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Germania: Roman (German Edition)

Germania: Roman (German Edition)

Titel: Germania: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Gilbers
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waren rationiert und wurden vornehmlich an Reinblütige abgegeben. Mangelwaren wie zum Beispiel Tomaten oder Blumenkohl waren für Juden verboten. Von den Bewohnern des Judenhauses bekam nur Lisa gelegentlich ein paar Gramm arischen Kaffee zugeteilt. Er wurde vor allem als Sonderration nach schweren Angriffen verteilt, weswegen sich bald der Begriff Bombenkaffee eingebürgert hatte. Trotz ihrer belebenden Wirkung waren die schwarzen Bohnen offenbar ein wirksames Mittel, um die Bevölkerung ruhigzustellen.
    Als Oppenheimer die Kaffeebohnen mahlte, fragte er sich, wo der Doktor wohl seine geheimen Verstecke hatte. Bei dessen ausladender Leibesfülle sprach viel dafür, dass er irgendwo Lebensmittel hortete, doch weder die Aufmerksamkeit der Mitbewohner noch die Plünderungen der Gestapo hatten bislang auch nur einen Krümel seines Vorrats zutage fördern können.
    »Seit ich hier wohne, haben wir schon viele Abgänge gehabt«, bemerkte Dr. Klein. »Als Arzt schmerzt es mich natürlich, Sie verstehen schon, hippokratischer Eid und so weiter. Andererseits kann ich es aber auch verstehen, wenn jemand in unserer Situation sein Ableben selbst in die Hand nimmt. Jedoch sollte das nicht aus Versehen passieren.«
    Vielsagend zwinkerte er Lisa zu. Wollte er andeuten, dass sie den Gashahn vorsätzlich aufgedreht hatte, um sich selbst zu töten? Oppenheimer war sich nicht sicher.
    Lisa ignorierte die Anspielung des Doktors und nippte an dem dampfenden Getränk, das Oppenheimer vor sie hingestellt hatte.
    »Ich bin schon wieder in Ordnung«, murmelte sie. »Wir brauchen neuen Sand gegen die Brandbomben, Richard hat ihn ausgeschüttet. Und dann muss der alte Schlesinger auch etwas wegen der kaputten Fensterscheibe tun.«
    Als sie Anstalten machte, sich zu erheben, legte Klein seine Hand auf ihre Schulter. »Sie müssen sich jetzt ausruhen, Frau Oppenheimer. Ich sage dem alten Schlesinger Bescheid. Sie bleiben wohl besser hier, Herr Oppenheimer.« Ein verräterisches Blitzen erschien in seinen Augen. Oppenheimer verstand. »Müssen Sie diesen« – Oppenheimer suchte nach dem passenden Wort – »Vorfall melden?«
    »Wenn mich unser Herr Hauswart nicht fragt, werde ich auch nicht lügen müssen. Aber wundern Sie sich nicht über die Gasrechnung, die Sie bekommen werden. An Ihrer Stelle würde ich ohne Kommentar bezahlen.«
    Nachdem sich der Doktor verabschiedet hatte, legte Oppenheimer seinen Arm unbeholfen um Lisa. Er hatte ein schlechtes Gewissen ihr gegenüber, da sie nur wegen ihm in diese Lage geraten war. Aber es waren nicht nur Gewissensbisse, die Oppenheimer plagten. In den letzten Jahren hatte sich die Furcht in ihre Liebe geschlichen. Oppenheimer wusste, dass diese Situation für Lisa nicht neu war, sie sorgte sich schon immer um ihn. Schließlich hatte er bei der Kripo allzu häufig mit zwielichtigen Gestalten zu tun gehabt. Doch erst seit die Bombardierungen begonnen hatten und sich auch Lisa in steter Lebensgefahr befand, konnte Oppenheimer verstehen, was sie die ganzen Jahre über durchgemacht hatte. Wenn er und Lisa nicht zusammen waren, lauerte in ihren Gedanken stets die Angst, dass dem jeweils anderen etwas zustoßen könnte.
    »Wo bist du gewesen?«, fragte sie.
    »Es war nichts. Eine Morduntersuchung, Routinekram«, beschwichtigte Oppenheimer.
    »Aber du bist nicht mehr bei der Kripo.«
    »Tja, ich weiß nicht, was sie wollen. Ausgerechnet von mir. Es ist wirklich verrückt, aber so wie es aussieht, brauchte mich die SS als Berater.«
    Bei der Erwähnung der SS fuhr Lisa zusammen. Panik spiegelte sich in ihrem Blick.
    »Es ist halb so wild«, versuchte Oppenheimer, sie zu beruhigen. »Sie haben mich ja wieder laufenlassen.«
    »Du musst abtauchen«, drängte Lisa, »sofort. Du darfst hier nicht mehr übernachten. Sonst erwischen sie dich.«
    »Die werden nicht mehr kommen.«
    »Das ist zu unsicher. Geh zu Hilde. Ich muss später sowieso noch zu Hinrichs. Ich hatte Eva versprochen, vorbeizuschauen.«
    »Du hast doch gehört, was Dr. Klein gesagt hat«, redete Oppenheimer ihr zu. »Du solltest nicht zu Hinrichs gehen, du musst dich ausruhen. Ich kann dich jetzt nicht allein lassen. Ich muss Hilde schließlich nicht an jedem Sonntag besuchen.«
    Lisa schüttelte den Kopf. »Du verstehst nicht. Sie hat uns doch schon mal geholfen. Sie soll was für dich tun. Du hast gesagt, sie hat Verbindungen. Sie kennt Leute im Untergrund. Es ist zu gefährlich, wenn jetzt schon die SS anrückt. Du musst

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