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German Angst

German Angst

Titel: German Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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war, »die türkischen.«
    »Schmarrn!«
    »Darum gehts ja auch gar nicht«, sagte der Dritte und aß das letzte Stück seiner Quarktasche. »Der Arano ist ja kein Asylant, der lebt hier ganz normal und seine Tochter ist hier geboren.«
    »Wenn dem Früchtchen niemand Herr wird«, sagte der Zweite, »dann muss man ein Exempel statuieren, das verstehst du nicht, du Bundeswehrschwänzer.«
    »Was hatn das damit zu tun?«, fragte der Jüngste.
    »Weil du einer von den Multikultis bist, du willst zu allen immer nett sein, immer alle gleich behandeln, das geht aber nicht. Die tricksen dich aus, so schnell kannst du gar nicht schauen mit deinen blauen Augen, Luggi. Schau dir dieses Früchtchen an! Fällt über alte Frauen her, beklaut die und lacht dabei, die ist gefährlich. Hast du nicht gelesen, wie viele Waffen die Polizei bei der gefunden hat? Ein ganzes Arsenal! Jetzt sag ich dir mal was…«
    »Die entführen eine Frau und du findest das gut?«, fragte Luggi.
    »Jetzt hör mal zu, vergiss mal die Entführung! Da weiß ja noch kein Mensch, was da dahinter steckt, vielleicht ist die einfach bloß abgehauen, hast du das nicht gelesen? Die ist ausgekocht, das ist eine ganz Schlaue. Vergiss das mal! Ich frag dich jetzt: Hast du eine Ahnung, wie viele Asylanten Japan im letzten Jahr aufgenommen hat? Denk nach! Wie viele? Was schätzt du? Denk nach, Luggi! Japan, reiches Land, eins der reichsten der Welt.«
    »Weiß nicht«, sagte Luggi.
    »Wie viele denn?«, fragte der Dritte.
    »Einen Einzigen.«
    »Schmarrn!«, sagte Luggi.
    »Ich zeigs dir, ich hab einen Bericht daheim, so was heb ich mir auf, ich schwörs dir, einen Einzigen! Und weißt du, wie viele die abgeschoben haben in dem Jahr? Zweiundfünfzigtausend. Ich bring dir den Bericht morgen mit. Verstehst du, was ich mein? Du denkst, das geht immer so weiter, gehts aber nicht, kanns gar nicht, ist unmöglich.«
    »Und was ist mit den Fußballspielern? Glaubst du, die Vereine kaufen jetzt keine Schwarzen mehr ein, weil es heißt, wir haben schon genug Schwarze und andere Ausländer hier? Da hast du dich aber geschnitten!« Luggi zündete sich eine Zigarette an. »Das wird eine ganz fade Sache, wenn so Spieler wie Yeboah oder Kuffour nicht mehr in der Bundesliga sind. Oder willst du, dass die verschwinden? Sag ehrlich, Franz.«
    »Du hast ja keine Ahnung«, sagte Franz und schnorrte von Luggi eine Zigarette. »Fast alle Liga-Neger, ich nenn die jetzt mal so, ja, fast alle gehen in ihr Land zurück, wenn ihr Vertrag ausläuft. Also, die arbeiten hier und wenn die Arbeit fertig ist, sind sie weg. Das ist in Ordnung, das ist gerecht. Außerdem, und jetzt hör genau zu, der FC Bayern ist Meister geworden – stimmts? –, also, er ist Meister geworden, obwohl er nur ganz wenig Ausländer verpflichtet hat, am zweitwenigsten von allen Vereinen. So schauts aus. Am zweitwenigsten. Nur Hamburg oder Rostock, ich weiß jetzt nicht genau, haben noch weniger. Aber: Frankfurt, abgestiegen, aufgestiegen, abgestiegen, Loser-Truppe, Frankfurt hat doppelt so viele Ausländer gehabt, als es abgestiegen ist, wie der FC Bayern. Ist doch merkwürdig. Und noch was. Der Heynckes hat gesagt, die deutschen Spieler haben keine deutschen Stars mehr als Identifikationsfiguren, deshalb sollen die Vereine die Zahl der Ausländer reduzieren. Zitat Heynckes. Er hat Recht, Berti Vogts hat dasselbe gesagt, aber den nimmt ja niemand mehr ernst.«
    »Zu Recht«, sagte der Dritte.
    »So ein Schmarrn!«, sagte Luggi und schüttelte den Kopf.
    »Du musst die Augen aufmachen, Luggi!«, sagte Franz und drückte die Zigarette aus, die er in wenigen Zügen geraucht hatte. »Sonst verstehst du nichts von der Welt. Wann war die deutsche Nationalelf am erfolgreichsten? Mit Beckenbauer, Netzer, Overath, mit Uwe Seeler, Fritz Walter früher, mit solchen Leuten, da war kein einziger Ausländer dabei, keiner…«
    »Jetzt ist auch keiner dabei«, fuhr Luggi dazwischen.
    »Aber die Mannschaft ist sauschlecht«, sagte Franz laut, bemerkte Südens Blick und ignorierte ihn. »Weil die Spieler in ihrem Verein nicht richtig trainiert werden, weil ihnen der Platz zur Entfaltung fehlt, weil ihnen die Liga-Neger zu viel Raum wegnehmen, die sind dominant, die bestimmen, wos langgeht, und das ruiniert unsere Nationalelf. Also.«
    »Ich bin trotzdem dagegen, dass dieses Mädchen und ihr Vater ausgewiesen werden, bloß weil ein paar Verrückte seine Verlobte entführen«, sagte Luggi und trug seine Tasse und den Teller zur Ablage

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