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Gerissen: Thriller (German Edition)

Gerissen: Thriller (German Edition)

Titel: Gerissen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Abrahams
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dieser Nacht unterwegs und entdeckte ihn – sein Name war bereits über Funk weitergegeben worden. Es war nicht klar, ob Harrow ihn hereingelegt hatte, aber Mandrell schloss auf der Stelle einen Handel ab und nannte Harrow als den dritten Täter. Harrow wurde in West Raquette geschnappt, wo er mit Betty Ann Price lebte. Betty Ann war zu diesem Zeitpunkt bereits verschwunden, und mit ihr das Geld.« Leon beobachtete einen rasch vorübertreibenden Styroporbecher. »Zweihundertsiebenundneunzigtausendfünfhundertzwanzig Dollar war die genaue Summe, ganz gleich, was Sie gelesen haben. Und es war nichts abgeschöpft. Die müssen uns für blöd gehalten haben.«
    »Wer?«, fragte Ivy.
    »Die Weißen«, sagte er. »Im Zählraum arbeiten nur Stammesangehörige. Warum sollten wir uns selbst bestehlen?«

    Sie stiegen ins Auto. Leon ließ den Wagen an, doch er fuhr nicht los; er beobachtete den Wind, der das Wasser zu stachligen kleinen Wellen aufwühlte. »Was für eine Geschichte wollen Sie schreiben?«, fragte er.
    »Ich bin noch nicht sicher«, erwiderte Ivy. »Ich muss mehr in Erfahrung bringen.«
    »Wie was?«
    »Zum Beispiel, wie Betty Anne Price gewesen ist.«
    Leon drehte die Heizung auf. »Könnten wir nicht mit was Leichterem anfangen?«
    »Ich nehme an, dass Sie sie gekannt haben«, sagte Ivy. »Hat sie nicht im Casino gearbeitet?«
    »Sie hat ein paar Monate beim Blackjack die Karten ausgeteilt«, sagte Leon. »Fünf Wochen vor dem Überfall hat sie gekündigt. Aber wirklich gekannt habe ich sie eigentlich nicht.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Haben Sie mal darüber nachgedacht, wie schwer es wäre, mit dreihundert Riesen zu verschwinden, mit einem Verbrechen dieser Größenordnung durchzukommen?«, fragte Leon.
    »Nein.« Sie hatte insgesamt nie großartig über Verbrechen nachgedacht. »Das wäre ein Job für sich.«
    »Ganz genau«, bestätigte Leon. »Die Art von Intelligenz, Planung und Selbstdisziplin, die dafür erforderlich ist, würde auch bei jedem legalen Unternehmen zum Erfolg führen.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass Betty Ann nicht so klug war?«, fragte Ivy.
    »Durchschnitt«, sagte Leon. »Abgesehen von ihrem Aussehen – besonders ihrer Figur, wenn Sie die Wahrheit wissen wollen – schien sie in jeder Hinsicht wie das durchschnittliche Mädchen aus der Kleinstadt, der letzte Mensch, von dem man sich vorstellen kann, dass er so was durchzieht. Zum Beispiel hing sie sehr an ihrer Schwester – die nach wie vor hier lebt, aber natürlich würde jeder Kontaktversuch das Ende bedeuten. Ferdie behält die Schwester verdammt scharf im Auge.«
    »Ferdie?«
    »Ferdie Gagnon, Detective in West Raquette«, erklärte Leon. »Damals hatte er gerade erst bei der Polizei angefangen – er hat Harrow verhaftet.«
    Ein großer Vogel – vielleicht ein Habicht, Ivy war nicht besonders gut beim Identifizieren von Vögeln – glitt tief über dem Fluss dahin. »Möchten Sie ihn kennenlernen?«, fragte Leon.

    »Sie sind der zweite Schriftsteller, der hier auftaucht und sich danach erkundigt«, sagte Detective Ferdie Gagnon. In Detective Gagnons Gesicht gab es eine Menge zu sehen: große Nase, schwerer Kiefer, gefurchte Stirn und, beinah verloren, zwei selbstbewusste kleine Augen. »Der erste hatte eine Theorie.«
    »Tony Blass?«, fragte Ivy.
    »Ja«, bestätigte Gagnon. »Kennen Sie ihn?«
    »Flüchtig.«
    »Ist sein Buch schon erschienen?«
    »Nein.«
    »So wie Sie das sagen, klingt es, als würde es das auch nicht.«
    Das hatte er in einem einzigen Wort gelesen? »Ich glaube, im Augenblick verfolgt er das nicht besonders energisch.«
    »Weil er es nicht verkaufen kann«, meinte Gagnon. »Wer möchte schon über ein ungelöstes Rätsel lesen.«
    »Das hat sein Agent auch gesagt«, bestätigte Ivy. »Was gefiel Ihnen an Tonys Ansatz eigentlich nicht?«
    »Ich kann mich nicht erinnern, dass ich gesagt hätte, er gefiele mir nicht«, sagte Gagnon. Er musterte Ivy. Hinter seinen Augen fand eine leichte Veränderung statt.
    »Verbrechen sind an sich kompliziert genug«, sagte er. »Nicht nötig, auch noch Verschwörungstheorien zu erfinden.«
    »Zum Beispiel?«
    Erneut eine leichte Veränderung unter der Oberfläche. »Als wäre irgendwas vertuscht worden.«
    »Was denn vertuscht?«, meinte Ivy.
    »Sie haben’s erfasst«, sagte Gagnon. »Carter und Lusk starben am Tatort, Harrow erhielt fünfundzwanzig Jahre, Mandrell sagte aus, und nach Betty Ann wird noch immer gefahndet. Wo wird da was vertuscht?« Er beugte

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