Gerettet von deiner Liebe
sagte James gleichmütig, während er die Krawatte band, so gut er es verstand. „Und es macht dir einen Heidenspaß, mir mit deinen toten Augen zuzusehen, Timothy. Wer hätte gedacht, dass ich eine so große Belustigung für Lebende und Tote bin?“
Der Dämon schwieg, fixierte ihn nur lauernd. James drehte sich um und erstarrte. Vixen löste sich auf lautlosen Pfoten aus dem Schatten, sprang aufs Bett, drehte sich einmal im Kreis und ließ sich nieder, ohne seine Anwesenheit zu registrieren.
James sah sich gezwungen, in den Salon zurückzukehren. Er schaffte es nicht, in Susannahs Richtung zu blicken. Lord Batchley entführte ihn zu einigen Bekannten, die erpicht darauf waren, Beau Crusoe kennenzulernen.
„Wie fanden Sie Vixen, mein lieber Beau?“, fragte Lord Batchley.
Darauf konnte er wenigstens eine ehrliche Antwort geben. „Er schenkte mir keine Beachtung“, sagte James. Genau wie Susannah, dachte er.
Blind starrte Susannah auf die Karten in ihrer Hand und hörte kein Wort von dem, was ihr Mitspieler sagte. Leg eine Karte ab, befahl sie sich, tu etwas!
Die beiden anderen Spieler, ein betagter Earl und seine gleichfalls betagte Gemahlin, die von Lord Batchley an den Whisttisch verbannt worden waren, begannen sich wieder zu zanken. Lord Audley, der ihr als Partner zugewiesen worden war, schwieg nun und blickte zu seiner Frau, die den Salon wieder betreten hatte.
Susannah warf ihr einen flüchtigen Blick zu; die triumphierende Miene dieser Person beunruhigte sie, und sie fragte sich, wo James nur blieb. Und dann spürte sie, wie ihr unter Lady Audleys prüfender Musterung die Hitze ins Gesicht stieg.
Sie legte ihre Karten ab und zwang sich, Lord Audley anzulächeln. „Ich sehe wenig Sinn darin, diese Partie zu Ende zu spielen“, erklärte sie, „da unsere Mitspieler es vorziehen, sich zu streiten.“
Auch er legte die Karten ab, sein Blick flog zu seiner Frau und wieder zu Susannah zurück. Er lächelte wehmütig. „Sie haben recht. Diesem Zeitvertreib wird ohnehin zu viel Bedeutung beigemessen.“
Susannah fasste sich ein Herz. „Lord Audley, wie mir scheint, kennen Ihre Gemahlin und Mr. Trevenen sich.“
Sie bemerkte den bitteren Zug um seinen Mund. „Ich glaube, die beiden begegneten sich auf der Schiffsreise von Macao nach England.“
„Ihre Frau reiste ohne Ihre Begleitung, Lord Audley?“ Es war taktlos, nachzuhaken, aber sie musste es wissen.
„Ich hatte Geschäfte in Macao abzuwickeln, und meine Frau wollte zurück nach England.“ Er ließ den Blick in die Runde schweifen. „Sie hat einen großen Bekanntenkreis“, murmelte er.
Mehr brauchte er nicht zu sagen. Was bist du nur für eine Närrin, schalt Susannah sich.
Lord Audley erhob sich. Ihre Whistpartner schenkten ihm keine Beachtung, funkelten einander nur feindselig an. „Mrs. Park, wenn Sie mich entschuldigen“, sagte Lord Audley mit einer Verneigung. „Ich denke, ich bringe meine Frau nach Hause. Sie ist … nun ja, sie ist bereit zu gehen.“
Susannahs bedrückte Stimmung hob sich nicht im Geringsten, als sie James mit versteinerter Miene in der Tür stehen sah; trotzdem lächelte sie in seine Richtung. Er nickte und wandte hastig den Blick ab, als scheue er sich, ihr zu begegnen.
In diesem Augenblick trat Lord Batchley zu James und zog ihn mit sich. Bald war er umringt von einigen Herren, die schallend lachten und sich gegenseitig auf die Schultern klopften.
Susannah blieb am Spieltisch sitzen, die Hände im Schoß gefaltet, und wünschte, sie wäre in Alderson House geblieben.
Lord und Lady Audley waren die ersten Gäste, die sich verabschiedeten. Susannah mied geflissentlich den Blick in ihre Richtung. Andere Gäste folgten ihrem Beispiel, und James – nein, mittlerweile war er wieder Mr. Trevenen – unterhielt sich immer noch angeregt mit den Herren, unter denen sie einige von Besuchen in Sir Josephs Haus kannte und in ihnen Mitglieder der Royal Society vermutete. Vielleicht gaben sie Mr. Trevenen Ratschläge für den bevorstehenden Festakt.
James und sie waren unter den letzten Gästen. Vermutlich wäre er die ganze Nacht geblieben, wäre Susannah nicht schließlich aufgestanden, um sich bei Lord Batchley für die Einladung zu bedanken. Sie hielt es einfach nicht mehr aus und zog es vor, in der Kutsche zu warten.
An der Tür warf sie einen Blick über die Schulter in den beinahe leeren Salon. James hatte ihren Aufbruch bemerkt, blickte zu ihr herüber und straffte die Schultern, als stehe ihm etwas
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