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Gerettet von deiner Liebe

Gerettet von deiner Liebe

Titel: Gerettet von deiner Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CARLA KELLY
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an der Glastür, den Blick zu Boden gerichtet. Er wirkte so fremd, so verloren, als gehöre er nicht in diese Welt.
    Um ihn nicht zu erschrecken, räusperte sie sich. Mit argwöhnischem Blick sah er auf, doch dann entspannten sich seine Gesichtszüge. Er sah so erschöpft aus, dass sie ihn am liebsten in die Arme genommen hätte. Sie öffnete die Tür. „Die Gärtner schließen früh auf“, sagte sie und nahm ihren nassen Schal ab.
    „Malen Sie hier das ganze Jahr?“, fragte James.
    „Eigentlich ja. Nur an wenigen Tagen im Winter ist es zu kalt, auch wenn ich Feuer in dem kleinen Ofen mache.“ Sie lächelte. „Dann stehen wir eine Weile frierend herum und gehen wieder.“
    „Begleitet Noah Sie immer?“
    „Fast immer. Heute will er allerdings seiner Tante Loisa zur Hand gehen“, erklärte sie, während sie sich setzte und auf den Hocker neben sich wies. „Das war unser letzter gemeinsamer Sommer, fürchte ich.“
    James zog die Gloriosa aus der Ledermappe. „Muss er zur Schule?“
    „Ich will ihn von einem Privatlehrer unterrichten lassen. Deshalb habe ich die letzten sechs Jahre jeden Tag gemalt.“
    James stellte seine kolorierte Zeichnung auf die kleine Staffelei. „Es geht mich eigentlich nichts an, aber kann Ihr Vater Sie nicht unterstützen?“
    „Ich will selbst für den Unterhalt meines Sohnes aufkommen“, antwortete sie ausweichend.
    Wieso dreht sich dieses Gespräch um mich, dachte sie und skizzierte die große Schere der Gloriosa. Dabei geht es um ein weit wichtigeres Thema.
    „Sie zittern.“ Er nahm seinen Mantel ab und legte ihn Susannah um die Schultern.
    Sie spürte seine Finger an ihrem Hals und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Während sie skizzierte, fragte sie sich, ob er die Ereignisse der letzten Nacht übergehen wollte, und wusste nicht, wie sie die Rede darauf bringen könnte. Loisa würde ihn einfach danach fragen. Hätte ich nur ihren Mut, dachte Susannah und betrachtete die Skizze. „Wie groß war die Gloriosa?“
    „Der Panzer ist kleiner als meine Handfläche“, antwortete er. „Sie haben ja meine Abhandlung gelesen.“
    „Richtig.“ Sie holte tief Luft, und der Geruch seines Mantels stieg ihr in die Nase. „Wieso riecht Ihr Mantel nach Salz und Meer?“
    „In Cornwall mache ich jeden Tag einen langen Spaziergang am Meer“, antwortete er. „Ich kann nicht anders.“
    Sie legte den Stift beiseite und fasste sich ein Herz. „James, erzählen Sie mir, was vergangene Nacht geschehen ist.“
    Er wandte sich ab. „Nein.“ Nach einer Pause fügte er leise hinzu: „Ich wollte Sie nicht erschrecken.“
    „Aber Sie haben mich erschreckt. Als ich die Tür öffnete, konnte ich Sie nicht finden.“
    Er beugte sich vor, jeder Muskel, jede Sehne seiner Beine war angespannt, als wolle er aufspringen und fliehen. Bitte nicht, dachte sie, bitte sprich mit mir.
    Seufzend lehnte er sich wieder zurück, ohne sie anzusehen. „Das geschieht nicht jede Nacht.“
    „Lügner“, sagte sie leise und nahm den Stift wieder zur Hand. „Ich denke, manche Nächte sind schlimmer als andere.“
    „Richtig. Aber ich kann damit umgehen.“
    „Warum war das Fenster offen, James?“, fragte sie. „Wollten Sie aus dem Fenster springen?“
    Der gehetzte Ausdruck in seinen Augen versetzte ihrem Herzen einen Stich. „Ich will mir immer einen Fluchtweg freihalten.“
    Susannah legte sie ihm beide Hände an die Wangen. „James, Sie sind ein komplizierter Mann. Werden Sie das Fenster geschlossen lassen und stattdessen Ihre Tür öffnen?“
    Bevor sie ihre Hände wegnehmen konnte, drehte er das Gesicht und küsste ihre Handfläche. „Das tue ich. Aber glauben Sie nicht, Ihre Familie könnte Anstoß daran nehmen?“
    „Das kümmert mich nicht. Und ich wünschte, Sie würden mir Ihre Geschichte anvertrauen.“
    „Ich kann nicht“, entgegnete er tonlos. „Wenn Sie das von mir verlangen, reise ich ab.“
    „Wie Sie wünschen, James“, entgegnete sie enttäuscht. „Aber erschrecken Sie nicht, wenn ich mich nachts an Ihr Bett setze.“
    Wehmütig sah er sie an. „Damit würden Sie Ihren Ruf endgültig ruinieren.“
    „Das ist ohnehin schon geschehen“, sagte sie gleichmütig. „Im Übrigen haben alle in meiner Familie einen tiefen Schlaf, und ich kenne Sie als verschwiegenen Mann.“
    Er nickte. „Ich bewahre meine Geheimnisse.“
    Susannah legte seinen Mantel ab, da es mittlerweile warm geworden war, obwohl der Regen stärker auf das Glasdach prasselte. Sie wandte sich wieder

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