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German Angst

German Angst

Titel: German Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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die hier wie die Vampire hausen? Die saugen uns aus und wir sitzen da und machen uns in die Hose. Wieso denn? Wir haben eine Stimme, oder? Jetzt mal unter uns: Sind Sie für den Doppelpass? Hätten Sie gern einen Doppelpass? Von der Türkei? Oder von Frankreich? Ich frag Sie, wieso kann man nicht in zwei Parteien gleichzeitig sein? Wieso? Und wieso spielt ein Fußballspieler nicht bei zwei Vereinen, sondern nur bei einem? Wieso spielt der nicht eine Woche bei den Löwen und eine Woche bei Rostock, nur als Beispiel. Und wieso können Sie nicht katholisch und evangelisch sein, warum müssen Sie sich da entscheiden? Ganz einfach: wegen der Loyalität. Sie müssen sich entscheiden, erst dann sind Sie in der Lage, sich wirklich einzusetzen für die Sache derer, denen Sie angehören. Was soll denn das bringen, hin und her zu pendeln je nach Belieben? Wenns einem nicht passt, dann geht er da hin, und wenns ihm da nicht mehr passt, dann kommt er wieder her. Die Beliebigkeit des Geburtsorts kann nicht die Basis sein für die Staatsbürgerschaft, unser Abstammungsprinzip hat sich bewährt, und Sie dürfen nicht vergessen, dass dieses Gesetz nicht etwa von Hitler erfunden wurde. Die Leute tun immer so, als wär der Hitler persönlich verantwortlich für die Zustände in Deutschland, das sind ganz andere heute. Die Nationalsozialisten will hier niemand wiederhaben, ich jedenfalls nicht. Das Jus sanguinis kommt aus der Kaiserzeit und es ist auch in der Weimarer Republik nicht abgeschafft worden und nachdem es immer noch existiert, wird es wohl was taugen, oder? Dieser Vater von der Lucy, der ist Afrikaner, oder? Namibia oder so, nein, Entschuldigung, Nigeria, damit wir da nichts verwechseln. Der ist also Nigerianer und hat keine deutsche Staatsbürgerschaft, wieso nicht? Er lebt hier, er arbeitet hier, er macht hier Dreck, haha, nein, wieso also? Ist doch einfach: wegen der Loyalität. Er ist immer noch loyal gegenüber seinem Land, obwohl er als Kind da weg musste, er hat seine Heimat nicht vergessen, das ist doch eine Haltung. Die akzeptier ich, mit der kann ich was anfangen, das ist konsequent. Und ich verstehe, dass er nicht zurück wollte in seine Heimat, weil da dauernd Krieg war und Diktatur. Absolut nachvollziehbar. Aber jetzt hat sich die Situation geändert, der letzte Diktator ist gestorben, schon vor einiger Zeit, und die haben jetzt eine Demokratie oder so. Was soll der Mann also dann weiter hier? Ich finde, es ist der richtige Zeitpunkt jetzt, und ich sag Ihnen was, sein Geschäft kann er dort unten genauso betreiben, vielleicht sogar noch besser, weil es weniger Konkurrenz gibt. Ich meine das nicht abfällig, ich hab Respekt vor den Afrikanern, die haben eine hohe Kultur. Ich war zweimal im Urlaub dort, einmal in Kenia und einmal in Südafrika, und ich werd wieder hinfahren, ich mag das Land, die Menschen, die Langsamkeit, nicht so hektisch und laut wie hier, ich mag die Weite, die Geduld der Leute, das gefällt mir alles, waren Sie mal da? Ich halt hier in der Einfahrt, ist das recht? Mir imponiert, dass dieser Mann so konsequent geblieben ist, die sind ein stolzes Volk, die Nigerianer. Vielleicht fahr ich da mal hin, das liegt ja am Meer, vielleicht kann man da einen schönen Urlaub verbringen. Nein, ich hoffe wirklich, dass die Polizei die Entführer schnell findet und die Frau befreit, und dann kann man wieder anfangen vernünftig zu reden. Brauchen Sie eine Quittung?«
    »Nein«, sagte Süden, bezahlte und stieg aus.
    »Schönen Tag noch!«, rief ihm der Taxifahrer nach. Ein paar Meter entfernt befand sich ein Stehcafe und Süden beschloss, einen Tee zu trinken. Wie ein Tausendfüßler krochen die Worte des Taxifahrers hinter ihm her durch Staub und Schmutz und es roch nach Minze. Ein kleines Mädchen streckte sein Gesicht wonnig der Sonne entgegen. Süden betrachtete es und wäre gern genauso selbstvergessen dagestanden.
    An einem der runden Plastiktische standen drei Männer in weißen, farbverschmierten Latzhosen, tranken Kaffee und aßen Gebäck. Sie warfen Süden einen kurzen Blick zu, als er hereinkam, und widmeten sich dann wieder ihrer Diskussion.
    »Das ist einfach ein Unsinn«, sagte der Jüngste der drei, er aß einen Krapfen und hatte einen weißen Puderzuckermund.
    »Du kannst doch nicht sagen, dass die meisten Asylanten Schwindler sind! Ein Haufen Sozialhilfeempfänger sind auch Schwindler.«
    »Ja freilich«, sagte der andere, der ein Stück Mohnkuchen aß und mindestens zwanzig Jahre älter

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