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Gerissen: Thriller (German Edition)

Gerissen: Thriller (German Edition)

Titel: Gerissen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Abrahams
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sich zurück. »Von Anfang bis Ende«, sagte er. »Kennen Sie die Gegend oben am St. Lorenz überhaupt?«
    »Nein.«
    »Den Indianern gehört auf beiden Seiten des Stroms, sowohl in den Staaten als auch in Kanada, ein Streifen Land. Sie erkennen die Grenze des weißen Mannes nicht an. Falls Sie dort mal durchkommen sollten, können Sie günstig Benzin und Tabak kaufen.« Er schenkte sich Ale nach. »Dann gibt es noch das Casino. Verglichen mit Las Vegas oder auch nur Atlantic City ist dieses Wort eher …« Er suchte nach dem richtigen.
    »Eine Fehlbezeichnung?«, schlug Ivy vor.
    »Genau.« Er spülte einen großen Schluck hinunter. »Gold Dust ist noch das schönste, und es ist eine Kaschemme. Aber raten Sie mal, wie viel Geld da jeden Tag durchfließt.«
    »Keine Ahnung.«
    »Hundertfünfzigtausend. Jeden Tag. An Wochenenden vermutlich das Doppelte. Und das war vor sieben Jahren. Damals legten sie das Geld einfach in den Safe im Hinterzimmer, bis der Geldtransporter es morgens um acht abholte. Betty Ann Price arbeitete bis zwei Monate vor dem Überfall als Kartengeberin beim Blackjack und kannte die Gegebenheiten. Nur zu verführerisch für eine Bande kleiner Vorstadtganoven, nämlich Marv Lusk, Simeon Carter, Frank Mandrell – das Gehirn – und Harrow.«
    »Sie haben ein gutes Gedächtnis«, bemerkte Ivy.
    »Ich habe sechs Monate mit diesen Drecksäcken verbracht«, erwiderte Tony B.
    »Ich verstehe nicht.«
    »So lange habe ich gebraucht, um das Buch über diesen Fall zu schreiben.«
    »Also gibt es ein Buch?«
    »Falls Sie damit ein veröffentlichtes Buch meinen, nein«, sagte Tony. B. »Ein toller Stoff, so wurde meinem Agenten ständig versichert – aber ohne Schluss, wenn Betty Ann Price oder das Geld nicht gefunden werden.«
    »Wer ist Ihr Agent?«
    Tony B. nannte einen Agenten, von dem Ivy gehört hatte. »Ich habe das Arschloch gefeuert«, sagte er. »Wie soll ich das schaffen, wenn nicht mal die Bullen Betty Ann finden können?«
    »Verlangte denn Ihr Agent, dass Sie das tun?«, fragte Ivy.
    »Kaum zu glauben«, meinte Tony B. »Diese New Yorker Verlegertypen leben in einer beschissenen Traumwelt.« Er schnitt ein großes Stück von seinem Ribeye-Steak ab, schob es sich in den Mund und sagte dann etwas, dessen Beginn unverständlich blieb, weil er gleichzeitig kaute. »… so blöd, dass es fast geklappt hätte – Skimasken, Rauchbomben, abgesägte Schrotflinten. Aber dieser Wachmann, Jerry Redfeather, erkannte Simeon Carter. Eine Skimaske nützt nicht viel, wenn man aus dem Ort stammt, zwei Meter groß ist und hundertfünfzig Kilo wiegt. Redfeather schreit also durch den Rauch: ›Carter, du Hurensohn.‹ An diesem Punkt fängt Carter an zu ballern, Redfeather ballert zurück, Carter, Lusk und Redfeather verbluten innerhalb von ein oder zwei Minuten, und in dem Aufruhr gelingt es Harrow, mit ungefähr dreihundertfünfzig Riesen zu entkommen. Die genaue Summe konnte nie ermittelt werden, weil man nicht weiß, wie viel an diesem Tag eingenommen wurde. In der Zwischenzeit wartet Mandrell in einem Boot auf dem Fluss – sie hatten geplant, nach Kanada zu fliehen, wo ein Cousin von Mandrell lebte –, aber Harrow taucht nie dort auf. Die Grenzpatrouille entdeckt Mandrell und bringt ihn auf, weil sie ihn für einen Schmuggler hält. Ungefähr eine Stunde später geht Mandrell einen Handel ein und nennt Harrow als vierten Mann. Nicht lange danach wird Harrow in seinem Haus festgenommen – das passiert alles in der Nacht des Überfalls –, doch Betty Ann ist verschwunden und mit ihr das Geld. Auch Harrow wurde ein Handel angeboten – geringeres Strafmaß im Gegenzug für Betty Anns Aufenthaltsort. Er lehnte ab, was wohl bedeutet, dass es wahre Liebe gewesen sein muss. Und das ist noch heute der Stand der Dinge. Fragen?«
    Ivy bemühte sich, alles zu verdauen. Der in Warpgeschwindigkeit scheiternde Überfall: eine wilde Story. Teils Komödie, teils – nicht wirklich Tragödie, abgesehen von dem, was Jerry Redfeather zustieß, aber welches Wort beschrieb diese ganze Brutalität, Gier, Dummheit. »Glauben Sie, dass der Handel immer noch gilt?«, fragte sie.
    »Harrows Strafmaß wird verringert, wenn er sie verpfeift?«, fragte Tony B.
    »Ja.«
    »Falls es so ist«, meinte Tony B., »hätte er es längst tun können. Warum sollte er jetzt seine Meinung ändern?«
    Ivy dachte: wegen des Talents, das er besitzt ; ein wirrer Gedanke vielleicht, den sie für sich behielt.
    »Mal vorausgesetzt, er

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