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German Angst

German Angst

Titel: German Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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Wagner!«, befahl er.
    »Das ist eine dienstliche Anweisung.«
    »Ich möchte, dass wir uns um das Mädchen kümmern.«
    »Was ist los? Stehst du auf sie?« Entsetzt schüttelte Thon den Kopf. Wie hatte er so etwas sagen können? Auf welchem Niveau war er gelandet, nur weil die Art, wie sein Kollege seine Arbeit machte, ihm nicht passte? Hatte er den Verstand verloren? Wo ist meine Souveränität, was red ich denn da, so was darf ich nicht mal denken! Seine Bemerkung hatte ihn selbst wie ein Schlag getroffen. Er stand da und wartete darauf, dass Süden ihm ins Gesicht sagte, für was für einen unfähigen, unverschämten, unprofessionellen Chef er ihn halte und dass die Frage, die er gerade gestellt hatte, das Mieseste sei, was er je in diesem Dezernat zu hören gekriegt hätte. Leg los, mach schon! Thon senkte den Kopf, hob die Augen und schaute seinem Gegenüber ins Gesicht. Und stutzte. Süden wirkte, als habe er die Frage gar nicht gehört, als denke er über etwas nach, bei dem er sich von niemandem stören ließ. Thon konnte nicht glauben, dass jemand so sehr mit sich beschäftigt war und nicht einmal eine üble Beleidigung wahrnahm, noch dazu aus dem Mund seines Chefs, in einer Situation, die durchaus heikel war und Auswirkungen haben konnte auf die zukünftige Arbeit.
    »Ich hab…«, begann Thon, weil es ihn jetzt nicht interessierte, was der andere dachte. Es ging um ihn, um sein eigenes Befinden, das ihm fremd war.
    »Ja«, sagte Süden schnell, »du willst das Mädchen nicht suchen lassen, weil es keinen Sinn hat. Ich versteh das. Du hast Recht. Ich glaube, das ist die richtige Einstellung, wir sind keine Sozialromantiker. Ich wollte dich nicht beleidigen, ich war nur wütend. Du redest nicht wie ein Politiker, wenn du das tätest, würde ich dir noch weniger zuhören.«
    Er lächelte und Thon machte den Eindruck, als sähe er zum ersten Mal einen Mann lächeln.
    »Sorry.«
    Freya Epp streckte wieder den Kopf herein. Die Haare hingen ihr über die Brille und sie schwitzte.
    »Ich hab alles aufgeschrieben«, sagte sie. Sie konnte sich keinen Reim auf die eigenartige Konstellation machen, in der die beiden Männer einander gegenüberstanden. »Neun Seiten voll. Ich hab drei Adressen, die viel versprechend klingen, vielleicht finden wir das Mädchen dort. Herr Arano will mit mir hinfahren, ist das okay?«
    »Ja«, sagte Thon und rieb sich die Hände. Die Bewegung löste seine Erstarrung. »Nimm den Kollegen Nolte mit und bleibt nicht länger als eine Stunde! Du musst den Bericht von deiner Vernehmung im Fall Wagner noch tippen!«
    »Okay«, sagte Freya. Ihr Kopf verschwand. Und tauchte wieder auf. »Stimmt das, Tabor, dass Lucy dich bestohlen hat?«
    Süden drehte sich zu ihr um, schweigend.
    »Bitte?«, sagte Thon. In seinem Kopf formierten sich die Gedanken zu einem neuen undefinierbaren Wutknäuel.
    »Bitte?«, wiederholte er und ging zur Tür, durch die Freya einen Schritt hereintrat.
    »Ein Kollege hat das vorhin erzählt«, sagte sie. »Er hat der Bedienung in dem Café am Hohenzollernplatz das Geld gebracht, das Süden ihr geschuldet hat. Und die hat das dem Kollegen gesagt.«
    »Du hast das Mädchen getroffen?«, fragte Thon, bemüht, einfach nur eine kleine, unaufdringliche Frage zu stellen, ohne jeden Unterton.
    »Sie wär beinah vor ein Auto gelaufen, ich kam zufällig dazu und hab ihr geholfen. Danach habe ich sie zu einer Cola eingeladen. Als ich auf dem Klo war, hat sie mich beklaut und ist abgehauen.«
    Er zuckte mit den Schultern, hob die Hand zum Gruß und ging aus dem Zimmer.
    »Aha«, sagte Thon. Musste er sich jetzt verarscht vorkommen? Nach allem, was sie soeben besprochen hatten?
    »Das Mädchen ist cool«, sagte Freya.
    In seinem Büro wartete Sonja Feyerabend auf Süden.
    »Ich hab mit Ilona Leblanc telefoniert und ihr angekündigt, dass wir kommen«, sagte sie.
    »Wo ist der Taxifahrer, den du herbestellt hast?«
    »Er ist krank. Er hat Grippe, sagt seine Frau, er liegt im Bett.«
    »Wir treffen uns im Hotel«, sagte Süden und zog seine Lederjacke an. »Ich nehm ein Taxi.«
    »Welchen Grund sollte er gehabt haben, das Mädchen zu überfahren?« Sonja überflog im Computer die Vermisstenmeldungen des Landeskriminalamts.
    »Danach werde ich ihn fragen und wenn mir seine Antwort nicht gefällt, nehm ich ihn mit.«
    »Du kannst nicht allein hinfahren, ich begleite dich«, sagte Sonja.
    »Besser nicht«, sagte Süden.
    In dem kleinen verrauchten Zimmer roch es nach Schweiß. Die

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