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Gerissen: Thriller (German Edition)

Gerissen: Thriller (German Edition)

Titel: Gerissen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Abrahams
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leckte sich die Lippen. »Es geht um Vermesser, du weißt schon, diese Typen, die …«
    »Ich weiß.«
    »Egal«, sie nahm einen großen Schluck, wirklich guter Champagner, der Stoff, der immer besser schmeckt, ganz gleich, wie viel man schon getrunken hat. »Die Hauptperson in meinem Roman stellt fest, dass überhaupt keine Maße stimmen.«
    »Das versteh ich nicht«, sagte Danny.
    »Zuerst sind es nur kleine Dinge, zum Beispiel ist die Parzelle auf einer Grundrisszeichnung nicht ganz so groß wie in Wirklichkeit. Aber dann passiert das überall, und bald ist sie –«
    »Sie?«
    »Warum nicht?«, fragte Ivy.
    »Stimmt«, sagte Danny. »Tut mir leid. Erzähl weiter, es ist faszinierend.«
    »Wirklich?«
    »Mehr«, forderte Danny.
    »Viel mehr gibt es nicht«, erwiderte Ivy. »Schließlich ist sie so weit, dass sie alles vermisst – Hochhäuser, Kathedralen, Brücken – und alles ist ein bisschen daneben.«
    »Die ganze Welt ist aus dem Lot?«, fragte Danny.
    »Exakt.«
    »Wow.«
    »Echt?«
    »Wow«, wiederholte Danny.
    Unter dem Tisch spürte Ivy seinen Fuß an ihrem. Sie unternahm nichts dagegen.
    »Und was passiert dann?«, fragte Danny.
    Die Rechnung kam. Während Danny bezahlte, betrachtete Ivy die erleuchtete Skyline von Manhattan auf der anderen Seite des Flusses, die sie stets gefangennahm. Doch heute war es anders, zum ersten Mal persönlich; nicht, als ob ihr der Ort gehörte, aber wenigstens gehörte sie dorthin.
    Dann gingen sie draußen spazieren, die Nacht war kühl, aber nicht windig. »Und was passiert dann?«, wiederholte Danny und hakte sich ein. Ivy ließ ihn gewähren.
    »Na ja«, meinte sie, »das alles muss mit anderen Dingen zusammenhängen, die in ihrem Leben passieren.«
    »Wie zum Beispiel?«
    »Darüber muss ich noch nachdenken.«
    Stille, abgesehen von den Geräuschen ihrer Schuhsohlen auf dem Asphalt; Ivys weibliches Stakkato hoher Absätze, Dannys eher gedämpfte männliche.
    »Ich bin sicher, dass dir etwas einfallen wird«, sagte er. »Das perfekte durchtriebene Irgendwas.«
    Ivy lachte. Vielleicht würde ihr wirklich das perfekte Irgendwas einfallen; vielleicht hatte sie es in sich. Danny drückte ihren Arm. Sie erwiderte den Druck. Ein eleganter Block oder zwei glitten vorüber. Dann standen sie vor seiner Wohnung.
    »Möchtest du noch einen Moment mit heraufkommen?«, fragte Danny. »Ich könnte Kaffee kochen.«
    Ivy zögerte, schwankte buchstäblich ein wenig vor und zurück. Sie fühlte sich stark, lebendig, heiß. Die gesamte Stadt drängte auf sie ein. Aber wie viel davon hatte mit Danny zu tun?
    »Oder Tee«, sagte er. »Sogar heiße Schokolade.«
    »Klingt gut«, meinte Ivy.

    Und es war gut, großartig; tatsächlich das erste Mal, dass diese Metaphern von eruptierender Lava oder brechenden Dämmen wahrhaftig zutrafen. Es monatelang nicht zu tun konnte nicht gesund sein, verschmutzte irgendwie die persönliche Ökologie.
    »Wow«, sagte Danny.
    Was sie daran erinnerte, dass er auch noch da war.
    Das zweite Mal: nicht so gut.
    Obgleich das für Danny vielleicht nicht zutraf, der »Wow hoch zwei« sagte und sich an sie kuschelte. Aber er war ein sehr kluger Mann, der eine Menge registrierte, so dass sie bald ein bisschen Platz für sich hatte.
    Sie lagen auf dem bequemsten Bett, auf dem sie je gelegen hatte, die Beleuchtung in seinem schön eingerichteten Schlafzimmer war gedämpft, an den Wänden hing echte Kunst.
    Sie konnte spüren, wie er nachdachte.
    »Beschäftigt dich etwas?«, fragte er.
    »Eigentlich nicht«, sagte Ivy. »Nur … es ist schön.«
    »Ja«, sagte Danny. Auf dem Fluss oder drüben im Hafen tönte eine Schiffssirene.
    »Musik?«, fragte Danny.
    »Wenn du möchtest?«
    »Was magst du?«
    »Alles Mögliche. Was hast du denn?«
    »Alles«, sagte Danny.
    »Alles?«
    »Na ja«, meinte Danny, »bei der letzten Zählung waren es zweihundertsiebenunddreißigtausend Downloads. Und wart mal ab, bis du den Sound hörst.«
    »Wie wär’s mit Elvis?«, schlug Ivy vor.
    »Presley oder Costello?«
    »Es gibt nur einen Elvis«, sagte Ivy.
    Danny wälzte sich herum, klappte einen Laptop auf und drückte auf ein paar Tasten. Dann erklang »Are you Lonesome Tonight?« – und ja, der Sound war großartig, als läge Elvis ein Kissen weiter.
    »Ich mag den Teil, wo er redet«, bekannte Ivy.
    »Ehrlich?«, fragte Danny. »Ist der nicht ein bisschen kitschig?«
    »Ich schätze, schon.«
    »Aber Kitsch kann toll sein, stimmt’s?«, sagte Danny. »Meinst du das?«
    Ivy

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