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Gerissen: Thriller (German Edition)

Gerissen: Thriller (German Edition)

Titel: Gerissen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Abrahams
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würde der Treffpunkt … »Der Bootsanleger?«
    »Klingt gut«, sagte Harrow. »Je früher, desto besser.«
    Je früher: vielleicht, ehe die Flucht entdeckt wurde, mit Sicherheit, ehe Mandrell davon erfuhr.
    Ivy wählte Vic Mandrells Nummer.
    »Hallo?« Ein bisschen langsam, ein wenig vage: Gina Mandrell.
    »Ist Vic da?«, fragte Ivy.
    »Nein.«
    »Noch in New York?« Eine Zeile, die ihr einfach herausrutschte, aber sie klang gut. Der Anblick von Vic und dem Riesen – es gefiel ihr nicht, verfolgt zu werden.
    »Hä?«, sagte Gina.
    »Oder vielleicht erzählt Ihnen Vic auch gar nicht, wohin er fährt.«
    »Wer ist da?«
    »Ivy Seidel.«
    Gina atmete hastig ein.
    »Haben Sie einen Stift?«, fragte Ivy. »Hier ist meine Nummer. Frank hat eine Stunde, um mich zurückzurufen.«
    »Frank?«, wiederholte Gina.
    Ivy unterbrach die Verbindung.
    Harrow legte ihr den Arm um die Schultern. »Das hätte man nicht besser machen können«, lobte er.
    Ivy trat das Gaspedal durch, nur eine Sekunde.
    »Wrumm«, sagte Harrow. »Wie Bonnie und Clyde.«
    »Bis auf das Ende«, erwiderte Ivy.
    »Mach dir deswegen keine Gedanken.« Er drückte ihre Schulter.
    »Weißt du was?«, fragte Ivy.
    »Was?«
    »Wir können schon bald in Marokko sein. Vielleicht schon nächste Woche.«
    Wieder das Lachen, weich und entzückt.
    »Hast du daran schon gedacht?«, fragte sie.
    »Das tue ich jetzt«, erwiderte Harrow. »Ich werde nur daran denken – Fes, Meknes, Marrakesch, Tanger.«
    Kein Verkehr; die Straße erstreckte sich leer und dunkel, als wären sie als Einzige unterwegs.
    »Vergiss nicht Casablanca«, sagte Ivy.
    »Casablanca ist nicht wie die anderen Städte.«
    »Nein?«
    »Sie sind alle sehr alt«, sagte Harrow. »Casablanca ist neu. Wir können es gerne auslassen.«
    »Casablanca ist neu?«
    Harrow nickte. »Kennst du das Wort cachet? «
    »Ja.«
    »Französisch, stimmt’s?«
    »Ich glaube schon.«
    »Hat ihr Cachet wegen dem Film. Die Stadt Casablanca, meine ich.«
    »Wirklich?«, sagte Ivy. Das war faszinierend. »Du musst eine Menge über Marokko und alle möglichen anderen Sachen gelesen haben, um –«
    Das Handy klingelte.
    Ivy meldete sich.
    »Ich habe Ihre Nachricht erhalten«, sagte der Mann am anderen Ende.
    »Hallo, Frank«, sagte Ivy.
    »Ich heiße Jake«, sagte Mandrell.
    »Sicher«, meinte Ivy.
    Mit Harrow an ihrer Seite wusste sie irgendwie, wie sie die Rolle spielen musste, schlüpfte selbstverständlich hinein, als wäre sie ihrem wahren Wesen sehr nah.
    »Hundert Riesen garantieren, dass ich mich an den richtigen Namen erinnere.«
    Harrow grinste, sein Zahn schimmerte im Licht der Armaturen grün.
    »Das ist viel Geld«, sagte Mandrell.
    »Ist es Ihnen das nicht wert?«, fragte Ivy. »Wir sehen uns am Bootsanleger.«
    »Bootsanleger?«
    »Du kannst doch den Bootsanleger nicht vergessen haben, Frank«, sagte Ivy. Sie hielt zwei Finger hoch. Harrow nickte. »Sei um zwei Uhr morgens dort.«
    »Bis dahin kann ich es unmöglich schaffen«, wehrte sich Mandrell. »Nicht, wenn du die Knete willst.«
    »Dann um drei«, sagte Ivy.
    »Wieso die Eile?«, fragte Mandrell. Ivy sagte nichts. »Frühestens um fünf.«
    »Ich verlass mich drauf, Frank«, erwiderte Ivy. Harrow, den Arm nach wie vor um ihre Schultern gelegt, drückte mit der Fingerspitze dagegen, kurz, sanft. Sie verstand die Botschaft. »Und du kommst allein«, sagte sie. »Das versteht sich von selbst.«
    »Ja«, bestätigte er. Klick.
    Ivy legte das Handy weg.
    »Das hätte ich nicht besser machen können«, sagte Harrow.
    Ivy war stolz auf sich. Das wurde immer verrückter: All diese Shakespeare-Sonette, die sie nie richtig verstanden hatte – jetzt verstand sie sie.
    »Glaubst du, er wird das Geld mitbringen?«, fragte sie.
    »Etwas«, meinte Harrow. »Was bleibt ihm sonst übrig?«
    »Ich weiß nicht«, meinte Ivy. »Mir drohen?«
    »Darauf freue ich mich jetzt schon«, sagte Harrow. Er warf einen Blick auf die Uhr am Armaturenbrett. »Wir haben noch etwas Zeit.«
    Fast sechs Stunden. Ivy holte tief Luft. Es schien sehr, sehr viel Zeit. »Ich weiß genau den richtigen Ort«, verkündete sie.
    »Ja?«, sagte Harrow.
    »Es ist eine Art Abkürzung«, sagte sie.
    »Wohin?«, fragte Harrow.

    Ivy hatte die Abkürzung nachts noch nicht ausprobiert, aber irgendwie war es ganz einfach: die schmale Teerstraße zur Fahrspur hoch zur Lichtung.
    »Hier habe ich den Bären gesehen«, sagte sie.
    Jetzt war die Lichtung leer, Schatten am Rand, alle reglos. Harrow nickte; er

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