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Germania: Roman (German Edition)

Germania: Roman (German Edition)

Titel: Germania: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Gilbers
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Meter von ihnen entfernt am Eingang der Gartenkolonie aufgestellt war. Waldesluft verträgt nicht Judenduft stand darauf.
    Oppenheimer hatte ihm zwar immer alles erzählt, als sie noch zusammen im Dienst waren, doch anstatt seine Situation nun umständlich zu erklären, griff er auf seine alte Notlüge zurück. »Bin konvertiert.«
    Billhardt gab sich damit zufrieden und öffnete das Tor zu seiner Parzelle. »Na, da hast du noch rechtzeitig den Absprung geschafft. Aber komm doch herein. Mensch, wir haben uns lange nicht mehr gesehen.«
    An diesem Tag hatte Oppenheimer wenig Lust verspürt, Hilde seinen sonntäglichen Besuch abzustatten. Die Verunsicherung darüber, dass sie Abtreibungen vornahm, saß immer noch tief. Er war wie jeden Sonntag routinemäßig zum Beusselkiez gegangen, um sich dort umzuziehen. Zumindest in den frühen Morgenstunden war es ein strahlender Sommertag gewesen und heißer, als Oppenheimer zunächst erwartet hatte.
    Doch als er in Edes Bude seine Jacke auszog, war ihm aufgefallen, dass er eigentlich keine Ahnung hatte, wohin er gehen sollte. Schließlich beschloss er, Kommissar Billhardt aufzusuchen. Er wusste nicht, ob dieser immer noch im Polizeidienst war, und um ehrlich zu sein, war er sich nicht einmal sicher, ob Billhardt überhaupt noch lebte. Oppenheimer suchte die Laubenkolonie in Neukölln auf, wo Billhardt bislang seine Wochenenden zu verbringen pflegte.
    »Ich hatte befürchtet, dich hier nicht anzutreffen«, sagte Oppenheimer, nachdem er sich neben ihm auf die Bank gesetzt hatte.
    »Ich bin auch erst seit ein paar Monaten wieder da. Hast Glück gehabt, Oppenheimer.«
    Es war sonderbar, doch sie beide hatten die Angewohnheit, sich gegenseitig beim Nachnamen zu nennen und sich trotzdem zu duzen.
    »Nun sag mal, worum geht es?«
    In kurzen Sätzen erklärte Oppenheimer, an welchem Fall er gerade arbeitete. Er berichtete die wichtigsten Fakten, ohne preiszugeben, welche Personen in die Ermittlung involviert waren.
    »Soso, eine geheime Untersuchung?« Billhardt runzelte die Stirn. »Höchst interessant, aber beneiden tue ich dich nicht. Klingt ganz nach einem Wahnsinnigen wie Großmann. Und was für ein Problem hast du? Kommst du nicht mehr weiter?«
    »Der Mörder muss schon früher auffällig geworden sein. Deshalb wollte ich dich fragen, ob dir schon mal ein ähnlicher Fall untergekommen ist. Nicht unbedingt in Zusammenhang mit einem Mord.«
    Billhardt nickte. »Ich weiß, was du meinst. Es geht dir um die Methode, mit der er die Frauen attackiert, habe ich recht?«
    Oppenheimer nickte. »Dass er sie stranguliert, ist nicht weiter auffällig. Mir geht es in erster Linie um die Verletzungen, die er seinen Opfern zufügt. Zum einen die verstümmelten Genitalien, und dann noch die Gegenstände in den Ohren. Ist dir jemals etwas Ähnliches untergekommen?«
    Billhardt ging zu seinem kleinen Geräteschuppen. »Willst du auch ein Glas Wein?«
    »Weißwein?«, fragte Oppenheimer.
    Grinsend holte Billhardt eine Flasche hervor. »Weißwein ist auch da. Ich habe hier immer meine eiserne Reserve dabei.«
    Als Oppenheimer den Wein kostete, schien sich Billhardt an etwas zu erinnern.
    »Da war was«, sagte er zögernd. »Ein Kollege hat es mir erzählt. Du warst damals auch noch im Dienst. Es muss kurz vor der Machtergreifung gewesen sein. Also 1932 oder ’33. Aber ich weiß es nicht mehr genau.«
    »An was kannst du dich denn noch erinnern?«
    »Es war eine Verletzung. Bei einer Frau. Sie wurde mit einem Messer attackiert und hatte mehrere Stiche in der Scheidengegend. Keine Ahnung, ob dir das weiterhilft.«
    Oppenheimer hielt gespannt den Atem an. Dies schien ein verwertbarer Hinweis zu sein. »Was war mit dem Fall? Kannst du dich noch an etwas anderes erinnern?«
    Billhardt seufzte frustriert. »Alles weg. Komplett. Ich müsste im Archiv nachschauen. Damals hat es mich ziemlich mitgenommen, als ich davon hörte.«
    »Du bist also noch im Dienst?«
    »Ja, wenn man es so nennen will. Wenn du nächstes Wochenende kommst, kann ich mehr über den Fall sagen, vorausgesetzt, ich finde die Akte. Seit im Winter das Polizeipräsidium am Alex ein paar Bombentreffer kassiert hat, herrscht ein totales Durcheinander. Die einzelnen Abteilungen, die Unterlagen, alles ist jetzt in der ganzen Stadt verteilt.«
    »Das würde mir sehr helfen. Es ist furchtbar, herumzusitzen und tatenlos auf den nächsten Mord warten zu müssen.«
    »Kann ich verstehen.« Billhardt trank einen Schluck Wein. Oppenheimer konnte es

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