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Gerettet von deiner Liebe

Gerettet von deiner Liebe

Titel: Gerettet von deiner Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CARLA KELLY
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hatte er ihr in einer rührseligen Anwandlung alles erzählt, nur um festzustellen, dass sie eingeschlafen war. „Sie haben gar nicht geschlafen“, stieß er tonlos hervor.
    „Wer könnte das schon, bei einer so spannenden Geschichte?“ Ihr maliziöses Lächeln verwandelte ihr Gesicht in eine hässliche Fratze. Sie schüttelte ihn ab. „James, kein Mann gibt mir den Laufpass. Ehrlich gestanden, hatte ich die Hoffnung bereits aufgegeben, von Ihrem Geständnis Gebrauch machen zu können, bis mein lieber Gatte erwähnte, dass Sie mit der Copley-Medaille ausgezeichnet werden. Stellen Sie sich mein Entzücken vor!“
    James folgte ihr. Sie führte ihn in ein Zimmer im ersten Stock und drehte den Schlüssel herum. Wortlos begann sie, an seiner Krawatte zu nesteln und riss sie ihm mit einem kräftigen Ruck vom Hals. Sie schlang die Arme um ihn und drückte ihn an sich. Ihr schweres Parfum verursachte ihm Übelkeit.
    „Hat es dir die Sprache verschlagen?“, fragte sie keuchend und rieb sich an ihm wie ein brünstiges Affenweibchen, das er einmal in einem Privatzoo in Kapstadt beobachtet hatte.
    „Lassen Sie das“, bat er. „Auf dem Schiff konnten Sie sich kaum an meinen Namen erinnern. Was wollen Sie von mir?“
    Achselzuckend gab sie ihn frei, setzte sich aufs Bett, raffte die Röcke, spreizte die Beine, entblößte ihre Weiblichkeit und blickte ihm herausfordernd in die Augen.
    James starrte sie an und stellte in ohnmächtigem Zorn fest, dass er trotz seines Abscheus erregt war. Er kam sich vor wie ein hilfloses Insekt in einem Spinnennetz, gleichzeitig machten seine Finger sich an den Knöpfen seiner Hose zu schaffen.
    Bereits im Begriff, ins Bett zu steigen, wurde er wieder nüchtern. Sein Körper war bereit, aber sein Verstand war es nicht. Er knöpfte die Hose wieder zu und versetzte Lady Audley einen unsanften Stoß. Überrascht schlug sie die Augen auf.
    „Erzählen Sie den Leuten alles über mich“, sagte er ruhig. „Ich kann nicht tun, was Sie von mir verlangen. Es war damals falsch, und es wäre jetzt falsch.“
    Langsam setzte sie sich auf. „Das ist gar nicht nötig“, entgegnete sie gleichmütig. „Ich habe dich bereits kompromittiert.“ Sie stand auf, glättete ihre Röcke und trat an den Spiegel, um den Sitz ihrer Frisur zu prüfen. „Du musst nur deine Krawatte wieder umbinden und im Salon erscheinen. Erstaunlich, wie mein Parfum an dir haftet, nicht wahr?“ Sie drehte sich lächelnd zu ihm um. „Mrs. Park wird nie wieder ein Wort an dich richten. Wie dumm von dir, mich nach oben zu begleiten.“
    Sie ging zur Tür. „Komisch, wie? Ich hatte beabsichtigt, dich als Mörder und noch Schlimmeres zu entlarven.“ Sie lachte. „Als mir auffiel, wie Mrs. Park dich ansieht, änderte ich meine Meinung. Ich habe gar nicht erwartet, dass du meiner Verführung erliegst, und trotzdem bist du ruiniert.“
    Er fand seine Stimme wieder. „Sie wissen nichts über sie“, krächzte er.
    „Mein Gott, bist du naiv! Du bist nicht einmal fähig zu erkennen, wenn eine Frau in dich verliebt ist.“ Sie öffnete die Tür und musterte ihn belustigt. „Mrs. Park wird nichts sagen, weil sie eine Dame ist. Sie wird dich lediglich schneiden.“ Sie machte ein trauriges Gesicht. „Armer James. Fahr wieder zur See.“
    Als er wieder allein war, zog James den Atem tief ein, immer wieder, bis ihm schwindlig wurde. Er lehnte sich gegen den Bettpfosten und wartete, bis sein Herzschlag sich beruhigte. Dann stellte er die Lampe auf den Kaminsims, um genügend Licht zum Binden der Krawatte zu haben.
    In seiner Verzagtheit stellte er fest, dass es unmöglich war, eine Krawatte zu binden, ohne in den Spiegel zu schauen, aber der Ekel vor seinem Anblick war zu groß. Zudem hatte er nicht die geringste Hoffnung, das Ding auch nur annähernd so geschickt zu binden, wie Susannah es getan hatte.
    Er roch nach Lady Audleys aufdringlichem Parfum. Falls Susannah mit Blindheit geschlagen wäre und ihr die ungeschickt gebundene Krawatte nicht auffiel, den Geruch von Lady Audleys Parfum würde sie gewiss bemerken. Er war vernichtet, ebenso gründlich, als hätte er dieses verdorbene Frauenzimmer tatsächlich bestiegen.
    Müde lehnte er die Stirn gegen den kühlen Marmorkamin und fröstelte, obwohl es in dem Zimmer nicht kalt war. Schließlich wagte er einen Blick in den Spiegel, aus dem ihm ein verzweifelter Mann entgegenblickte. Und hinter ihm drückte der Schiffszimmermann sich in den Schatten.
    „Ich wusste, dass du da bist“,

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