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German Angst

German Angst

Titel: German Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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nicht, dass der Staat dieses Mädchen und seinen Vater echt ausweist. Oder? Was glauben Sie? Gibt der Staat nach? Ist denen das zuzutrauen da oben?«
    »Nein«, sagte Süden.
    »Genau. Das bringt doch nichts. Dieses Mädchen, was wollenS da machen, die ist halt kriminell. Ich kenn jetzt ihren Vater nicht, den Schwarzen da. Was macht der? Müllabfuhr? Nein, aber irgendwas mit Dreck ist es, das weiß ich, ich komm jetzt nicht drauf…«
    »Er hat einen Sanitärbetrieb«, sagte Süden. Er dachte an Aranos Kompagnon Xaver Kriegel, der von Florian Nolte und Freya Epp vernommen worden war und wie die übrigen Personen bisher nichts zur Klärung beitragen konnte. Die Protokolle, die Süden am Morgen überflogen hatte, wirkten oberflächlich und schludrig runtergetippt. Was ihn wunderte, denn Freya fasste ihre Berichte gewöhnlich detailliert und gewissenhaft ab, und auch Nolte galt als ein wenn nicht gerade akribischer, so doch zuverlässiger und ordentlicher Oberkommissar. Vermutlich war der Zeitdruck für beide einfach zu groß.
    Eigentlich hatten sie verabredet, gemeinsam loszufahren, doch dann erhielt Nolte einen wichtigen Anruf und erklärte, er würde so schnell wie möglich nachkommen. Da der Oberkommissar ein ziemlich rabiater Autofahrer war, genoss Süden umso mehr das ruhige Dahingleiten im Taxi, dessen Fahrer jetzt die Titelseite einer Boulevardzeitung hochhielt. Zwischen Armaturenbrett und Windschutzscheibe steckten mehrere Tageszeitungen.
    »Das ist doch reißerisch, oder? Wohin mit ihr? Und dann dieses Riesenfoto! Die wollen ganz klar, dass die beiden hier verschwinden. Aber das ist natürlich riskant, ich seh das ein. Ich versuch mir eine Meinung zu bilden, ich weiß nicht, was Sie dazu sagen, ich meine, jetzt sind die Politiker gefragt. Die müssen das Problem lösen. Die sagen immer, die Ausländer, die sind unsere Freunde, die brauchen wir, ohne die funktioniert unsere Wirtschaft nicht, wer macht dann unseren Dreck weg? Alles Unsinn. Wissen Sie, wie viele Ausländer bei uns in der Müllabfuhr arbeiten? Wissen Sie das?«
    »Nein«, sagte Süden und beugte sich vor.
    »Wahnsinnig wenig. Von allen Ausländern, die in Deutschland leben, ist – zu Recht oder zu Unrecht, das ist jetzt egal – nur ein Prozent bei der Müllabfuhr. Das können Sie nachlesen.«
    »Ja und?«, sagte Süden.
    »Das ist doch das alte Argument: Wenn wir die Ausländer wegschicken, ersticken wir im Dreck. Humbug. Die größten Hygieniker der Welt waren Pettenkofer und Koch, sagen Ihnen die Namen was? Bedeutende Wissenschaftler. Unsere Kanalisation und unser Entsorgungssystem haben schon funktioniert, da war hier noch kein Türke und kein Jugo weit und breit zu sehen. Und die Trümmerfrauen, waren das vielleicht Türkinnen? Obwohl sie auch Kopftücher aufhatten, haha.« Er lachte zum Fenster hinaus und grinste eine Frau an, die im offenen Cabrio neben ihm hielt. Dann wandte er wieder den Kopf nach hinten. »Das sind alles Tatsachen und die kann man nicht wegradieren. Der Witz ist ja, dass die acht Millionen oder wie viele es genau sind, dass die acht Millionen Ausländer mehr Müll machen als beseitigen. Darüber gibts Statistiken. Da brauchen wir uns nichts vorzumachen. Haben Sie schon mal überlegt, wie viele Putzfrauen, also Deutsche jetzt, deutsche Putzfrauen, die sich für ein paar Mark die Knie wund scheuern, wie viele von denen in Pizzerien oder Asylantenheimen schuften müssen, während die Leute da auf unsere Kosten leben? Das müssen Sie sich mal reinziehen, das ist unglaublich!«
    Süden stützte sich auf der Rücklehne des Beifahrersitzes ab.
    »Sie sind also dafür, dass Lucy und ihr Vater abgeschoben werden, damit dann weniger Dreck stattfindet?«
    »Sie sind ja lustig«, sagte der Taxifahrer, drückte aufs Gas, überholte die Frau im offenen Cabrio und schoss über eine gelbe Ampel. »Tschuldigung, aber manchmal dauerts mir einfach zu lang. Ich mein nur, weil wir vom Müllproblem gesprochen haben und der Schwarze ja in der Branche tätig ist. Ich kenn den nicht, ich kenn ihn nur aus der Zeitung, und was die schreiben, darf man nicht immer glauben, aber fest steht, der Mann hat versagt und die Tochter ist eine Kriminelle. Was haben die also hier verloren? Nicht dass Sie mich missverstehen, ich finde die Entführung zum Kotzen, ich bin gegen Gewalt, mit solchen Aktionen bringt man niemand zum Nachdenken, schon gar nicht zum Umdenken. Aber wir müssen umdenken. Wie lange wollen Sie dieses Land noch voll stopfen mit Leuten,

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