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Gerissen: Thriller (German Edition)

Gerissen: Thriller (German Edition)

Titel: Gerissen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Abrahams
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begnadigt«, sagte er.

    Taneesha führte sie nach draußen: einen breiten Korridor hinunter, durch den leeren Raum zur Pforte, wo neue Wachen ihren Dienst angetreten hatten. Sie richteten die Infrarotlampe auf ihren Handrücken. BESUCHER leuchtete blau auf, und sie erstatteten ihr Führerschein, Schlüssel, Stifte, Handy zurück.
    »Kommen Sie wieder?«, fragte Taneesha.
    »Natürlich«, antwortete Ivy überrascht.
    »Viele tun es nicht«, sagte Taneesha.
    Ivy verließ das Verwaltungsgebäude und trat in den Sonnenschein. Urplötzlich fühlte sie sich immens stark, aller Sorgen und Kümmernisse ledig, auf dem Höhepunkt des Lebens. Sie überquerte die Straße und spazierte zu einem kleinen Park auf dem Gipfel des Hügels. Von dort konnte sie nach unten schauen, über das Gefängnis, über die weite goldene Ebene hinweg bis zum Lake Champlain, der in der Ferne blau glitzerte. Das erinnerte sie an den Großen Salzsee, den sie niemals wirklich gesehen hatte, und an die wenigen Zeilen, die dem New Yorker gefallen hatten. Sie würde besser werden als das, viel besser.
    Ivy lehnte sich an einen Baum und las das Kettengedicht. Keiner von ihnen beherrschte die Rechtschreibung, bei El-Hassam war es am schlimmsten. Viele von Morales’ Buchstaben standen verkehrt herum, ebenso einige bei Perkins. Zudem benutzte Perkins häufig Großbuchstaben.
    Korrigierte man die Rechtschreibung und die verdrehten Buchstaben, hatte Perkins geschrieben:
    Morgen und morgen, und dann wieder Morgen,
    Kriecht so mit Kleinem Schritt von Tag zu Tag,
    Zur Letzten Silb auf unserm Lebensblatt;
    Und Alle unsere gestern Führten Narrn
    den Pfad des Stäubgen Todes.
    Irgendwie hatte er sich das Ganze eingeprägt, während er ihr zugehört hatte.
    Morales:
    Das war ein Untersatz, Mann! Leuchtend oranger Camaro! Wie eine Brandbombe mit einer 427! und Sportfelgen, die mein Kumpel und ich nem Juden in Trenton geklaut hatten! Zoom! Nahmen zwei Nutten mit auf die Piste! Carmen und die mit den Titten! Die tat auf dem ganzen Weg nach Haus, was ich wollte! Uuuuuu! Nicht den ganzen Weg, weil wir gerammt wurden von diesem Achtzehntonner an der Ausfahrt 79!
    Und er hatte unterschrieben, Hector Luis Morales , in großen Buchstaben mit vielen Schnörkeln, ähnlich wie John Hancock, abgesehen von den verdrehten Lettern.
    Und El-Hassam:
    Gestern Nacht träumt ein Mann von einem Messer in einer Schublade
    Sehr scharfes Messer scharf scharf auf dem Stein
    Mit einer zwölf Zoll Klinge sanft geschwungen und einem Griff
    Aus Perlmutt
    Scharf scharf zum Reinstechen wie nichts
    Kein Geräusch keine Reibung nichts
    Gestern Nacht ein Messer in der Schublade
    Das sehr sehr scharfe scharfe Messer
    Traum eines Mannes
    Ivy fuhr nach Hause. Irgendwo auf dem Northway hielt sie zitternd an.

Vier
    F reitagabend im Verlaine’s, es war brechend voll.
    »Wer sind diese ganzen Kretins?«, fragte Bruce Verlaine. »Die Hälfte davon habe ich noch nie gesehen.«
    »Zahlende Gäste«, erwiderte Ivy.
    Bruce schnaubte und plazierte ein paar Neuankömmlinge am miesesten Tisch zwischen der digitalen Musicbox und dem feuchten Gang zu den Toiletten. Sie dankten ihm überschwenglich, als ob das etwas nützen würde.
    Danny Weinberg kam in weiblicher Begleitung, orderte Veuve Clicquot. »Aurore«, sagte er, oder zumindest klang es so, »das ist Ivy.«
    »Hi«, grüßte Ivy und schenkte ihr ein Glas ein.
    Aurore nickte knapp. Sie war umwerfend.
    »Salut«, sagte Danny. Sie tranken. »Ivy ist Schriftstellerin«, sagte Danny.
    »Ach?«, bemerkte Aurore, stellte ihr Glas voller Abscheu auf dem Tresen ab und schaute sich im Raum um, gerade rechtzeitig, um mitzuerleben, wie Bruce den Stecker der Musicbox aus der Wand riss. Was bedeutete, dass jemand einen Song gewählt hatte, den Bruce einmal zu oft gehört hatte.
    »Im Augenblick unterrichtet sie Häftlinge in einem Gefängnis oben im Norden«, erzählte Danny.
    »Ich habe entsetzliche Kopfschmerzen«, sagte Aurore.
    Danny schaute beunruhigt drein. »Wirklich?«, sagte er.
    »Grauenhaft«, versicherte Aurore.
    Vielleicht ein Schlaganfall? dachte Ivy. »Möchten Sie ein Paracetamol?«, fragte sie.
    »Paracetamol?«, wiederholte Aurore, als hätte Ivy ihr etwas Minderwertiges angeboten, und dann war sie auch schon auf dem Weg nach draußen, Danny im Gefolge.
    Eine Stunde später kehrte er allein zurück, mittlerweile in Jeans und T-Shirt statt des Anzugs, und bestellte ein Bier. »Sie hatte in letzter Zeit viel Stress«, erklärte er.
    »Was hat sie

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