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German Angst

German Angst

Titel: German Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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anderer.
    »Wir werden alles tun, damit es nicht so weit kommt«, sagte Funkel. »Wer hat den Bericht über die Suche nach diesem Rommel?«
    »Die Göre führt uns doch an der Nase rum!«, rief einer aus der Gruppe.
    »Halt die Klappe!«, sagte Paul Weber, der seit fünf Uhr die Rommel-Recherche betrieb.
    Während er von ersten kleinen Erfolgen bei der Suche berichtete, kam Nicole Sorek bei ihren Nachforschungen keinen Schritt weiter. Alle ihre Mitarbeiter hatte sie nur auf ein Ziel angesetzt: herauszufinden, wo Lucys Vater versteckt gehalten wurde. Wer seinen Aufenthaltsort entdeckte, würde von ihr eine Prämie in Höhe von zweitausend Mark erhalten, die sie aus eigener Tasche bezahlen wollte. Selbstverständlich ging sie davon aus, dass sie selbst schneller sein würde als ihre Kollegen. Und eine heiße Spur hatte sie bereits.
    Am liebsten hätte er eine Flasche Bier getrunken, auf nüchternen Magen. Na und, andere trinken Schnaps zum Frühstück. Xaver, sein Kompagnon, zum Beispiel, der hat immer eine Flasche Wodka und eine Flasche Fernet im Kühlschrank. Jedes Mal wenn er in der Früh reinkommt und schlecht gelaunt ist, schenkt er sich ein Stamperl ein und bietet mir auch eins an, aber ich hab immer Nein gesagt. Heute würd ich Ja sagen.
    »Iss doch!«, sagte Ira Horn. Sie saß an dem niedrigen Tisch, den sie gedeckt und mit Nelken in einer kleinen Vase geschmückt hatte. In ihrem schwarzen Kleid und mit den streng nach hinten gebundenen grauen Haaren, dem faltigen, reglosen Gesicht sah sie noch verhärmter aus als sonst. Als sie jetzt Christoph Arano anschaute, der ständig zur Tür ging, ohne sie zu öffnen, und dann ratlos herumstand, wurde ihr wieder einmal bewusst, wie sehr ihr dieser kräftige schwarze Mann gefiel, ja, gegen ihn, fand sie, hätte ihr verstorbener Mann, Gott hab ihn selig, tatsächlich wie ein gebügelter Schatten gewirkt. Lächerlicher Gedanke!, ermahnte sie sich. Sie wischte sich mit einer Papierserviette den Mund ab und trank einen Schluck Kaffee, der kalt und dünn war, und das würde sie dem Wirt, der unten das Gasthaus führte und nebenher die Pensionsgäste versorgte, auch sagen.
    »Und setz dich bitte!«, sagte sie.
    Sie hatte im Zimmer nebenan übernachtet. Tabor Süden hatte ihnen eingeschärft, mit niemandem zu sprechen und in den Zimmern zu bleiben. Nur Melanie war eine Stunde nach dem Ende der Sendung »Vor Ort« nach Hause gefahren, weil sie heute früh arbeiten musste. Überhaupt war sie bloß mitgekommen, weil Süden sie überredet hatte. Sie konnte ihre Großmutter nicht ausstehen, und Ira Horn mochte ihre Enkelin auch nicht, jede hielt die andere für eingebildet und arrogant und fragte sich, wie es möglich war, dass sie beide mit Netty verwandt waren, nachdem sie – nach eigener Einschätzung – völlig verschiedene Charaktereigenschaften besaßen.
    Nachdem Melanie gegangen war, wollte Ira noch ein wenig mit Arano reden, aber er nicht mit ihr. Er wollte mit niemandem reden, er wollte allein sein und schweigen. Und Letzteres tat er immer noch. Seit Ira vor einer Stunde das Zimmer betreten hatte, hatte er nur ein einziges Wort zu ihr gesagt:
    »Morgen.« Sonst nichts. Ansonsten war er auf und ab gelaufen, hatte vorsichtig die Gardine beiseite geschoben und aus dem Fenster gesehen. Unten führte die St.-Martin-Straße vorbei und gegenüber lag der Ostfriedhof. Aus der Küche im Parterre hatte Ira ein Tablett mit Frühstück geholt und nun aß sie eine halbe Semmel mit Marmelade. Sie hasste Marmelade. Und sie hasste dünnen lauwarmen Kaffee. Und am meisten hasste sie es, an einem niedrigen Tisch in einem engen, billig möblierten Zimmer zu sitzen und einem Mann beim Schweigen zuzuhören.
    »Ich kann auch wieder verschwinden.«
    Er warf ihr einen Blick zu und hob die Schultern. Ira schüttelte den Kopf und betrachtete die dreieckigen Käsescheiben auf dem Teller. Sie hasste auch dreieckige Käsescheiben. Alles Chemie, dachte sie, wieso hat uns der Polizist ausgerechnet in dieser Bruchbude untergebracht? Zahlt doch sowieso der Steuerzahler!
    Im Flur waren Schritte zu hören. Jemand kam die Treppe herauf, jemand anders verließ die Toilette, die beiden begrüßten sich, zwei Männer, dann wieder Schritte auf der Treppe und Wasserrauschen in einem Zimmer, dessen Tür wahrscheinlich offen stand.
    Arano drückte eine Hand flach gegen die Tür und senkte den Kopf.
    »Trink wenigstens einen Kaffee!«, sagte Ira. Langsam ging ihr seine Unruhe, sein panterartiges Umherschleichen,

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