Gerettet von deiner Liebe
dieser tapferen Frau den Rest seines Lebens durch den Park zu spazieren. All die Jahre in seinem Inselgefängnis verblassten in ihrer Gegenwart.
Plötzlich nahm er etwas in der Ferne wahr, unter den Bäumen zwischen der Wiese und dem Themseufer. Da war er wieder, der einzig treue Gefährte seines Lebens – ein Schiffszimmermann. Tim Rowe humpelte am Rand des schmalen Wäldchens entlang.
James blieb stehen und griff nach Susannahs Hand. „Sehen Sie da vorne etwas am Waldrand?“, fragte er atemlos.
Sie spähte in die Richtung und schüttelte den Kopf. „Da ist niemand.“
Du wirst am Ende gewinnen, nicht wahr, Tim?, dachte er unglücklich. Keine Frau will das Bett mit zwei Männern teilen.
Noah kauerte auf der Steintreppe vor dem Portal und bürstete hingebungsvoll Neptuns Fell. „Vielleicht will Loisa ihn nicht im Haus haben“, flüsterte Susannah bang.
„Er sieht aber ganz zufrieden aus“, antwortete James, gleichfalls flüsternd.
Der Junge sprang auf die Füße. „Mama, ich habe Botengänge gemacht für Tante Loisa, treppauf, treppab!“, erklärte er stolz. „Sie hat mich gelobt und gesagt, ich bin sehr tüchtig!“
„Das sieht meiner Schwester ähnlich.“ Susannahs befreites Lachen erinnerte James an die Anspannung, in der sie ständig lebte, und er freute sich, dass Loisa offensichtlich Fortschritte machte.
„Hat sie dich in die Küche geschickt, damit du etwas zu essen bekommst?“, fragte er. „Weißt du, wie es Mr. Higgins geht?“
„Ich habe grade gegessen. Tante Loisa sagte, ich darf draußen spielen.“
„Und Mr. Higgins?“, fragte Susannah.
„Er ist furchtbar blass, Mama, aber Tante Loisa lächelt ihn trotzdem an.“
Susannah wandte sich an James. „Könnte es sein, dass wir alle in Ihrer Schuld stehen, Mr. Trevenen? Nicht nur wegen der Tukane?“
Das wage ich zu bezweifeln, dachte er und verneigte sich. „Beau Crusoe ist stets zu Diensten, Mrs. Park.“
Dann ging er nach oben und klopfte. Loisa öffnete, als er die Hand noch erhoben hatte. Er trat einen Schritt zurück und fürchtete, sie wäre über die Störung verärgert, aber sie legte nur den Finger an den Mund.
„Schläft er?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, er ist wach“, flüsterte sie, „aber er weiß immer noch nicht, wie er hierhergekommen ist.“ Sie zog James am Ärmel ins Zimmer. „Bleiben Sie ein paar Minuten bei ihm, Mr. Trevenen. Ich will mich nur kurz frisch machen.“ Mit einem letzten Blick auf ihren Schützling verließ Miss Alderson das Zimmer.
James setzte sich auf den Stuhl neben dem Bett. „Sam, geht es Ihnen besser?“
Diesmal drehte der Missionar ihm das Gesicht zu. „Ich habe das Gefühl, mein Kopf ist voll Watte.“
Gutes Zeichen, dachte James, er kann wieder scherzen. „Noch ist es nicht so weit“, scherzte er gleichfalls. Dann erklärte er dem Kranken, der gewaschen und wohlriechend in einem frisch bezogenen Bett lag, zum zweiten Mal, wie er in das Gästezimmer von Spring Grove gekommen war.
„Können Sie der Missionsgesellschaft eine Nachricht zukommen lassen?“, fragte Sam, als James zum Ende kam.
„Ja, natürlich.“ James räusperte sich. „Und ich werde Ihre Mitbrüder davon unterrichten, dass Sie mindestens noch zwei Wochen hierbleiben.“
Sam blinzelte verdutzt. „Mr. Trevenen, in ein paar Tagen bin ich wieder auf den Beinen.
„Diesmal nicht“, widersprach James. „Sie müssen Miss Alderson beschäftigen, solange ich mich in London aufhalte. Als ich Anfang der Woche hier ankam, bat Sir Joseph mich, mir etwas auszudenken, um sie zu beschäftigen. Und dann sind Sie mir in den Schoß gefallen. Das nenne ich göttliche Fügung.“
„Ich nicht“, protestierte Sam belustigt. „Aber ich werde Ihnen nicht widersprechen. Sie ist eine bezaubernde Dame.“
„Erstaunlich“, murmelte James.
„Ja“, pflichtete Sam ihm bei. „In London findet man selten barmherzige Menschen.“
„Das wollte ich damit eigentlich nicht …“ James führte den Satz nicht zu Ende. Wozu die Geschichte noch mehr verwirren? „Sie haben großes Glück, von dieser fürsorglichen Frau gepflegt zu werden. Tun sie mir den Gefallen und bleiben noch zwei Wochen?“
Sam nickte. „Wenn Sie es wünschen.“
Miss Alderson trat wieder ein. Sam stöhnte leise, und sie eilte ans Krankenbett. „Armer Mann“, flüsterte sie.
„Dank Ihrer Pflege geht es ihm bereits besser, aber die Gefahr ist noch nicht gebannt“, warnte James mit einem vielsagenden Blick zu Sam, der ihm den Gefallen
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