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German Angst

German Angst

Titel: German Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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vorgetäuschten Zusammensein.
    In der Zwischenzeit gab es neue Pläne, was mit ihr geschehen sollte.
    Nachdem Veronika Bautz, Funkels Sekretärin, ihm das Fax aus Münster gebracht und er sie gebeten hatte, Volker Thon zu informieren, warf er einen ersten Blick auf den dreiseitigen Bericht. Er war gerade beim letzten Satz, als Thon hereinkam. Auch im größten Stress sah der fünfunddreißigjährige Hauptkommissar adrett und entspannt aus, sein Seidentuch schien nie zu verrutschen. Obwohl in extrem angespannten Arbeitsphasen wie bei einer Entführung fast alle seine Kollegen in legerer Kleidung herumliefen, verzichtete Thon nie auf seine frisch gebügelte Hose und Seidensocken. Heute trug er dazu einen dünnen dunkelgrauen Kaschmirpullover und Funkel musste anerkennen, dass Thon in diesem Aufzug durchaus nicht missgekleidet wirkte.
    »Was starrst du mich so an?«
    »Ich schau nur«, sagte Funkel. »Die Kollegen haben ein interessantes Detail herausgefunden.« Er reichte ihm den Bericht. Die Techniker am Institut für Medizinische Physik und Biophysik hatten die Fasern, die die Kommissare in Natalia Horns Wohnung sichergestellt hatten – Stoffreste, eigenartige, wie abgerissen aussehende Wollfetzen –, mit ihrem Laser-Mikrosonden-Gerät untersucht und dabei extrem winzige chemische Elemente entdeckt.
    »Das ist fantastisch«, sagte Thon, »die sind wirklich davon überzeugt, dass an den Textilproben, die wir ihnen geschickt haben, Moleküle von zwei verschiedenen Weichspülern kleben. Das heißt, unser Mann hat seine Klamotten aus irgendeinem Grund zweimal gewaschen.«
    »Sie haben eine Vermutung dazugeschrieben«, sagte Funkel, »auf der letzten Seite.«
    Thon blätterte um. »Das leuchtet ein, dem Mann ging der Weichspüler aus, dann hat er einfach einen neuen dazugemischt. Und was fangen wir jetzt mit dem Ergebnis an?«
    »Noch nichts. Wir warten auf die Analysen aus Wiesbaden. Mit einem genetischen Fingerabdruck wären wir auf der Zielgeraden.«
    »Vorausgesetzt, der Verdächtige bewohnt unseren Computer«, sagte Thon.
    »Bis jetzt haben wir wenig. Auch die Suche nach diesem Rommel ist schwierig. Ich trau dieser Lucy nicht. Wieso sollte sie uns plötzlich helfen wollen?«
    »Tabor vertraut ihr.«
    »Tabor!« Thon nestelte an seinem Halstuch, rieb es zwischen zwei Fingern und roch an ihnen. »Wir haben ihn wieder mittendrin und ich rechne ständig damit, dass was passiert, was uns in unseren Ermittlungen total zurückwirft. Er ist ein Risiko. Wo steckt er eigentlich jetzt?«
    »Er hat das Mädchen vernommen unmittelbar nach der Tat. Es war gut, dass er dort war. Diese Journalistin hat das Mädchen provoziert…«
    »Davon hab ich in dem Fernsehbericht nichts gemerkt.«
    »Sie hat es trotzdem getan, wir wissen nur noch nicht, wie.«
    Thon sah seinen Vorgesetzten an, eine Spur von Mitleid im Blick. »Ist das ein Zitat von Tabor? Hat er wieder seine seherische Phase?«
    »Ich bitte dich, Volker!« Über dieses Thema wollte Funkel jetzt nicht reden. Seherische Phase! Die Zeiten, als bestimmte Journalisten Tabor Süden als Seher bezeichneten, waren vorbei, und der Kriminaloberrat war froh darüber.
    »Nein«, sagte er, »es gab keinen offensichtlichen Grund für das Mädchen, so auszurasten. Sie wollte doch von der Reporterin nichts. Wenn sie bisher aggressiv geworden ist, dann deshalb, weil ihr jemand etwas verweigerte, weil ihr jemand etwas nicht abkaufen wollte oder etwas geben, das sie unbedingt haben musste. Sie hat nie einfach nur so drauflosgeschlägert, es gab immer einen Anlass.«
    »Kann sein«, sagte Thon und stand auf. »Im Augenblick interessiert mich vor allem, warum sich die Entführer nicht mehr melden.«
    Es klopfte und Funkel sagte: »Herein.«
    Veronika Bautz gab ihm einen Brief und ein Kuvert.
    »Der lag in der Post, ist an Sie adressiert, sogar ein Absender steht da, aber ich glaub nicht, dass der stimmt. Meine Fingerabdrücke sind drauf, tut mir Leid.«
    Funkel überflog den Brief und warf einen Blick ins Kuvert, in dem sich ein kleines Foto befand. Dann hatte er es eilig. »Besprechung mit allen, die da sind. Die Kollegen, die unterwegs sind, informieren wir später. Die Entführer haben sich gemeldet. Wir treffen uns in fünfzehn Minuten.«
    Zwanzig Minuten später las Karl Funkel im Besprechungsraum den versammelten Kollegen den Brief vor. Das beigelegte Polaroidfoto machte die Runde, es zeigte die gefesselte und geknebelte Natalia Horn auf einem Bett, über ihrer Brust war eine Zeitung

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