German für Deutsche
bildungsschwächeren Gefilde, verstehen, dass ihnen eine Wirklichkeit vorgespielt wird, wenn sie › Reality ‹ begegnen. Das Grobverstehen stört sie aber nicht weiter beim Genuss.
Varia
Reality -Check; Reality -Fake; Reality -Hype; Reality -Project; Reality -Quiz; Reality -Sitcom; Reality -Stuff; Reality -Thriller; Reality - TV ; Reality -Welle
› real
Real-Time; Realtime
Engl. real time : Echtzeit
Sprachgebrauch
Wenn ein Rechner eine Simulation oder ein Medium einen Vorgang in der Außenwelt verzögerungsfrei darstellen oder wiedergeben kann, spricht die Informatik, aber auch die Produktwerbung, von › Real-Time -Prozessen‹.
Menschen sind von Real-Time- Effects kindlich begeistert. Alles, was hier und jetzt sofort und verzögerungsfrei da ist, verwirklicht alte Wünsche aus existenziell ungeduldigen Kindertagen. Wer nicht warten muss, ist glücklich.
Fundstücke
» Real Time Rome: MIT malt Menschenströme – Auf der Biennale in Venedig ist das Massachusetts Institute of Technology ( MIT ) mit seinem Projekt Real Time Rome vertreten. Besucher können auf sieben riesigen Displays, die über die Stadt verteilt hängen, verfolgen, wie Einheimische und Touristen in Italiens Hauptstadt Rom unterwegs sind, ob sie rund um eines der Touristenziele flanieren oder im Stau stecken.« golem.de (1 0-2 006)
» Real Time Regatta ist eine Applikation, durch die es möglich wird, die stattfindenden Rennen live am Mobiltelefonen mitzuverfolgen.« wordsailinggames.2006 (1 0-2 006)
Recap
Engl. recap : Zusammenfassung
Engl. to recap : rekapitulieren, zusammenfassen
Sprachgebrauch
Meetings und Arbeitstreffen wurden schon immer in Zusammenfassungen zusammengefasst. Die globalmoderne Version der Zusammenfassung aber heißt seit etwa der Jahrtausendwende zunehmend › Recap‹. Das ist kürzer als Zusammenfassung, Rekapitulation oder Resümee. Zu finden vorzugsweise in den Bereichen von Marketing, Web-Business und Informationstechnologie. › Recap ‹ wird an Präsenz zulegen, da das Wörtchen sich auch schon dort findet, wo es um die Zusammenfassung von Filmen oder Filmserien auf Websites geht.
Als Genus hat sich, warum auch immer, das Maskulinum mit einer deutlichen Mehrheit breitgemacht, wiewohl die gängigen deutschen Übersetzungen das Femininum nahelegen.
Fundstücke
» Die SEO -Trainees sind der Einladung der Uni-Hamburg gefolgt und haben sich den Vortrag von Nelson Mattos angehört. Hier ist nun der Recap. « seo-trainee.de ( 1-2 011)
» Ein Recap zu einer Veranstaltung (Konferenz, Stammtisch, Camp) gehört ja schon zu guten Ton. Dem möchte ich heute auch gerne nachkommen und über das gestrige ConversionCamp in Frankfurt schreiben.« wowbagger.de ( 1-2 011)
Receiver
Engl. receiver : Aufnahme; Empfänger; Gegenstelle
Sprachgebrauch
In den 70er Jahren zerfielen Radios für anspruchsvolle Hörmenschen, die auch › Audiophile‹ genannt werden, in Tuner, also reine Empfangsgeräte, Pre-Amplifier ( › Vorverstärker‹) und Amplifier, also reine Verstärker. Als alle wieder regalschonend miteinander verschmolzen, hieß das Endprodukt auf dem deutschen Konsumentenmarkt nicht mehr › Radio‹, sondern › Receiver ‹. Nur sehr einfache Hartz- IV -Radios heißen heute noch › Radio‹.
Die Dolby-Mehrkanal-Technik für die Wiedergabe von DVD s hat in den 90er Jahren eine Variante des Receivers entstehen lassen, den AV - Receiver, Audio-Video- Receiver oder Surround- Receiver. Der ist nun kaum mehr Radio, sondern vielmehr Video- und Mehrkanal-Klangschaltzentrale. Das ist den Käufern solcher Geräte egal, da sie mehrheitlich nicht wissen, was › Receiver ‹ einstmals meinte.
Das Satellitenfernsehen hat einen weiteren Receiver -Schub entfaltet. Jeder Schüsselbesitzer benötigt kleine Kästen, die die empfangenen Signale sortieren und wandeln. Diese Geräte werden überwiegend › Sat- Receiver ‹ oder › Satelliten- Receiver ‹ oder › Digi-Sat- Receiver ‹ genannt.
Wir sind also von Receivern umzingelt. Ihr Gemeinsames: Sie kriegen was rein und lassen, irgendwie aufbereitet, wieder etwas raus. Und genau das Prinzip wird von gegenwärtigen Konsumenten auch irgendwie begriffen. Umgangssprachlich nutzt der Durchschnittskonsument immer noch mehrheitlich › Empfänger‹ und sagt so was wie » Hey, ich hab ’nen neuen Sat-Empfänger!«
Orthographisch wird der Receiver nur mangelhaft beherrscht. Hunderttausendfach findet sich der › Reciever ‹, was Wohlmeinende als Eindeutschung deuten mögen.
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