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Gerissen: Thriller (German Edition)

Gerissen: Thriller (German Edition)

Titel: Gerissen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Abrahams
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Doppelschicht.«
    »Anya?«, fragte Dragan. »Die hat zusammen mit Chen-Li gekündigt.«

    Ivy erreichte Raquette. Als Erstes kam ein Schild, auf dem stand, dass sie sich jetzt auf Stammesland befand. Danach baufällige Häuser mit verrosteten Karosserien im Vorgarten und dazwischen flüchtige Blicke auf den Fluss, gefolgt von einer Tankstelle, die mit dem billigsten Benzin östlich des Mississippi warb und zusätzlich mit steuerfreien Zigaretten; und danach das Gold Dust Casino. Sie bog auf den halbvollen Parkplatz ab.
    Ivy war zuvor ein einziges Mal in einem Casino gewesen, in den Frühjahrsferien ihres ersten Semesters – Paradise Island. Sie war hineinmarschiert, hatte einen Vierteldollar in den Schlitz des ersten Spielautomaten geworfen, den sie zu Gesicht bekam, den Hebel gedrückt, und schwupps: 425 Dollar, die sich wie eine silberne Flut in ihren Schoß ergossen. Danach war sie zu Blackjack übergegangen und hatte ihren ganzen Gewinn und weitere hundert Dollar verspielt, was bedeutet hatte, dass sie einige Mahlzeiten auslassen musste, damit das Geld für den Rest der Ferien reichte. Die gesamte Episode hatte zwanzig Minuten gedauert. Beim Hinausgehen hatte sie sich völlig zerschlagen gefühlt.
    Das Paradise Island Casino war eine Art Zeichentrickpalazzo. Wie hatte Tony B. dieses genannt? Eine Kaschemme? Ivy fand das nicht, nicht von außen. Das Gold Dust Casino war aus Bohlen errichtet worden, wie eine Grenzerhütte, aber es war gigantisch. Sie ging hinein.
    »Herzlich willkommen«, begrüßte sie eine Blondine mittleren Alters in einem Minirock aus Hirschleder. »Hier ist ein Gutschein für ein Gratisgetränk, ausgenommen Champagner.«
    »Danke.«
    »Viel Vergnügen.«
    Ivy wanderte vorbei an einer Reihe Spielautomaten, die meisten davon in Betrieb, zu einer erhöhten Fläche mit Roulette- und Blackjacktischen und einer verlassenen Bar am anderen Ende. Sie setzte sich. Ein Barkeeper erschien. Ivy fragte nach Orangensaft und schob den Gutschein hinüber.
    »Saft ist gratis«, sagte der Barkeeper und schob ihn zurück.
    Ivy sah sich im Raum um, versuchte, sich das Verbrechen vorzustellen: drei Männer mit Skimasken, Rauchbomben, Schrotflinten. Schwer, sich vorzustellen, wie das in diesem riesigen Raum hätte funktionieren sollen. »Wo ist das Büro?«, fragte sie.
    »Das Büro?«, wiederholte der Barkeeper.
    »Das Geschäftsbüro«, sagte sie. »Wo der Safe steht und so.«
    »Der Safe?«, sagte der Barkeeper. »Weiß ich nicht.«
    Er schüttete gemischte Nüsse auf einen Teller und schob ihn ihr zu, dann verließ er die Bar und rief jemanden an. Ivy nippte an ihrem Saft, probierte die Nüsse. Viele Paranüsse, die mochte sie am liebsten. Sie merkte, wie hungrig sie war und aß noch ein paar. Ein Mann im Anzug saß auf dem Hocker links neben ihr. Ein anderer Mann in der Uniform des Wachdienstes setzte sich auf den Hocker zu ihrer Rechten. Irgendwie penetrant, wenn man bedachte, wie viele Plätze frei waren, aber Ivy hatte Ähnliches schon im Verlaine’s erlebt. Was allein auftretende Frauen betraf, konnten Männer –
    »Sie haben Fragen, Miss?«, sagte der Mann im Anzug. »Ich bin der Manager.«
    Ivy drehte sich zu ihm um: ein kupferhäutiger Mann mit schimmerndem schwarzem Haar. »Fragen? Ich habe …« Im Spiegel sah sie, wie sich ein weiterer Wachmann hinter ihr aufbaute. »Oh«, sagte sie. »Sie meinen, wegen dem Safe?«
    »Genau«, bestätigte der Manager.
    Der Barkeeper sah aus sicherer Entfernung zu. Ivy lachte. »Um Himmels willen«, sagte sie. »Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass ich …« Wie lautete der Ausdruck? Sie fischte ihn aus ihren gesammelten Erinnerungen an schlechte Filme. »Den Laden ausbaldowere?«
    Das war ziemlich lustig, obwohl keiner der anderen lachte.
    »Warum sollten Sie sonst fragen?«, meinte der Manager.
    »Ich …« Was zum Teufel tat sie hier eigentlich? Ivy bot eine Antwort an, die zumindest ein bisschen Wahrheit enthielt. »Ich interessiere mich für den Raubüberfall vor sieben Jahren«, erzählte sie ihm. »Ich schreibe.«
    »Für welche Zeitung?«, erkundigte sich der Manager. »Sie sollten sich an unsere Werbeabteilung wenden.«
    »Keine Zeitung«, sagte Ivy. »Ich bin Schriftstellerin.«
    Der Manager schwieg ein, zwei Momente. »Sie wollen eine erfundene Geschichte über einen Raubüberfall schreiben, der sich wirklich ereignet hat?«
    »Ich möchte ihn als Grundlage verwenden«, erklärte Ivy. »Als Ausgangspunkt.«
    »Ausgang wohin?«, fragte der

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