neben den Dicken, der mittlerweile in sein Taschentuch schluchzte. „Ich lockere Ihre Krawatte“, sagte sie entschieden.
Lord Batchley kreischte. „Um Himmels willen, mein Kammerdiener brauchte eine Stunde, sie so untadelig zu binden!“
„Das kann er morgen wieder für Sie tun. Sie müssen stark sein. Vixen braucht Sie!“, schmeichelte sie.
Das war das Zauberwort. Ergeben überließ der alte Herr sich ihren geschickten Händen.
Susannah löste den vielfach geschlungenen Knoten der Krawatte und öffnete den Knopf des hohen Kragens. Im nächsten Moment atmete Lord Batchley wieder leichter.
„Danke. Aber was können wir nur für Vixen tun?“, lamentierte er.
Susannah warf James einen ratlosen Blick zu.
„Katzen klettern alleine von Bäumen.“ Doch diesmal klang sein Einwand nicht sehr überzeugend.
Mittlerweile hatten sich immer mehr Menschen versammelt, aber niemand machte Anstalten, irgendetwas zu tun. Blöde Gaffer, dachte James, während er seine Stiefel auszog. „Barfuß kann ich besser klettern“, erklärte er auf Susannahs fragenden Blick. „Ehrlich gestanden, klettere ich nackt noch besser, aber dies scheint mir in London nicht schicklich zu sein.“
Sie lachte errötend und wandte sich an den dicken Mann, der immer noch am Rande eines Nervenzusammenbruchs zu sein schien. „Lord Batchley, beruhigen Sie sich, Mr. Trevenen wird Vixen retten.“
„Seien Sie um Himmels willen sanft mit ihm! Er ist verwirrt und verängstigt.“
James knöpfte sich den Gehrock auf. „Beißt und kratzt er?“
„Nur wenn er verwirrt und verängstigt ist. Ansonsten ist er völlig harmlos.“
James näherte sich dem Baum, die Zuschauer machten ihm Platz, und einer raunte seinem Nachbarn zu: „Das ist Beau Crusoe.“ James schnitt eine Grimasse. Dann griff er nach einem tief hängenden Ast, zog sich daran hoch und hangelte sich höher, bis dicht über ihm eine Katze böse fauchte.
Gütiger Himmel, das ist ja ein Panther, dachte er. Noch nie hatte er eine so riesige Katze gesehen. „Komm, mein Kätzchen, komm zu Herrchen“, flötete er, während er sich auf den Ast setzte und den Gehrock auszog. Langsam hob er die Arme und hielt den ausgebreiteten Rock knapp über den Rücken der Katze, bevor er das Kleidungsstück blitzschnell über das Tier warf und es darin einwickelte. Kreischend versuchte der Kater, sich aufzubäumen und hätte beide fast in die Tiefe gestürzt. James umklammerte den Ast mit den Beinen und schaffte es, die Ärmel um das wild um sich schlagende Bündel zu wickeln und zu verknoten.
Alleine kann ich dieses Biest nicht bändigen, dachte James und beugte sich seitlich vor, darauf bedacht, das tobende Bündel nicht zu nah an sich herankommen zu lassen. „Noah“, rief er. „Hol dir Lord Broomleys Krawatte und klettere zu mir herauf.“
Schnell kletterte der Junge den Baum herauf, die breite Krawatte um den Hals gelegt. Bald hatte er den Ast unter James erreicht.
„Gut gemacht“, lobte James. „Nun rück näher und nimm mir meine eigene Krawatte ab. Ich muss das Ungeheuer damit fesseln.“
Noah gehorchte, nahm James die Krawatte ab und hielt ein wachsames Auge auf das strampelnde Bündel. „Auf ein so tolles Abenteuer war ich gar nicht gefasst, Mr. Trevenen“,sagte der Kleine aufgeregt.
Das trifft auf alles zu, was ich bisher in London erlebt habe, dachte James. „Ich auch nicht, Noah“, sagte er. „Das Schicksal geht oft seltsame Wege.“ James streckte seine Arme so
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